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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

In Penig ist einstens ein Späßchen geschehen!
     Da fiel es den lustigen Töpfern mal ein,
einen riesigen thönernen Topf sich zu drehen.

     Sie kommen in kurzem darob überein,

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und schlämmen den Thon, und drehen ohn’ Säumen,

     und formen und bilden mit kundiger Hand.

Bald prangte der Topf auf den Dösenbäumen,
     und ward dann fein sorglich im Ofen gebrannt;
drauf haben sie ihn gar stattlich glasiret.

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     Und wie er nun endlich ganz fertig dastand,

mit Bändern und Kränzen am Henkel gezieret,
     da liefen die Leute allweges herbei,

Und wer ihn nur sahe, der hat auch verführet
     vom Peniger Topfe viel Lobesgeschrei,

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und überall hat man die Meister gepriesen.


     Es gingen – glaubt nicht, daß es Lüge nur sey! –
funfzehn Eimer bequem in den thönernen Riesen.
     Der Kurfürst auch hörte die Kunde davon,

Und weil ihm das Wunder so hoch ward gepriesen,

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     so schickt er den jungen neugierigen Sohn

mit einem Hofjunker, den Topf zu besehen.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)