Seite:Zeitschrift der Gesellschaft fr schles-20 0180.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kranken die Speisen gereicht. Allerdings wurde zu solchen Einsperrungen nur selten geschritten, weil man die Rasenden mit besserem Erfolg entweder in geräumigen und hellen Kammern an der Bettstelle anschloß oder in einen besonders eingerichteten Tollstuhl sperrte, der mehr und minder eine Befestigung der Hände und Füße zuließ, je nachdem der Grad der Wuth eines oder das andere nothwendig machte. Deliranten kamen in Kammern mit eisernen Stangen und Aufschlage-Fenstern, von denen die kleinste 10 Fuß lang und 5 breit, die größte 14 lang und 11 Fuß breit war, bei einer Höhe von 131/2 – 10 Fuß.

Von diesen Behältnissen sind Skizzen im Grundriß vorhanden. Die Pritschen standen unter’m Fenster, Oefen waren nur in sehr wenigen, aber in jedem ein „Block nöthigenfalls zum Anschließen von Rasende und Unsinnige“. Einzelne hatten einen Tisch; eine Kammer war ohne Fenster, eine andere wird eine dunkle Kammer für Wahnwitzige genannt. Im Ganzen sind 20 solcher Räume, je 10 in einer Reihe verzeichnet.

Es gab 39–76 Fuß lange Corridore, und die Kranken benutzten den Spazierhof der Züchtlinge. Einzelne gingen auch mit zur Arbeit in die Stadt, brachten Waaren an die Schiffe u. s. w.

Im Jahre 1737, also schon vor Erbauung des Irrenhauses war ein Chirurg am Glückstädter Zuchthaus angestellt, der monatlich 8 Rthl. erhielt, außerdem aber noch Extrabezahlungen für Extrafälle, ja sogar für Bart- und Haarscheeren erhielt er pro Kopf jährlich 1/2 Thlr. 1743 wollte man den Physikus Dr. Hansen für innere Kuren mit 50 jährlich anstellen, bei einem damaligen Bestand von 50 Züchtlingen; dieser nannte den oben erwähnten Barbier einen unwissenden Menschen. Während der nächsten Jahre scheint die Frage der Anstellung des Medicus geruht zu haben, weil der Dr. H. wegen einer Affaire mit seinen Creditoren wenig habe am Ort sein können; 1748 wurde dann die Anstellung des Arztes der Kosten wegen abgelehnt. Von 1760–1786 finden wir als Zuchthausarzt den Physikus Dr. Koeppen angestellt,

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)