Seite:Zerstreute Blaetter Band III 238.jpg

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schnell der Berg des Paradieses sich vor ihr erhub mit seinem grünenden Wipfel. Ueber ihn hatten nichts vermocht die Wasser der Sündfluth und der reinen Taube war die Zuflucht zu ihm unverboten. Freudig eilete sie und ließ sich am Fuß des Berges nieder. Ein schöner Oelbaum blühete da: sie brach ein Blatt des friedlichen Baums und eilte gestärkt zurück und legete den Zweig auf des schlummernden Noah Brust. Er erwachte und roch daran den Geruch des Paradieses: da erquickte sich sein Herz: er erquickte die Seinigen, bis ihm sein Retter selbst erschien, und bekräftigte bald der Taube gute Botschaft.

Immer ist seitdem die treue Taube eine Dienerin der Liebe und des Friedens. Wie Gold und Silber glänzen ihre Flügel, sagt das Lied; ein Schimmer noch vom Glanz des Paradieses, das sie auf ihrer treuen Wanderschaft erquickte.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)