Seite:Zerstreute Blaetter Band I 335.jpg

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habe, und eine völlige Vereinigung der Wesen in unserm Weltall selten oder gar nicht statt finde, daß also auch die Bande dieser Vereinigung, Verlangen und Sehnsucht, eben in der größten Anstrengung nachlassen müssen, und leider! oft, statt des Genusses, Ueberdruß und Sättigung gewähren. Man bemerkte bald, daß auch in diesem Gesetz Weisheit liege, weil der Schöpfer hierdurch eben so sehr den festen Bestand einzelner Wesen gesorgt hat, wie er durch Liebe und Sehnsucht für die Vereinigung und das milde Beysammenseyn mehrerer Geschöpfe sorgte. Man sahe, daß diese beyden Kräfte, die in der geistigen Welt das sind, was in der körperlichen Anziehung und Zurückstoßung seyn möchten, zur Erhaltung und Festhaltung des Weltalls gehören; und ich glaube, es war schon Empedokles, der Haß und Liebe zu Zeichnerinnen des Umrisses aller Geschöpfe machte:[1]



  1. Εν δε κοτω διαμορφα και ανδιχα παντα πελονται
    Συν δ’ εζη εν φιλοτητι και αλληλοισι ποθειται
    Εκ των γαρ παντ’ οσσ’ ην, οσσα τε εϛι και εϛαι


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_335.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)