Seite:Wilhelm ChinVolksm 138.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Spaß machen. Er deutete auf den Gelehrten und sprach: „Ich weiß nichts von allen den Schriften und Gebräuchen der Heiligen und Weisen und bin doch ein König hochgeehrt. Dieser Gelehrte da müht sich sein ganzes Leben ab über seinen Büchern, und er bleibt doch arm und bringt es zu nichts. Wenn er es über sich gewinnt, mir als Beamter treu zu dienen, so soll er auch zu unserem Mahle zugelassen werden.“

Das ärgerte den Gelehrten, und er schlug mit seinem Buch nach ihnen. Da stoben sie auseinander und krabbelten zur Tür hinaus. Er ging ihnen nach und grub die Erde auf an dem Platz, wo sie verschwunden. Da kam er auf ein Ameisennest, groß wie eine Tonne. Darin krabbelten zahllose grüne Ameisen herum. Er machte ein Feuer und räucherte sie aus.


50. Der kleine Jagdhund

In Schansi lebte ein Scholar, dem war es in der Gesellschaft der anderen zu lärmend. Darum schlug er seine Wohnung in einem Buddhistentempel auf. Er hatte jedoch sehr darunter zu leiden, daß in dem Raum Wanzen, Mücken und Flöhe in großer Zahl waren, so daß er die ganze Nacht nicht schlafen konnte.

Einst ruhte er nach dem Essen auf dem Bette aus. Da kamen plötzlich zwei kleine Ritter herein mit Federbüschen auf den Helmen. Sie mochten ungefähr zwei Zoll groß sein und ritten auf Pferden so groß wie Heuschrecken. An der Hand trugen sie Fausthandschuhe und hielten Jagdfalken in der Größe von Fliegen. Sie ritten im Zimmer umher in großer Geschwindigkeit. Eben hatte der Scholar seine Blicke auf sie gerichtet, da trat ein anderer herein, der ebenso gekleidet war wie die ersten, aber Bogen und Pfeile umhängen hatte und einen Jagdhund mit sich

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_138.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)