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unter strengster Zucht ein guter Grund für den späteren Gymnasialunterricht gelegt wurde. Eines besonderen Rufes erfreute sich damals das Gymnasium zu Augsburg unter der energischen Leitung des bekannten Rektors Metzger. Der Vater scheute die weite Entfernung nicht und brachte den begabten Knaben dorthin. Bald zeichnete er sich dort aus und zog die Aufmerksamkeit von Lehrern und Mitschülern auf sich. Die letzte Klasse des Gymnasiums absolvierte er in Nürnberg, woselbst er zugleich im v. Tucher’schen Hause Hauslehrer des einzigen Sohnes war. 1860 bezog er die Universität Erlangen. Er hatte in seiner Jugend sowohl auf dem Gymnasium als auch auf der Universität das Glück, hervorragend tüchtige Männer von charakteristisch verschiedenem Gepräge zu Lehrern zu haben. Manche derselben, wie Rektor Dr. Heerwagen, Prof. v. Hofmann und Prof. Heyder, würdigten ihn eines näheren Vertrauens. Er bewahrte ihnen allen dankbares Andenken und gedachte ihrer oftmals mit Ehrerbietung. Das Vorbild ihrer Pflichtstrenge, ihres edlen Benehmens, ihrer Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit begleitete ihn in sein eigenes späteres Leben. Der eigentlich entscheidende Einfluß auf Charakter und Gemüt des Jünglings ging jedoch nicht von einem seiner Lehrer aus. Noch bevor er in die reiferen Jünglingsjahre trat, war er mit Herrn Pfarrer Löhe in Beziehung gekommen, dessen mächtige Persönlichkeit auf ihn durchschlagenden Einfluß übte, den er sich daher auch zum eigentlichen Vorbild erwählte.

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 Die Konfirmation hatte er in Augsburg von Kirchenrat Bomhard empfangen, dessen würdevolles Wesen auf ihn bleibenden Eindruck machte. Aus seinem Unterricht erinnerte er sich des bezeichnenden Urteils über das gegenseitige Verhältnis der lutherischen und reformierten Kirche: sie gehören beide zusammen und werden auch noch zusammenkommen. Bald nach seiner Konfirmation im Jahre 1856 wurde der Vater durch einen schnellen, frühen Tod der Familie entrissen. Auf den Rat des mit Herrn Pfarrer Löhe vertrauten und mit der Familie wohl bekannten Oberappellationsgerichtsrates Herrn v. Tucher zog die schwergeprüfte Witwe nach Neuendettelsau und fand da eine neue geistliche Heimat und der Verstorbene einen geistlichen Vater. Zwei Faktoren wirkten von da ab bei seiner Ausbildung

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_05.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)