Seite:Zerstreute Blaetter Band III 153.jpg

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vorschlagen, der sowohl auf die Anwendung der Fabel selbst, als auf die Erfindung ähnlicher Fälle zum wirklichen Gebrauch des Lebens wiese. Es wäre nämlich die reine Erzählung der Situation, auf welche die Dichtung paßt und zwar eine treffende Erzählung nach allen Umständen der Fabel. Hier lernte der Jüngling nicht nur einen allgemeinen Satz aus einer Geschichte finden und einen neuen aus einer veränderten Geschichte abstrahiren; (eine Uebung, der ich ihren Nutzen nicht absprechen will;) sondern er gewöhnte sich in der Fabel selbst das Wesentliche vom Unnöthigen zu unterscheiden, die ganze Situation derselben praktisch anzusehen und die brauchbarste seiner Seelenkräfte, die analogische Erfindungskraft zu üben. In jedem Stande des Lebens ist uns diese unentbehrlich. Die Seele fragt sich unaufhörlich bei jeder neuen Situation, in der sie sich findet: „bist du in ihr oder in einer ähnlichen gewesen? hast du sie bei

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)