![]() |
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung |
|
„Ein Baum der Erkänntniß des Guten und Bösen? sprach Adam in seinem Herzen. Alle andere Bäume geben mir nur irdische, leibliche Nahrung; und dieser, der meinen Geist stärkt, der die Kräfte meines Gemüths erhebet, wäre mir verboten?“ Noch unterdrückte er den Gedanken; als aber das Beispiel und eine Stimme der Verführung zu ihm sprach, kostete er von der Frucht, deren Saft noch jetzt in aller Menschen Herzen gähret. Alle schätzen wir geringe, was uns vergönnet ist und sehnen uns nach dem Verbotnen: wir wollen nicht glücklich seyn durch das, was wir sind, sondern haschen nach Etwas, das über uns ist und außer unserm Kreise lieget.
„Du hast den Menschen ein hartes Verbot gethan, sprachen die Engel der Eigenschaften, als Gott vom Paradiese zurück kehrte: denn was ist
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)