Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 77

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 555–559
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[A222a] [278] Wie grave Haugo von Werdenberg die pfandtschaft Oberndorf auch an sich gezogen und herr Johanns Wörnher für den bapst Innocentium gen Rom
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appelliert, auch seine söne ainstails zu pfalzgrave Philipsen geflöhenet.
Wie obgehört, das grave Eberhart von Würtenberg Oberndorf sampt seiner zugehörde gleich nach der ausgangnen declaration eingenomen, haben nichtsdesterweniger
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herr Johanns Wörnher und herr Gotfrid freiherr zu Zimbern, gevetern, mit izbemeltem grave Eberharten sovil handlen lassen, das derselb den jungen herrn, vilgedachts herrn Johann Wörnhers sönen, zu gutem, damit sie, dessgleichen ir fraw muter sich dester stattlicher erhalten, von Oberndorf
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und dessen zugehörigen dörfern abzutretten und solchs in herrn Gotfridts, ires gerhabens und tutors, handen und gwalt zu überantwurten, doch soverr das solichs mit vergünstigung

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[556] und zulassen der römischen kaiserlichen oder künigclichen Majestaten beschehe, sich bewilligt. Derhalben herr Johanns Wörnher, als auf ain zeit der römisch künig Maximilian zu herzog Albrechten von Bayern, seim schwager, geen München
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komen, bei höchstgedachtem römischen künig durch ansuochen und fürpitt herzog Albrechts und seins gemahels sovil erlangt, das Ir Majestat grave Eberharten desshalben geschriben, vermög der königclichen missiva, von wort zu wort inseriert, wie nachvolgt: »Wir [A222b] Maximilian, von
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Gottes gnaden römischer könig etc. Wolgeborner, lieber, getrewer! Wir vernemen, wie du Hannsen Wörnhern von Zimbern, freien, und seiner hawsfrawen, auch iren kinden Oberndorf und Wasnegk und was derselben seiner hawsfrawen und irer kinder morgengab und übergeben gut sein
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soll, damit sie ires leibs notturft und auskommen dester bas gehaben mögen und daran nit mangel leiden, zu iren handen widerumb abzutretten und wider zu geben willen und naigung haben sollest; begeren wir demnach an dich mit sonderm vleis, du wellest derselben und iren kinden die
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gemelten schlos Oberndorf und Wasnegk mit iren zugehörungen also wider geben und volgen lassen. Daran thustu uns gut gefallen. Geben zu München, am montag nach sonntag Invocavit anno domini vierzehenhundert ainsundneunzige, unserer reiche des römischen im sechsten und
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des hungerischen im ersten jarn.« Nun were dozumal Oberndorf mit seiner zugehörde obbemeltem herrn Gotfriden von Zimbern, als gerhaben der jungen freihern von Zimbern, von grave Eberharten von Würtenberg einhendig gemacht worden, wo solchs durch grave Haugen [279] von
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Werdenberg nit verhindert und fürkommen, welcher dann bei der künigclichen Majestat sovil praticiert, das die zwaitausendt guldin von im genomen, mit vertröstung, bei grave Eberharten von Wirtenberg ernstlichen anzuhalten, damit ime und seinen gebrüedern Oberndorf mit den zugehörigen flecken
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eingeben solten werden, darbei Ir Majestat ine auch welte handthaben. Solchs beschach; dann grave Haugo nam Oberndorf mit den zugehörigen [A223a] flecken aus bevelch der künigclichen Majestat, nemlich den zehenden tag Octobris anno vierzehenhundert zwaiundneunzige, zu handen, welches
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grave Eberhart von Würtenberg beschehen muost lassen.

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[557] Es ist zu wissen, demnach alle herrn Johannsen Wörnhers verantwurtungen und rechtliche erpieten bei der kaiserlichen und künigclichen Majestat nichts verfahen, auch ime und seinen kindern weder recht noch pillichait im reich gar
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nit helfen oder widerfaren, hat er aus obangezaigten ursachen für den bapst Innocentium, den achtenden diz namens, mit underwerfung seins leibs, hab und güeter appelliert. Sollich appellation ist im jar nach der gepurt unsers herren vierzehenhundert neunundachtzige am sibenden tag
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Januari vor ainem geschwornen notario, genannt Johannes Scheer, in beisein etlicher vom adl und der burgerschaft zue München beschehen und mit gepürlichen sollenniteten ergangen und volnfüert worden. Dieselbig appellation, in etliche originalia protocolliert, hat er durch obangezaigten
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notarium zu Insprugg an die gewonnliche hovethür, dessgleichen an herr Christan Denzels behausung, darin die kaiserlich Majestat dozumal ir wonung gehapt, und zu dem dritten an marggrave Albrechts von Padua haus, darin die kaiserlich canzlei, in ansehung das seinem leib und gut zum
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höchsten bedrawet, personnlichen vor der kaiserlichen Majestat nit erscheinen, anschlahen lassen, des willens, solcher appellation, wie recht, zu gelegner zeit nachzukommen. Mitlerweil als dise gescheft zu München und Insprugg fürgiengen, ist fraw Margreth, iezbemelts hern Johansen
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[A223b] Wörnhers gemahel, noch zu Messkirch im undern hove in großem kommer und betrüebtnus gewest, daselbst sie ire kinder, deren acht lebendig, darunder vier söne, bei ir hett. Nu ward sie durch glaubwürdige personen bericht, das grave Hugo von Werdenberg besorgte, das ire söne,
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so die zu iren tagen kemen, ire erbgerechtigkaiten widerumb ervordern und durch hilf irer herrn und freundt die mit gwalt oder sonst durch pratiken einzunemen sich understeen mögten, desshalben willens, die zu seinen handen zu bringen und in gaistlichen standt zu verordnen, damit der name und
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stamme Zimbern zu verhoffenlichem abgang gericht, ime und seinen [280] gebrüedern, auch deren nachkommen baide herschaften, Messkirch und Oberndorf, sampt allen zimbrischen güetern one irthum und eintreg beleiben mögten. Ob nu grave Hugo hierinnen schuldig oder nit, mag man
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gründtlichen nit wissen, aber glaublich und der warhait aus vilen vermuotungen dermaßen anlich, das wol abzunemen, seitmals er die zimberischen güeter one recht darzu, wider

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[558] alles sein villfeltig versprechen und zusagen, ime selbst bei der kaiserlichen Majestat zuwegen gepracht und die eingenommen, er hab durch sollich mittel gedacht, Messkirch und Oberndorf sampt deren zugehörden unverhindert menigclichs
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riewig zu behalten. Derhalben fraw Margreth solch ungöttlich fürnemen eilendts herrn Gottfriden freiherrn zu Zimbern zu wissen gethon. Der hat in ansehung der grosen untrew und unglauben, die im bis hieher zum oftermaln von grave Haugen begegnet, one verzug, wie sich hierinnen
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zu halten, [A224a] ordnung und bevelch geben, namlich auf ain sonnentag, als solchs am unversehenlichisten, hat Niclas Ull, der zeit zimberischer secretari, ain alte erbere frawen von Leubertingen, genannt Endlin Mörlin, geen Messkirch in undern hove geschickt, die hat mit vergünstigung fraw
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Margrethen, die vorhin solicher pratticen underricht, die zwen eltesten under denen jungen hern, hern Veit Wörnhern und hern Johann Wörnhern, in frawenclaider beclaidt, inmaßen das sie von niemandts gekennt worden, aus der stat mit ir bis gar nahe zum dorf Rordorf gefüert; daselbst
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haben etliche raisige, die von obbemeltem herrn Gotfriden dahin beschaiden, baide junge herrn zu sich auf die pferdt genommen und die geen Wildenstain gebracht, alda sie ain kurze zeit beliben etc.; sein volgendts von herrn Gotfriden, irem gerhaben, geen Haidelberg zu pfalzgrave Phillipsen,
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dem churfürsten, an hove geschickt worden, daselbst sie baide, bis sie zu iren tagen kommen, von höchsternennten churfürsten ganz gnedigist erzogen und gehalten worden, davon dann in hernachvolgenden capitln weiter meldung beschehen wurdt. Nachdem aber die zwen eltesten under
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denen jungen herren durch obgehörte mitl von Mösskirch gebracht, hat grave Haugo von Werdenberg, dem hiemit all sin fürnemen gebrochen, solch handlung zu großem verdruß angenomen und desshalben zu vilbemelter fraw Margrethen ain solchen unwillen gewonnen, das er ir
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zuempotten, demnach sie ain sollichs misfertrawen zu im gehapt, künde oder welle er sie zu Messkirch in dem seinen lenger nit gedulden, möge desshalben sampt iren kindern an andern orten, wohin ir fügclichen, sich niderlassen; hat darneben [281] zugericht, das ir sovil widerdrieß zue Möskirch
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bewisen, wiewol der mererthail des rats und [A224b] der gemaindt daselbst ain getrewes mitleiden und beschwerdt darab empfiengen, das sie sampt iren kinden, deren sie noch

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[559] sechse bei ir hete, nit lenger zue Messkirch beleiben künden, sonder ist zu herrn Gottfriden, irem gerhaben, geen Seedorf zogen. Der hat sie bei aim halben jar ungevärrlichen erhalten, solang bis sie zu irem herrn und gemahel gen
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Wesen in das Schweizerlandt gezogen.