Seite:Zerstreute Blaetter Band III 202.jpg

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Doch Kind des Irrthums, weine nicht. Der Allerbarmende hat dir deinen Fehl verziehn und ihn in Wohl verwandelt. Geh, sprach er, zu der Reuenden und sprich ihr tröstend zu: auch sie in ihrem Glanze sei Königinn der Nächte, der Sterne Königinn. Die Thränen ihrer Reue will ich zum Balsam machen, der alles Lechzende erquickt, der das vom Stral der Sonne Ermattete mit neuer Kraft belebet.“

Getröstet wandte sich Luna vom Antlitz des Engels weg und als sie sich wandte, siehe da umfloß sie jener milde Glanz, in welchem sie jetzt noch glänzt: sie trat den stillen Gang an, den sie noch jetzo geht. Beweinend ihre Schuld, sucht sie, wen sie erquicke, sie suchet, wen sie tröste.


Tochter der Schönheit, hüte vor Neide dich. Der Neid hat Engel vom Himmel gestürzt: er hat die holde Gestalt der Nacht, den schönen Mond verdunkelt.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)