Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 16

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 82–85
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[A37a] Wie bischof Gebhart des bistumbs Constanz vertriben und an sein stat grave Arnoldt vom Hailigenberg gesetzet worden, darbei und darmit herr Jörg freiherr von Zimbern gewesen, welcher sich dozumal mit herrn Hartmans freiherrn von Hohenclingen dochter, fröle Adelgunden, ehlichen verheürat hat.
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Zu den zeiten, als der allerdurchleüchtigist kaiser Hainrich, der dritt des namens, [56] genannt Niger, ain son kaiser Conradten des andern, das römisch reich regierte, warfen sich nach absterben bapst Joannis des zwainzigisten[1] drew bäpst zu Rom uf, dardurch kaiser Hainrich als ain
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fromer, gotzförchtiger kaiser bewegt, eilendts mit macht geen Rom zog, dise unrichtigkait in der römischen kirchen abzustellen, entsetzet durch recht dise drew bäpst und machet bischof Schweiggern von Bamberg, ain Teutschen erporn, zu bapst, der hernach Clemens secundus gehaißen ward,
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von dem volgendts kaiser Hainrich die kaiserliche cron empfienge. Nachdem aber lange zeit zu Rom solcher unschick der bäpstlichen waal halben vormals oft fürgefallen, ordnet der from kaiser, solche und dergleichen widerwertigkait in der römischen kirchen hinfüro zufürkomen, trewlicher, gueter
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wolmainung, das hinfürter kainer das babstumb on ains kaisers bewilligung und bestetigung annemen solte. Darzu hetten von alter her die römischen kaiser und könig macht

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[83] und gewalt gehabt, alle bistumb und prelaturen im reich zu verleihen. Demnach aber bapst Hiltenbrandt durch gelt und alle buobenstuck das bapstumb erlangt, wolt [A37b] im der orden zu hart werden, dieweil er sich schuldig wist,
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sein bestetigung bei dem kaiser zu suchen, sonder, als er besorgt, das er als unteugenlich villeicht möcht verworfen und ain eerlicher, fromer mann an sein statt erwellet, ordnet er dagegen, das man in solchem fhal ains kaisers will und gemüete nit ersuchen solte, und so der kaiser ain bischof
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in deutschen landen an stat ains abgestorbnen ersatzte, so excommuniciert bapst Hildtenbrandt denselben und verordnet ain andern. Aus disen und dergleichen handlungen volget ain unseglich gros blutvergießen in ganzer deutscher nation und bevorab im landt zue Schwaben; dann als kaiser
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Hainrich der viert loblicher gedechtnus aim[2] tumbherren von Goslar, genannt Otto, das bistumb Costanz verlihen, der dann im und dem hailigen reich mit allen trewen, wie andere frome bischof mer in deutschen landen, anhangen was, ward sollichs von bapst Hiltenbrandt greülichen widerfochten und
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darauf priviert und in ain offenlichen pann declariert und erkennet. Derhalben bewarb sich vilgedachter herzog Berchtoldt von Zeringen, so vil er möcht, und nachdem er bischof Otten dem kaiser zu laid und widerdrieß in das ellendt vertriben, satzte er durch hilf und beistandt herzog Welphen
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von Bayern sein leiblichen brueder, mit namen herren Gebharten, der zuvor ain münch im closter Hirsaw gewesen, in das bistumb Costanz. Als aber kaiser Hainrich über etliche jar hernach widerumb aus [57] Italia zog, darin er große sachen het ausgericht, nemlich Rom mit gwalt
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eingenomen, den bapst Hilten[A38a]pranden seins ampts entsetzt und gewaltigclichen in das ellend triben, ainen andern bapst an sein statt verordnet, von dem er die cron empfangen, in summa ganz Italiam widerumb in ain ainigkait und gehorsam bracht, ward er aller handlung, was sich in seinem
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abwesen mit baiden bischofen zugetragen, grundtlich berichtet. Und seitmals durch herzog Berchtoldten von Zeringen vil unruhe und widerwertigkait im reich nu etliche jar erreget worden, gedacht er bischof Gebharten auch nit lenger zu dulden, sonder verlihe das oftgemelt bistumb Costanz iezund
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zum dritten mal grave Arnolten vom Hailigenberg[3], so zuvor

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[84] ain conventher zu Sant Gallen gewesen und durch apt Huldreichen dermaßen gefürdert worden. Aber dieweil bischof Gebhart zu Costanz wol gerust und nit glich weichen wolt, wardt apt Huldreich von Sant Gallen, dem kurzlich vorhin
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der kaiser aus besondern gnaden zu dem patriarchat von Aquileja verholfen, sampt grave Hainrichen vom Hailigenberg verursacht, ire lehensleut, auch andere hern, vettern und schweger zu beschreiben und umb hilf und beistand zu ersuchen. Der zeit waren herr Jörg und herr Cuno,
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gebrüeder, zu Herrenzimbern bei irem herrn vattern, herren Grottfriden dem eltern, und kurzlich vorhin baide einlendig worden. Alsbaldt nu der alt herr Gottfridt von seinem vettern, grave Hainrichen vom Hailigenberg, umb hilf ersucht, schicket er im herrn Jörgen, seinen son, villeicht wer
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herr Cuno mit gezogen, so er nit durch ain schwere krankhait verhindert zu Herrenzimbern hett bleiben müeßen. Nu schicket es sich [A38b] on alle gefärde, das iezgemelter herr Jerg underwegen bei herrn Hartman freihern von Hohenclingen, zu Clingen ob Stain gelegen, benachtet. Des
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gemahel was grave Hainrichs vom Hailigenberg schwester; die het im ain ainigen son, auch Hainrich, und ain dochter, fröle Adelgundis gehaißen, geporen. Disen jungen herrn schicket sein her vatter, der ganz alt und unvermögenlich was, mit herrn Jergen von Zimbern zu hilf seinem swager,
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grave Hainrichen. So bald sie nu zu apt Huldrichen, patriarchen von Aquileja, sampt grave Hainrichen vom Hailigenberg kamen, die sich izund beworben[4] und ain zimliche anzal irer lehenleut, auch anderer grafen und herrn von der freundtschaft zusamen heten gebracht, belaiten sie bischof Arnolten
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mit aim trefflichen raisigen zeug uf Costanz, der mainung, ine mit gwalt alda einzusetzen, als auch auf das letst entlichen geschach. Dann wiewol die burgerschaft von Costanz bischof Gebharten, der iezo vil jar bei inen residiert, gern behalten, auch, sovil sie möchten, sich ernstlich wider
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bischof [59][5] Arnolten setzten, iedoch, nachdem sie merglichen großen schaden, als mit brennen und verderbung alierlai frucht durch den raisigen zeug erliten, auch iren vil in aim schärmützel hart verwundt und zum thail erstochen, mochten sie in die harre dem gwalt des apts und des grafen

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[85] treffenlichen freundtschaft so vil nit widersten, es ward grave Arnolt eingesetzt. Uf sollichs, als iederman widerumb abzog, namen her Jerg von Zimbern, dessgleichen herr Hainrich von Clingen auch iren abschidt und ritten mit ainandern
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widerumb geen Clingen. Da wurden sie baide von dem daselbs[6] verharret und belib herr Jörg so lang, das im herr Hartman von Clingen sein ainige dochter, fröle Adelgund, zu ainer gemahel versprochen und geben hat. Nachdem aber sich die hochzeit biß in das dritt jhar verweilet, ward
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solichs durch den unzeitigen tod herrn Jörgen, wie hernach volgen wurdt, verhündert.



  1. zwainzigisten] er gilt sonst als Johannes XIX.
  2. aim] hs. ain.
  3. Arnolten v. H.] s. Fickler, Heiligenberg s. 119.
  4. beworben] A beworden.
  5. 59] auf s. 58 die wappen von Zimmern und Hohenclingen.
  6. daselbs] blatt 39, auf dessen erster seite eine abbildung stand, fehlt in A.