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machte er wieder seine Purzelbäume, bis er an den ursprünglichen Platz kam. Er sprang von der Hand herunter und sagte lachend: „So, nun mach’ rasch, daß der Himmelsherr sein Himmelsschloß mir einräumt! Ich war am Ende der Welt und habe ein Zeichen dort hinterlassen.“

Buddha schalt: „Du infamer Affe, hast mir in die Hand gepißt! Wie willst du denn behaupten, daß du aus meiner Hand gekommen seist? Sieh einmal, ob an meinem Mittelfinger unten ›der himmelgleiche Große Heilige‹ steht oder nicht! Und da, mein Daumen ist noch nicht trocken, und du willst immer noch recht haben?“

Sun Wu Kung erschrak aufs äußerste; denn er sah auf den ersten Blick, daß es sich so verhielt. Noch gab er sich äußerlich nicht zufrieden, sagte, er wolle noch einmal nachsehen, und suchte die Gelegenheit zu benutzen, um sich davonzumachen. Aber Buddha deckte die Hand auf ihn, schob ihn zum Himmelstor hinaus und bildete aus Wasser, Feuer, Holz, Erde und Metall ein Gebirge, das er ganz sachte auf ihn deckte, um ihn festzuhalten. Ein Zauber, der an einen Felsen geklebt war, hielt ihn fest.

Hier mußte er jahrhundertelang liegen, bis er endlich sich bekehrte und erlöst wurde, um dem Mönch vom Yangtsekiang zu helfen, die heiligen Schriften aus dem Westen zu holen. Er verehrte den Mönch als Meister und hieß von da ab der Wandernde. Guan Yin, die ihn befreite, gab dem Mönch einen goldenen Reif. Sun Wu Kung ward bewogen, ihn aufzusetzen, und sofort wuchs er ihm ins Fleisch hinein, daß er ihn nicht mehr ausziehen konnte. Guan Yin aber gab dem Mönch einen Zauber, durch den er den Ring enger machen konnte, wenn der Affe etwa einmal nicht folgen wollte. Von da an war er dann stets artig und gesittet.

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_384.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)