Seite:Zerstreute Blaetter Band I 313.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

     Th. Wie es überhaupt ein seltner, feiner Mann war. Ich liebe dergleichen Einkleidungen, sie umkränzen eine Wahrheit so niedlich!

     Ch. Und was halten Sie von der Seelenwandrung der Juden, die die Rabbinen Ibbur nennen? Sie sagen, daß sich zu einem Menschen mehrere, auch Menschenseelen, gesellen können, die ihm insonderheit zu gewissen Zeiten, (wenn nämlich, ein freundschaftlicher Geist siehet, daß ers bedarf, und Gott es ihm erlaubet) beystehen, ihn stärken, begeistern, mit und in ihm wohnen. Sie verlassen ihn aber, wenn das Geschäft zu Ende ist, dazu sie ihm helfen sollen: es sey denn, daß Gott einen Menschen mit diesem Beystande eines fremden Geistes bis an sein Ende begünstige.

     Th. Die Dichtung ist lieblich. Sie erklärt, warum sich ein Mensch oft so ungleich handle? warum er insonderheit in spätern Jahren bisweilen so sehr unter sich sinke? Der fremde, hülfreiche Geist hat ihn verlassen, und er

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_313.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)