Seite:Zerstreute Blaetter Band III 235.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Der Rabe Noahs.


Aengstig blickte der Vater Noah aus seinem schwimmenden Kasten hinaus und wartete, bis die Wasser der Sündfluth fielen. Kaum sahen der Berge Spitzen hervor, als er alles Gefieder um sich rief, aus ihnen einen Kundschafter der Welt zu wählen. „Wer, sprach er, unter euch will mir Bote seyn, ob unsre Rettung nah ist?“ Und siehe, da drängte sich vor allen der Rabe hervor mit seinem Geschrei; nicht aus Treue zu Noah, noch aus Dienstbegier für seine eingeschlossenen Brüder: er witterte nur nach seiner scheußlichen Lieblingsspeise. Kaum war das Fenster geöfnet: so flog er hin und kehrte nicht wieder, der Undankbare vergaß seines Retters und seines Geschäfts; er hing am verwesenden Aase –

Aber die Rache blieb nicht aus. Noch war die Luft von giftigen Dämpfen voll und schwere

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)