Seite:Zerstreute Blaetter Band III 129.jpg

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heraberbte. Niemand hatte etwas dagegen, wenn jedes Thier sprach, wie es in seinem Charakter, in der von ihm bekannten Lebensweise etwa sprechen konnte; und dem Ueberklugen, dem daran ein Zweifel ankam, dürfte man nur sagen: „Es war einmal! Es war eine Zeit, da die Thiere sprachen, da also auch der Fuchs und die Schlange sprach; jetzt sprechen sie dir nur in einem erdichteten Mährchen.“ Dem Kinde und dem anschauenden sinnlichen Menschen kam der Zweifel nicht ein; und das um so weniger, je mehr er mit ihnen bekannt war und ihre Sitten vor Augen hatte. Für Kinder und das Volk aber ward eigentlich die Fabel erzählet.


Wenn man also nicht sagen kann, daß die Thierfabel blos des Wunderbaren wegen erfunden sei, wäre sie etwa blos der allgemein bekannten Bestandheit des Thiercharakters

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)