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sei kein Platz. Im December 1757 wird daher auch ein Aufnahmeantrag abgelehnt, der einen Lübeckischen Untergehörigen betraf, bei dem Malum de mania vorhanden war. Er hatte einen Tagelöhner zu entleiben versucht, und hatte die Juristen-Facultät zu Rostock ein Urtel darüber gefällt.

1757 December wird noch ein anderer geisteskranker Verbrecher aus Preetz ins Zuchthaus gebracht.

1763 empfiehlt der Zuchthausverwalter einen Züchtling wegen seiner stillen Gemüthsbeschaffenheit als Dollwärter zur Pflege und Aufsicht der Wahnsinnigen.

Aus den Rentekammerakten erfährt man noch Einiges über die Verpflegungskosten und die dabei üblichen Einrichtungen. Ein Cammer-Rath Jahn wird als Entrepreneur des Zucht- und Dollhauses bezeichnet; nach einem Contract war nun dieser Unternehmer nur verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Kranken ohne besondere Vergütung aufzunehmen. Es wird daher z. B. im Februar 1773 bestimmt, jährlich aus der Cammer-Kasse pränumerando 36 an den Canzlei-Rath Jahn auszuzahlen für einen in Schwermuth gerathenen Insten aus der Braunschweig, da die contractmäßige Anzahl der unentgeltlich aufzunehmenden Personen im Dollhause über complet sei.

1778 wird um Vergrößerung des Dollhauses in Neumünster gebeten; dasselbe sei nur für 6 Wahnwitzige eingerichtet, und wenn mehrere vorhanden, müßten sie in denen Geheimen Cammern des Zuchthauses aufbewahrt werden. Am 9. März 1783 reichte der die Anstalten in Neumünster beaufsichtigende Physikus Suadicani in Segeberg ein Gutachten ein, worin es nach einer Klage über die thranstinkenden Zimmer heißt: „Und nun vollends die Wahnsinnigen! was soll der Chirurgus damit anfangen? soll er sie heilen? das ist so leicht nicht; und doch wäre vielen dieser unglücklichen zu helfen! viele wären ihren Kindern, Verwandten, Mitbürgern wiederzugeben – könnten nützliche Glieder des Staats werden anstatt daß nun die Art der Einsperrung und Gesellschaft das sicherste

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)