Seite:Zerstreute Blaetter Band I 192.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Schlaf.

––––

In jener Schaar unzählbarer Genien, die Jupiter für seine Menschen erschaffen hatte, um durch sie die kurze Zeit ihres mühseligen Lebens zu beglücken und zu vergnügen, war auch der dunkle Schlaf. „Was soll ich, sprach er, da er seine Gestalt ansah, unter meinen glänzenden gefälligen Brüdern? welches traurige Ansehen habe ich im Chor der Scherze, der Freuden und aller Gaukeleyen des Amors? Mag es seyn, daß ich den Unglücklichen erwünscht bin, denen ich die Last ihrer Sorgen entnehme, und sie mit milder Vergessenheit tränke. Mag es seyn, daß ich dem Müden gefällig komme, den ich doch auch nur zu mühseliger neuer Arbeit stärke. Aber denen, die nie ermüden, die von keiner Sorge des Elendes wissen, denen ich immer nur den Kreis ihrer Freunde störe.“ –

     Du irrest, sprach der Vater der Genien und Menschen, in deiner dunklen Gestalt wirst du

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_192.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)