Seite:Zerstreute Blaetter Band I 280.jpg

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Erde; welche Erholung uns Gott auf einem Stern bereitet hat, auf dem uns Mond und Sonne, die beyden schönen Himmelslichter, abwechselnd durchs Leben leiten! Und wie niedrig, klein und verschwindend der Punkt unsers Erdenthals sey, gegen die unermeßliche Pracht und Herrlichkeit aller Sterne, Sonnen und Welten.

Was denken Sie, sagte Theages, anjetzo von ihrem principio Minimi[1], nach welchem Sie sich immer auf der Erde umhertummeln wollen und an dies Staubkorn geheftet sind? Sehen Sie gen Himmel, Gottes Sternenschrift, die Urkunde unsrer Unsterblichkeit, die glänzende Charte unsrer weitern Wallfahrt! Wo endet das Weltall? Und warum kommen von dorther vom fernsten Stern zu uns Stralen hinunter? Warum sind dem Menschen die Blicke und der flammende Flug unsterblicher Hofnungen gegeben? Warum deckt uns Gott, wenn wir Tagüber vom Stral der Sonne ermattet und an unsern Staubklump gefesselt waren, Nachts dieses hohe Gefilde unendlicher ewigen Aussichten auf? Verlohren



  1. Prinzip der kleinsten Wirkung


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_280.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)