Seite:Wilamowitz Geschichte der griechischen Sprache 23.jpg

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daß er einmal Gnomen häuft: das soll die naive Rede eines Mädchens charakterisieren[1].

Herodot vertritt für uns glänzend den Stil der Erzählung und ebenso der Schilderung in den νόμιμα βαρβαρικά. Hier zunächst müßte der Anschluß an das Epos hervortreten, wenn sich die Prosa aus ihm gebildet hätte, was oft behauptet wird, aber wo Herodot homerische Wendungen einflicht, ist es ein Zitat oder mindestens ein Anklang, der als solcher erkannt werden soll; das fehlt auch in der Tragödie nicht. Auch die Einführung kleiner direkter Reden ist mit Homer nur darum in Übereinstimmung, weil jede natürliche Erzählung die eingeführten Menschen sprechen läßt. Indirekte Rede, die bei späteren Erzählern häufig wird, ist eine potenzierte Hypotaxis, schleppend überall; wenn sie sich Apollonios im Epos erlaubt, empfinden wir es als anstößig. Geschaffen hat seinen Erzählungsstil Herodot gewiß nicht, aber wir haben so gut wie nichts älteres zur Vergleichung. Er mag seiner Zeit schon etwas naiv geklungen haben; Ion wenigstens hat alles überwunden, was archaisch klingen könnte, und hat damit etwas erreicht, was keinem Athener gegeben war. Die letzten Bücher Herodots, zumal ihre Reden, zeigen auch den Fortschritt; er hat noch an der jungen Rhetorik gelernt, wohl auch an dem gesprochenen Attisch von Politikern und Sachwaltern.

Wer die Fülle historischer Erinnerung und poetischer Umgestaltung überschaut, die in der Heldensage steckt, kann nicht bezweifeln, daß es neben der epischen Verarbeitung durch die Rhapsoden auch Erzähler gegeben

  1. III 53: Eine Tochter Perianders redet ihrem Bruder Lykophron gut zu: παῦσαι σεαυτὸν ζημιῶν. ἡ φιλοτιμίη κτῆμα σκαιόν. μὴ τὰ κακὸν κακῶι ἰῶ. πολλοὶ τῶν δικαίων τὰ ἐπιεικέστερα προτιθεῖσιν. πολλοὶ δὲ ἤδη τὰ μητρῶια διζήμενοι τὰ πατρῶια ἀπέβαλον. τυραννὶς χρῆμα σψαλερὸν· πολλοὶ δὲ αὐτῆς ἐρασταί εἰσιν, ὃ δὲ γέρων τε δὴ καὶ παρηβηκώς. μὴ δῶις τὰ σεαυτοῦ ἄλλοισιν.