Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 55

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 355–362
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* [1331] Ain sonder capitel, in caput von fraw Ita von Dockenburg anzuhenken.

Es hat sich fast ein gleichförmige sach, gleichwol vil elter und schier wunderbarlicher, wie man das glaublichen
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in historiis findt, begeben. Es hat zu den zeiten und bei regierung kaiser Otten des großen gelept ain mechtiger graf des geschlechts von Leiningen, wie dann bewisst, das sollich geschlecht vor jaren mechtig und reich an landt und leuten gewesen; haben auch vor gar alten zeiten nur die
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grafen von der Linden gehaisen, wie sie noch heutigs tags ein lindenbaum uf dem helm fieren. Wie aber derselbig graf von Leiningen mit seinem taufnamen gehaisen, das ist lenge halb der zeit und das unsere vorfarn so gar nichs irer sachen verzaichnet, und vor liderlichkait in vergessen
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kommen. Dem ist ain ehrliche grefin vermehelt gewest; wie man ußer vilen vermuetungen abnimpt, so ist sie ain grefin von Daxpurg gewesen, [1332] gleichwol man das grundtlichen nit wissen kan, seitmals die baide geschlechter Leiningen und Daxpurg zum oftermals zusamen haben geheirat, biß
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doch Daxpurg zu letzsten durch ain heirat gar an die grafen von Leiningen kommen. Und wiewol die grefin, sein gemahl, sich erlich und wol, wie sich gepurt, gehalten, iedoch hat der graf für und für was argwon irenthalben und ein verdacht haben wellen, insonderhait aber, demnach er
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ain große hofhaltung von ritter und knechten, darzu auch des römischen kaisers deren landtsarten stathalter und landtvogt war, het er sonderlich ain argwon uf ain jungen ritter, der bei im zu hof, auch aines erlichen geschlechts war. Diser argwon name bei ime teglichs so heftig zu, das er
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sich nit anders bereden kunt, dann es gieng nit recht zu, gleichwol aller argwon und verdacht ußer kainer andern ursach erwachsen, dann das er sie gesehen etliche mal mit dem ritter sprach halten. Ohne zweifel die guet fraw an nichs arges oder böses gedacht. Sollichs alles ain iede
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ehrenfraw wol bedenken und sich in allweg darnach richten soll, damit sie so liederlich und umb so schlechte ursachen in kain verdacht kom, darauß dann vilmals großer unrath entspringt, wie deren exempel alle historien voll seindt. Zu dem ist möglich, das die schwetzer und zudütler bei dem
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grafen sovil vermochten, das der argwon zugenommen, darauß ervolgt, das der graf sein gemahl, die grefin, auch den

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[356] ritter fahen lassen. Denselbigen hat er in ainem zorn über alle gethonne entschuldigung enthaupten und den leib under das hochgericht vergraben lassen; das haupt aber hat er in ein eisin kettin einfassen lassen, und allen imbiß, so er
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zu tisch gesessen, brachten etlich diener die grefin in das gemach hinein. Die het das haupt an der kettin am hals hangen, muest in ain winkel sitzen; da gab man ir wasser und brot, das must sie mit den hunden essen. Sollich straf und pen het ir der graf, ir gemahl, ain jar lang zu ainer
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bueß geordnet[1]. One zweifel ist es ain ellender anblick gewesen, das ain stain erbarmbt sollt haben, auch kain wunder gewesen, da schon die arm fraw in disem jamer vor lauterm kommer und laidt ir leben het geendet. Aber, wie zu gedenken, so hat sie ir unschuldt dem allmechtigen Got
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bevolchen und dem auch allen iren unfahl bevolchen und haimgesetzt. Der hat sie auch hernach erhört und ganz wunderbarlichen ußer aller not erlest, und ist guetlichen zu glauben, Got hab ir unschuldt und arbaitselligkait angesehen und den hailigen bischof s. Ulrichen[2] im gaist erweckt, das
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er von seinem bisthumb zu Augspurg ein zeit lang sich gethon und an Reinstram sich hinab begeben, wie er dann vil großer und weiter raisen verbracht, in denen Got vil wunders und unglaublicher sachen durch ihn hat gewürkt, also auch iezmals in unser historia beschehen. Dann als er
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unlangs nach diser laidigen handlung an Reinstram kommen, auch hin und wider uf unsern seiten und jenet Reins die hailigen stett und clester heimgesucht, do ist im der graf von Leiningen, von dem wir hieoben gesagt, entgegen zogen, hat in, als dem er etwas mit sipschaft war verwandt,
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gar ersamlichen empfangen, darbei auch mit hochem ernst zu sich geen Hartenberg geladen, gleichwol etlich wellen, es sei zu Alten-Leiningen beschehen. Das laß ich nun sein, und gilt gleich, an welchem ort es beschehen; dann zu achten, das er in seinen beschwerten hendeln seins raths hab
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pflegen wellen. Wiewol nun s. Ulrich nit gewon was, bracht

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[357] und wolleben und den panketen nachzuwandlen, iedoch so kunt er zu letzst dem grafen, seinem verwandten, das bit nit weiter abschlagen, wilfaret im eben. Er wardt von dem grafen gar erlich, dess er dann wol würdig, empfangen und
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gehalten. Wie nun die herren zu disch gesessen und die malzeit ain kleine weil hett geweret, so wurt des grafen gemahl von zweien alten dienern in die hofstuben gefüert. Sie war vor kommer und hunger ganz mager, ellendt und übel beklaidet, het auch das eingefast todtenhaupt bei der
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eisin ketten am hals hangen. Die satzt sich in das winkele, [1333] so ir verordnet; daselbs aße sie mit den hunden ir wasser und brott, denen sie doch nit tröstlich weren dorft. In somma, es war ain solchs erbärmlichs ansehen, das menigclichen ein mitleiden mit ir hett. Aber es hett im der
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graf sein fantasei so hoch ingebildet, das er im die kainswegs von niemands wolt ußreden lassen. Sant Ulrichen war das ain seltzams, ungewonlichs spectakel, het auch ein erbermbde mit ir, fragt doch den grafen, wer die fraw wer, auch was ir handlung, das sie so schwer wurde gepeiniget
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und gestraft. Der graf, wiewol er willens gewesen, nach dem essen s. Ulrichen selbs hierumb anzusprechen, iedoch offenlich und vor iederman do nampt er ime die frawen, sprach, es were sein gemahl, der er von wegen großen argwons beganges ehbruchs und untrew ain solche herte
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buß uf ain jar lang hette ufgelegt, und dieweil sie ine also hiemit bei der freundtschaft und aller welt hett zu schanden gemacht, so hett er dem ritter, den er im bezig hett, sein recht thon und das haupt lassen abschlagen; das müest sie iezundt zu ainer straff und gedechtnus irer misshandlung,
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andern zu ainem vorbilde, alle tag, so sie zum essen gieng, am hals tragen. S. Ulrich, dem die groß unschuldt der frawen und unbillichkait des grafen im gaist bekannt war, sprach: »Eilent, hebent alle cost uf, und das dißmals weiter von niemands gessen werde.« Es war der hailig bischof
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von seines überhailgen wandels und erbarn wesens bei menigclich in solcher achtung, das im iederman volgen was, und auch der graf selbs hieß, man sollt alles, was inen der bischof bevelch, volbringen. Darauf wardt der disch unverzogenlich ufgehept. Der bischof fragt den grafen, ußer was
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ursach er den argwon empfangen, oder ob er den ritter und die fraw an der that ergriffen, oder sonst der sachen grundtlichs wissens hett. Der grafe erschrack und sprach, er hette

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[358] kein ander wissen oder erkundigen, dann das er sie baide zu mehrmaln bei ainandern und argwönig im gesprech het gefunden, darauß im dann dise beschwerdt und ain solcher eifer wer ervolgt. »Wolan«, sprach s. Ulrich, »grave, du
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hast größlich unrecht, das du also in der gehe und ohne alle vorgende gewisse erkundigung einichs übels gehandlet und gegen denen unschuldigen so unmültigclichen und wider die rechten mit so grausamen straffen bist fürgefaren, damit du Gott, deinen herren, größlichen hast erzürnt. Und aber
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damit du ußer allem argwon kompst, wie wer im, so das haupt, das do an deines unschuldigen eheweibs hals hangen ist, selbs reden und sein unschuldt anzaigen und bezeugen wurde?« Der graf antwurtet, er begert nit mehr. Hierauf sprach der bischof zu seinen priestern und caplönen, die er
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stettigs mit im pflag über landt zu nemen: »Lieben brüeder, last uns den allmechtigen Gott mit ernst bitten, das er seiner vilfeltigen gnaden und güete nach, zu seinem lob der allmechtigkait und zu uferbawung unsern freunden und mitbrüedern, uns gnedigclichen erhören welle!« Nun waren
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bei oder ob den vierzig mentschen bei diser ernstlichen handlung, die alle erschrocken und mit großem verwundern den ußgang erwarteten, wie gleich alsbaldt beschach; dann es konte der hailig bischof sampt seinen caplönen das gepet also knieendt nit verpringen, das todtenhaupt, an der
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grefin hangendt, das fieng an zu reden, sprechendt: »Unschuldig bin ich alles bezigs an diser frawen«. Uf sollichs sprach s. Ulrich zu etlichen dienern: »Graben den leib des unschuldigen ritters eilends wider auß und bringt ine alher! dann uns der allmechtig erhöret.« Die diener giengen mit
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großer eil zu dem hochgericht, darunder der unschuldig ritter was nach seinem enthaupten vergraben worden. Den grueben sie auß; der war von großem wunder noch gar frisch und unverwesen, brachten den ins schloß. Also ußer bevelch s. Ulrichs da ist das haupt des ritters von der frawen
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hals abgenommen und zu dem leib uf ain langen disch in beisein aller umbstendt zusamen gelegt worden. Gleich, mit großem verwundern des grafen und menigclichs, ist das haupt widerumb an den leib kommen; der hat sich anfahen zu regen und lebendig werden, ist ufgestanden und hat mit
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mentschlicher stimp zum grafen [1334] gesagt: »O graf, wie unschuldigclichen und ohne allen grundt hastu deines ehrlichen gemahels, auch meinethalben ainigen argwon gefasst,

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[359] dardurch auch sie biß anhero umb unschuld geschmecht und übel gehalten, mich aber zum todt richten lassen! Und fürwar, daß ich auch mit Gott bezeug, solltu wissen, das sie from und alles bezigs unschuldig ist.« Der graf und alle,
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so zugegen, waren von großem wunder und der gnadenreichen güete Gottes also erschrocken, biß doch zu letzten menigclich zu ainer erbärmbde mit der grefin bewegt warde. Der graf hett ain solichen großen rewen an seinem begangnen übergriff, das er dem lieben hailigen s. Ulrichen,
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auch seinem gemahl zu füeßen fiel, sein schuldt und gehe mit weinenden augen bekannt, auch umb gnad und verzeihung von Gott und inen baiden demüetigclichen anrueft. Es war ain solicher herzlicher jammer, das sich mertails umbstender, auch der hailig bischof selbs, des wainens nit
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enthalten kunten. S. Ulrich der sprach im offenlich bueß, und verzihe im sein gemahl, die grefin, lauterlichen durch Gottes willen. Do wardt sie, in allen irem stat und würden sie vorhin gewest, wider eingesetzt, mit großer frödt und gottlobung aller gegenwurtigen, auch der unschuldig ritter
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seiner güeter, die im von wegen dieses uflags einzogen worden, wider eingesetzt. Wie lang hernach der graf und die grefin nach dem großen wunderwerk gelept, das ist von wegen großen unfleis und liederlichkait der alten in ain vergessen kommen, aber man schreibt, das die grefin hernach
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die überig zeit ires lebens in großer abstinenz und abbruch gelept und für ain hailige frow sei geachtet worden. Über vil jar hernach do ist die letzst grefin von Daxpurg graf Emichen von Leiningen vermehelt worden, und die grafschaft mit der selbigen an die grafen von Leiningen
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kommen. Aber der ritter, der von sant Ulrichen vom todt wider zum leben gepracht, der hat alles sein guet, das im der graf zugestellt, umb Gottes willen den armen leuten geben und alle seine fründt verlassen, ist mit s. Ulrichen geen Augspurg geraist; dem hat er sein lebenlang gedienet.
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Nach absterben aber des hailigen bischofs, so da beschehen im jar nach Christi gepurt 973, da ist er die überigen zeit seines lebens bei dem grab bliben, noch zwainzig und siben jar, hat Gott gedient und ist letzlich auch in guetem friden und alter gestorben. Das aber s. Ulrich ain sollicher
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hailiger und Gott ain wolgefelliger man gewesen, das beschaint sich neben vil andern wunderzaichen, die in und nach seinem leben durch sein fürbitt beschehen, mit dem, als er

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[360] ainsmals im tomb zu Augspurg ganz andechtig mess gehept und zu der elevation der messner, so hünder ime knieet, gesehen, als s. Ulrich den kelch ufgehept, sichtbarlichen im luft die götlich handt ein creuz über den kelch machen,
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darab der messner also erschrocken, das im alle seine creften entgangen und das glöckle, damit er zu der elevation, wie gepreuchlich, klinglt, fallen lassen. Derhalben nach s. Ulrichs absterben ist ainhelligclich im capitl zu Augspurg beschlossen, das man der wunderbarlichen geschicht zu
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ewiger gedechtnus hinfüro under der mess oder ampt zu ufhebung des kelchs nit mehr sölle klinglen, wie das auch hernach in prauch kommen und noch also gehalten wurt im tomb. Diese geschicht, gleichwol man das jar, darin dise beschehen, grundtlichen nit waist, so findt man doch, das
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die under der regierung kaiser Otten des ersten fürgangen, wenig jar vor dem absterben des hailigen bischofs s. Ulrichs. Es hat ainer, genannt Gregorius Ursinus[3], s. Ulrichs legendt in lateinischer sprach geschriben, der zoch under andern miraculn und wunderzaichen s. Ulrichs dises auch
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an, aber ganz kurz; er verschweigt aber den grafen, meldet weder seinen namen oder sein geschlecht, welches doch größlichen meins erachtens unrecht, das die wunderwerk Gottes also verschwigen und nit der gepür nach an tag solten kommen. Es haben darnach diese grafen große
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stiftungen hin und wider gethon und den gotzdienst vil befürdert. Nemlich haben sie das closter Henow, ligt im thal hünder Alten - Leiningen, gestift, das sein canonici regulares, wie Peuren, iedoch sein sie reformiert und der mererthail laienbrüeder, gond selb zu acker. Es sein iren ob den
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dreißigen und allerlai handtwerker, haben ain patrem under inen, sein etlich priester, und [1335] tragen doch alle den orden an. Es ist alles gewaltig und herrlich erbawen, mit aim schönen und großen muster von eitel quadren. Nit weit darvon ist ain frawencloster gewest, Herdelshausen,
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sagt man auch, es habens die graven von Leiningen vor jaren gestift; es ist ganz und gar zerstört worden und standt nur die mauren noch da, die täglichs einfallent. Vor vil jaren ist ain geporne herzogin von Cleve ein ebtissin darin gewesen.

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[361] Und seitmals dise graven den gotzdienst also geuffnet, so hat inen auch der allmechtig vil glücks und gnad verlihen, und sein inen große güeter zugestanden; dann grave Emicho die letzst grefin von Daxpurg vermehelt gehapt,
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genannt Alprata, die hat im die grafschaft Daxpurg zugepracht. Bei mehr dann hundert jaren do ist gar nahe die halb grafschaft Leiningen durch ain heirat an die herren von Westerburg gefallen. Grave Emich der alt von Leiningen, der bei unsern zeiten gelebt, der ist von des königs wegen
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von Frankreich, das er im deutsch kriegsvolk zugefüert, in leiden und schier in das eußerest verderben gerathen, dann er derhalben in die kaiserlich acht gefallen, und das im der pfalzgraf churfürst merertails güeter ingenommen, die er hernach schwerlich wider hat kinden zu handen bringen.
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Wie er also in großer armuet gewest, sagt man glaublich, er sei uf zeit in ainer statt gesessen, mit fleis seine hosen geflickt, das solchs dem kaiser Maximiliano fürkam und der dester eher zu erbärmbdt und gnad gegen im werdt verursacht, und das soll ime auch zu fürderung seiner sachen
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geraicht haben. Er kam darnach uf ain zeit geen Straßburg. Grave Hainrich von Hennenberg, der scolaster im hochen stift, der lued in, fragt ine umb seine sachen. Er geheb sich übel, mit vermelden, das sein gemahl mangels halb nit stettigs wein zu drinken. Grave Hainrich maint, es were im ernst,
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het ain erbärmbde mit der grefin, schickt ir unlangs hernach ein wagen mit wein geen Daxpurg. Da sahen die fuerleut wol, das kein mangel, sonder ain ganzen ker voller wein aldo hett. Er hat sich darnach seins schadens zimlich wider erhollet, ain große parschaft verlassen und die landtschaft
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wider zusamen gepracht. Er war ainsmals zu Daxpurg und seine söne bei ime, in dess, wie sie ob der taffel sitzen, so schlecht der stral zu inen in das gemach; sie fallen eins under den disch, das ander dorthin. Under inen waren etlich von dem stral getroffen, das inen ir lebenlang hernach
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ist nachgangen. Es hett sich menigclichen ires todts versehen, aber sie kamen dennost mit dem leben darvon. Er ist hernach anno 15 . . zu Speir, da er bei den arzeten, gestorben, die gern das böst gethon, aber das alter war verhanden, und kunt nit anders sein. Er het bei zwaien jaren
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dem churfüsten bei Rhein, pfalzgraf Ludwigen, bei der handt und bei schelmen schelten verhaißen, er wellt noch vier jar leben, aber er konts nit halten; so wolt der churfürst nit

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[362] zu im, das er in wellte schelten; so kunte doctor Mathis . . . dem grafen das leben lenger nit erretten. Seine söne warden seins absterbens bericht, do kamen sie mit vil pferdten geen Speir, den gleich zu holen. Derselbigen warteten sie
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bei oder vor dem thor. Grafe Wilhelm Wernher von Zimbern trueg das laidt und belaitet die leich[4] biß zu seinen sönen. Die ließen die söne uf ain wagen laden und mit darvon; keiner were ab dem ross gestanden. Also gat es uf ertrich, es ist nur umb das schned guet zu thuon. Vil jar vor
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seinem absterben hett er das closter Limpurg, da seine vordern ire begrept, ingenomen und in ainer vecht verbrennt, wiewol er dess kain wort wolt haben. Er kam ainsmals geen Speir in ain panket. Man sagt under anderm, wie er noch ain gueter altgleubiger und ain catholicus were; so
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war aber der alt Adam von Gerstain zugegen, war ain wunderbarlicher fatzman und seiner freien reden nit unmilt, der sprücht: »Ja, er ist noch altgleubig, aber ain closter darf er an himel henken.« Der graf erschrack darab, und fiengen die andern gest andere materias uf die pan zu
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pringen; damit wardt des closters und des alten glaubens geschwigen. *



  1. geordnet] Liebrecht, Germania XIV, 391, verweist auf ähnliche geschichten, die Benfey, Pantschatantra I, 443—454 behandelt; s. auch Schimpf und Ernst von Joh. Pauli (bibliothek des litterar. Vereins LXXXV, s. 149, cap. CCXXIII, und dazu Heidelberger Jahrbücher 1867, s. 70; Birlinger, Aus Schwaben I, 47.
  2. s. Ulrichen] die literatur über ihn und seine wunder s. bei Potthast, Bibliotheca s. 915; s. auch Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben I, 406, nr. 634 und anmerk. s. 513.
  3. Gregorius Ursinus] vgl. Potthast, Bibliotheca historica s. 915, wo diese schrift jedoch nicht erwähnt ist.
  4. leich] hs. leih.