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74. Die verwandelte Frau, vgl. Tang Dai Tsung Schu.

Auch hier scheint es sich um eine Rakchas’i zu handeln, die sich für eine Zeitlang in ein Mädchen verwandelt hatte, bei der die ursprüngliche Natur aber wieder durchbrach.

75. Das Oger-Reich. Vgl. Liau Dschai.

Die Oger hier sind die Ureinwohner Ceylons, ebenfalls Rakchas genannt, die als menschenfressende Ungetüme in den Sagen vorkommen.

76. Das geraubte Mädchen. Vgl. Sü Tsi Hiä.

Der Oger hier ist ein Fe Tiän Yä Tscha oder Yakscha.

77. Der fliegende Oger. Vgl. Tang Dai Tsung Schu.

Auch hier handelt es sich um eine Yakscha.

78. Giftmischen. Quelle: mündliche Überlieferung.

Die Geschichte spielt im Süden Chinas. Dennoch findet sie sich in der Umgegend des deutschen Schutzgebiets. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß die Stammbäume einer großen Anzahl von Familien dieser Gegend auf Yünnan zurückführen. Es kann sich möglicherweise um mitgebrachtes Gut handeln. Vielleicht sind die Vermittler auch einzelne Beamte, die im Süden tätig waren.

79. Schwarze Künste. Quelle: mündliche Überlieferung.

Realgar hat chinesischer Anschauung nach giftlösende und stärkende Wirkung.

80. Das treue Mädchen. Quelle: mündliche Überlieferung.

Die Geschichte erinnert an den Grafen von Gleichen. Eine derartige Doppelehe ist in China ebenso ungewöhnlich wie in Europa. Man kennt wohl Nebenfrauen, aber keine zwei gleichgeordneten Hauptfrauen.

81. Die bemalte Haut. Vgl. Liau Dschai.

„Verlorene Menschen haben keine Heimat“: Mit diesen Worten deutet der Geist seinen Zustand an. Damit, daß der Jüngling dennoch an ihr festhält, begibt er sich in ihren Bann.

Stellvertreter: Dadurch, daß der Geist einen andern Menschen ins Verderben lockt, wird er selber frei zu neuer Geburt. Vgl. Die Geister der Erhängten, Nr. 66.

Im Tempel des grünen Herrn: Der grüne Herr ist derselbe wie der Königvater des Ostens, vgl. Nr. 15.

Zauberwedel: Die Taoisten haben an einem Holz befestigte Roßhaarwedel zur Vertreibung der bösen Geister.

82. Die Sekte vom weißen Lotos. Quelle: Liau Dschai.

Die Sekte vom weißen Lotos ist eine der revolutionären Geheimsekten Chinas. Sie geht ebenfalls auf den Tung Tiän Giau Dschu als ihren Herrn zurück. Vgl. Nr. 18, Anm.

„Das ist ein Berggeist“: Der Berggeist ist natürlich ein Blendwerk des Zauberers, durch das er sich und die Seinen aus der Gewalt der Soldaten bringt.


Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)