Das fünfzigjährige Militärjubiläum des Königs Albert von Sachsen
[724] Das fünfzigjährige Militärjubiläum des Königs Albert von Sachsen. (Mit Bildniß.) Am 23. April des Jahres 1828 gab der Donner der Geschütze durch die dunkle Nacht hinaus den Bewohnern des Elbethales kund, daß dem Neffen des Königs Anton, dem Prinzen Johann und seiner Gemahlin Prinzessin Amalie von Bayern ein Sohn geboren worden war. Großer Jubel herrschte im Schloß und auf den Straßen; auf der Augustusbrücke versammelte sich eine Gesellschaft von patriotisch begeisterten Männern, die in ihrer Freude reichlich Champagner spendeten und keinen vorübergehen ließen, bevor er auf die Gesundheit des neugeborenen Sachsenprinzen angestoßen und das Glas geleert hatte. Am nächsten Tage wurde der Neugeborene getauft und erhielt die Namen Friedrich August Albert, wobei der Großonkel, König Anton, der Herzog von Lucca und die Prinzessin Amalie von Sachsen Pathenstelle vertraten. Die Erziehung des in geistiger und körperlicher Frische heranwachsenden Prinzen übertrug die weise Fürsorge des Vaters dem damaligen Hofrath und Justizienrath Dr. von Langenn, einem berühmten Juristen und Historiker, während die militärische Ausbildung Oberstlieutenant von Minckwitz, Generalmajor von Engel und später Major von Mangoldt leiteten. Bereits im siebzehnten Lebensjahre konnte, dank der ausgezeichneten Vorbildung, Prinz Albert die Universität beziehen, und zwar Bonn, wo damals viele Fürstensöhne den Studien oblagen, später auch Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der nachmalige deutsche Kaiser Friedrich III. Indessen der Ausbruch der Pariser Revolution im Februar 1848, die Rückwirkungen derselben auf Deutschland und die Möglichkeit, daß es zu einem Kriege kommen könnte, waren Veranlassung, daß Prinz Albert in die Heimath zurückkehrte, um sich mehr dem militärischen Berufe zu widmen.
Er war kein Neuling mehr auf diesem Gebiete. Denn schon im frühen Jünglingsalter, im Jahre 1843, hatte er als Lieutenant Dienste bei dem Infanterieregiment gethan, welches seinen Namen trug. Am 24. Oktober dieses Jahres sind es fünfzig Jahre, seit König Albert in die sächsische Armee eintrat, und diese läßt es sich selbstverständlich nicht nehmen, den Jubeltag festlich zu begehen.
In den Jahren 1846 und 1847 erhielt der Prinz seine weitere Ausbildung als Oberlieutenant im Leibinfanterie-Regiment und 1848 wurde er zur Artillerie versetzt. Im nächsten Jahre empfing Prinz Albert die Feuertaufe im dänischen Kriege, wo er bei Eroberung der Düppeler Schanzen die sächsischen Truppen in den heftigsten Kampf begleitete und erst durch wiederholten Befehl des kommandierenden Generals von Prittwitz aus dem Bereich der höchsten Gefahr gerufen werden konnte. Die hohen militärischen Rangstufen, zu denen er als Prinz in rascher Folge aufstieg, luden ihm auch schwere Verantwortung auf, und er war der Mann, sie voll auf seine Schultern zu nehmen. Das zu beweisen hatte er bald Gelegenheit.
Am 20. Mai 1866 wurde Kronprinz Albert Oberbefehlshaber des sächsischen Heeres und am 22. Juni außerdem noch des ersten österreichischen Armeecorps und der ersten leichten Kavalleriedivision. Die unerschütterliche Haltung des Kronprinzen in den Wechselfällen auf den böhmischen Schlachtfeldern bleibt unvergessen. Er war es, der die Wahlstatt von Königgrätz erst mit dem letzten sächsischen Truppentheile, einem Jägerbataillon, verließ. Als die Armee nach dem Prager Frieden ihre Neubildung vollendet hatte, reiste Kronprinz Albert nach Berlin, um in seiner Eigenschaft als kommandierender General des nunmehrigen XII. deutschen Armeecorps König Wilhelm den Eid der Treue abzulegen.
Und nun kamen die Tage des Feldzugs nach Frankreich, jene Tage, die im militärischen Leben des Sachsenkönigs die Glanzzeit bilden und unsterblichen Lorbeer um seine und seines Heeres Stirne flochten. Nach der Schlacht bei Saint Privat erhielt Kronprinz Albert den Befehl über die Maasarmee, die sich durch die Schlachten von Beaumont, Sedan und vor Paris so hohen Ruhm erwarb, und als am
11. Juli 1871 die siegreichen Truppen in Sachsens Hauptstadt einzogen, erhob der Kaiser ihren hochverdienten Führer zur Würde eines Generalfeldmarschalls. Das sind in der Kürze die Umrisse des militärischen Lebens König Alberts. Bald rief ihn aber das Schicksal auf ein weiteres, umfassenderes Feld der Thätigkeit. Am 29. Oktober 1873 starb König Johann und Kronprinz Albert bestieg den Thron, um in friedlicher, dem Wohle seines Volkes gewidmeter Thätigkeit zu genießen, was seine starke Hand in kriegerischen und bewegten Zeiten schaffen half. Otto Moser.