Seite:Zerstreute Blaetter Band III 170.jpg

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ausgemahlt sind. Das Kind lernet sie und druckt sie sich ein; es empfängt mit dieser simpeln Anschauung ein Naturgesetz Gottes in seine Seele, nach welchem es in seinem Kreise gleichfalls handeln soll. Wie manche schöne Fabel haben wir darüber, daß wer keinen Verstand braucht, nothwendig zu Grunde gehe; daß wer nach fremden Vorzügen trachtet, die seinigen schändlich aufopfere; daß wer dem andern eine Grube gräbt, sie sich selbst bereite; daß in der ganzen Natur ein Gesetz der Wiedervergeltung herrsche, mithin wer da hasset, gehaßt, wer verfolget, verfolgt werde; daß Falschheit, Tücke und Arglist überall niederträchtig, hingegen Wahrheit, Liebe, Geselligkeit, Treue und Ordnung, die Beobachtung der väterlichen, mütterlichen, kindlichen, freundschaftlichen, häuslichen und Gesellschaftsplichten ein allgemeines, ersprießliches Gesetz der Natur sei u. f. In vielfacher Rücksicht sind Thiere hierüber die unbefangensten Lehrer der Menschheit:

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)