Seite:Zerstreute Blaetter Band III 131.jpg

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von der Natur selbst vorgezeichnet. Wollen wir dies Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit nennen: so war diese Wahrheit der Analogie, mit der ihr beiwohnenden Lebhaftigkeit und Klarheit die Ursache der Fabel: denn eben dadurch gewann sie alle drei Stücke, die ein Bild oder eine Allegorie haben muß, um sich der menschlichen Seele zu empfehlen. Unter dieser Wahrheit, Lebhaftigkeit und Klarheit war nun sowohl die Bestandheit der Thiercharaktere, als ihre Verschiedenheit, mithin der Reichthum, die abwechselnde Neuheit, das Unerwartete der Belehrung, die anschaulichste Einfalt, ja Alles enthalten, was man sonst von der Thierfabel zu rühmen pfleget; wovon doch das Meiste sich auf anschauliche Aehnlichkeit zurückführen ließe. Die Aesopische Fabel nämlich war gleichsam die Grenze zwischen Dichtung und Moral. Sie flog durch alle Räume der Natur, ja durch ein „man sagt“ in die

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)