Seite:Ziehnert Sachsens Volkssagen II 062.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Bestürzt fuhr rings die Schaar zurück:
„Das deutet Tod und Mißgeschick!“
     Das Lachen und das Necken

85
     ward jach zu Angst und Schrecken.


Der Löffel mit dem Zauberblei
     entstürzte Trudchens Händen.
„Weiß Gott, wie nur die Gießerei
     so traurig konnte enden!“

95
so sprach der alte Kilian,

„nun, nehmt’s euch nur nicht gar so an!
     Wer weiß, welch schädlich Wesen
     in euerm Blei gewesen.“

„So lang ihr fromm und ehrbar seyd,

95
     kann euch kein Teufel schaden,

bleibt bei der Tugend jederzeit,
     so seyd ihr gut berathen.
Jetzt aber laßt das Trauern seyn,
und tanzt einmal den Ringelreihn!“

100
     Der Alte sprach’s. Sie thaten

     geschwind, was er gerathen.

Allmählig war beim Ringeltanz
     die Bangigkeit verschwunden,
die Freude hatte endlich ganz

105
     sich wieder eingefunden.

Da sprach Bertholdens Schwester: Heut
giebt uns die Geisterwelt Bescheid!
     Laßt uns nach Reisern gehen,
     die an dem Wasser stehen!

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_062.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)