Seite:Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer 22.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 Der Tag seines Begräbnisses vereinigte eine große Schar von Nah und Fern, die ihm die letzte Ehre erzeigen wollte. Seine Zöglinge hatten es sich nicht nehmen lassen, ihm die letzte Ehre zu erweisen und seinen Leichnam zu Grabe zu tragen. In seiner Krankheit hatte der Verstorbene wiederholt seine Freude über die schonende Rücksicht, die sie auf ihn nahmen, ausgesprochen. An seinem Grabe pries Herr Rektor Bezzel das Glück, daß er nunmehr das Geheimnis der Erlösung sehen dürfte, nachdem er durch das Kreuz den Sieg erlangt habe. Herr Pfarrer Omeis, als Vertreter der Gesellschaft, rühmte ihn als eine Säule und Stütze derselben und hieß darin Trost für den Verlust finden, daß ja der HErr es sei, der ihn hinweggenommen, ER, der auch wieder Stützen geben könne. Missionszögling Bergold gedachte seiner als eines Vaters seiner Zöglinge und sprach im Namen seiner Mitschüler den Vorsatz aus, in ihrem Herzen ihm ein bleibendes Denkmal errichten zu wollen. Der Prediger in der Kirche, Herr Pfarrer Sabel hieß die Leidtragenden, die Schüler und die Gemeinde dieses plötzliche und unerwartete Eingreifen Gottes als eine Mahnung erkennen, zum HErrn sich aufzumachen, für allen Schmerz gebe es bei Ihm Trostworte des ewigen Lebens und nur bei Ihm sei das Leben. Herr Dekan Elsperger, der Vorstand des Kapitels, den der Verstorbene vor seinem Ende auch noch bei sich sehen hat dürfen, brachte die Teilnahme und Anerkennung des Entschlafenen seitens seiner hohen kirchlichen Vorgesetzten zum Ausdruck, dazu auch die seiner Kapitelskollegen, die sich zahlreich an der Feier beteiligt hatten, wie auch viele Mitglieder der Gesellschaft und andere Freunde trotz großer Hindernisse erschienen waren. Er bezeichnete ihn als ein helles Licht, angezündet allein durch die Gnade, und forderte nach 2 Tim. 2, 1–2 auf, das von ihm empfangene geistliche Erbe zu bewahren und zu pflegen. – Das stille Grab hat sich über ihm und seiner Wirksamkeit geschlossen, mögen nun die Früchte derselben aufgehen und sein Gedächtnis grünen, daß das Wort sich an ihm erfülle: des Gerechten wird nimmermehr vergessen werden. „Siehe wir preisen selig, die überwunden haben.“ Sein Gedächtnis bleibe im Segen – ihm selber leuchte das ewige Licht. Amen.




Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_22.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)