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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Was Schönes ist ein volles Glas,
nur darf man nicht das rechte Maaß
     im Trinken überspringen,
 sonst bringt der Wein uns in Gefahr;

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das macht so manches Beispiel klar,

     und eins will ich jetzt singen.

Der Mond begoß mit bleichem Schein
die alte Festung Königstein,
     und fand beim Trinkgelage

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sechs Pagen, die die halbe Nacht

mit Spiel und Zechen durchgebracht
     im traulichen Gemache.

Fünf lagen – ach, nicht jeder kennt
des Weines hitzig Temp’rament! –

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     bewustlos unterm Tische;

der sechste1) folgte gern auch nach,
nur hält ihn die Besorgniß wach,
     daß sie der Herr erwische.


[Ξ] 1)

Sein Name war Karl Heinrich von Grünau.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)