Seite:Zerstreute Blaetter Band III 334.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

tausendfach-nutzbaren, angenehmen Trank der Fruchtbarkeit für alle Wesen bereitet?

Sofort ergiebt sich auch, wie dieses Gefäß, aus welchem man ursprünglich der Sonne opferte, nachher zu so Mancherlei gemacht werden konnte, wovon seine erste einfache Bedeutung nichts wußte. Das Horn, woraus man Wasser goß, ward zu einer Blume, zu einem Becher der Unsterblichkeit, der Weissagung, zu einem Gefäß der Chymie, ja gar zum philosophischen Steine; lauter Erweiterungen, die bald sein Name, bald seine Gestalt und Materie, bald sein Gebrauch mit sich führte.r) [1] Gnug, in der



  1. r) Im Zend-Avesta ist vielleicht noch das heilige Gefäß Havan, in welchem die Parsen den Saft der Unsterblichkeit bereiten, ein pfaffenmäßiges trauriges Ueberbeibsel dieser alten Tradition: denn der Sage nach hat eben jener Hom, der ihnen das Gewächs der Unsterblichkeit gezeigt, unter Dschemschid gelebet. S.Zend-Avesta art. Havan, Hom etc. Herbelot sagt unter dem Namen Mircond, daß er aus Mircoand, Mircavend zusammengezogen sei; vielleicht daß dieser [335] Name also,(da Mihr die Sonne heißt) und Rhondemir mit ihm, das Gefäß der Sonne bedeutet, gerade wie es die Griechen im Wort Kondy nannten.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_334.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)