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sahen, da fügten sie sich der Rede des Weisen. Auch mit dem Schein der großen und der kleinen Perlen verhielt es sich genau so, wie der Weise es gesagt hatte.

Die Boten hatten in dem Drachenschlosse eine feine Kost bekommen wie Blumen, wie Kräuter, wie Salbe, wie Zucker. Einen Rest davon hatten sie in die Hauptstadt mitgebracht; doch wie sie an die Luft kam, ward sie fest wie Stein. Der Kaiser befahl, sie in dem Schatzhaus aufzuheben. Dann verlieh er den drei Brüdern Rang und Titel und beschenkte jeden mit tausend Rollen feinen Seidenzeugs. Er ließ auch nachforschen, warum wohl jener Fischer, als er in die Höhle geriet, von den Drachen nicht umgebracht worden war. Da stellte sich heraus, daß seine Fischerkleidung mit Leinöl und Baumwachs getränkt war. Die Drachen hatten sich vor dem Geruch gefürchtet.


54. Hilfe in der Not

Zwanzig Meilen östlich von Gingdschou ist der Mädchensee. Er hat einige Meilen im Geviert. Er ist von dichtem, grünem Gebüsch und hohen Wäldern rings umgeben. Sein Wasser ist klar und tiefblau. Oft zeigt sich darin allerlei Wundergetier. Die Leute der Umgegend haben dort einen Tempel errichtet für die Drachenprinzessin. In dürren Zeiten wallfahrten sie alle dahin, um zu beten.

Westlich von Gingdschou, zweihundert Meilen weit, ist ebenfalls ein See, dessen Gott Tschauna heißt und viele Wunder wirkt. Zur Tang-Zeit war in Gingdschou ein Beamter namens Dschou Bau. In seiner Amtszeit begab es sich, daß im fünften Monat plötzlich Wolken sich erhoben, die sich wie Berge auftürmten, und zwischen denen Drachen und Schlangen sich wanden; die fluteten hin und her zwischen den beiden Seen. Sturm und Regen, Donner

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_153.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)