Der enthüllte Wunderschrank

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Autor: E. Besser
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Titel: Der enthüllte Wunderschrank
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aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 679–682
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Enttarnte Zauberei der Gebrüder Davenport
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Der enthüllte Wunderschrank.


In Gutzkow’s „Zauberer von Rom“ erzählt eine Römerin einem nach Deutschland reisenden Jesuiten, wie man es anfangen müsse, um bei den Deutschen Erfolge zu erringen. Als ein Haupterforderniß stellt sie es hin, daß man den Deutschen mit Festigkeit und Sicherheit gegenübertreten müsse. An dieser Festigkeit und Sicherheit im Auftreten haben es auch die Gebrüder Davenport und Fay, jene weltbekannten Besitzer und „Zauberer“ des sogenannten Wunderschrankes, mit dem sie seit 1852 in den größten Städten Amerikas und Europas das Publicum in Staunen setzten, wahrlich nicht fehlen lassen. Als sie vor drei Jahren zuerst in England den Boden Europas betraten, feierte die Geisterklopferei eben noch ihre Haupttriumphe. Geschickt benutzten die Gebrüder Davenport diesen Wahn und wußten ihre Taschenspielerkunststücke dem Publicum als „Geistermanifestationen“ darzustellen. Dasselbe gelang ihnen Anfangs auch in Paris, wenn auch nicht so allgemein, wie bei den gläubigen Spiritualisten unter der vornehmen Gesellschaft Englands, bis ein anderer Taschenspieler, Robin, dem Publicum bewies, daß die ganze Sache nur Humbug sei und daß sich ein von Andern Gebundener auch ohne Geisterhülfe von seinen Banden befreien könne. Jetzt schlug die Stimmung des Publicums um; die Empörung über den „Geisterschwindel“ wurde so groß, daß man vergaß, die Productionen der Davenports wenigstens als klug [680] ersonnene und überaus geschickt ausgeführte Taschenspielerstückchen zu würdigen.

Die Gebrüder Davenport sind aber noch mehr, als geschickte Taschenspieler; sie sind auch kluge Leute und Menschenkenner. Als solche merkten sie bald, daß in Deutschland der Geisterhumbug noch viel weniger ziehen würde, als in Frankreich. Deshalb erklärten sie bei ihrem Auftreten in Dresden von vornherein, daß ihre Kunststückchen ohne Geisterhülfe ausgeführt würden. Damit sie dies aber in Zukunft immer und aller Orten thun, auch an solchen, wo sie glauben könnten, das Gegentheil riskiren zu dürfen, möge hier in der Gartenlaube eine wahre Enthüllung über den Davenport’schen Wunderschrank gegeben werden, nicht eine solche Scheinenthüllung, wie sie das vor Kurzem erschienene Schriftchen über die Gebrüder Davenport giebt, welches das Geheimniß keineswegs aufklärt. Wir verdanken diese Enthüllung einem schlichten Arbeiter, dem Goldarbeitergehülfen Hartmann in Dresden, welcher der Erste war, der die Davenport’schen Vorstellungen vollständig und bis in das Kleinste getreu vor einem großen Publicum nachahmte und damit den Beweis lieferte, wie Deutschlands Arbeiter hinlängliche Bildung besitzen, um ausländischen Humbug mit Leichtigkeit zu enthüllen.

Hartmann’s Wunderschrank.

In einer der Davenport’schen Vorstellungen saß aufmerksam unser Hartmann, genau die Zahl der Hände, welche sich in der Schranköffnung zeigten, genau auch die von Fay und Davenport dirigirte Art des Bindens beobachtend. Bei der zweiten Vorstellung, die er besuchte, erbot er sich, Davenport selbst zu binden nach seiner Weise. Da dies nicht gestattet wurde, wollte er mit in den Schrank eingeschlossen sein, um dann dieselben Manipulationen wie Davenport auszuführen. Auch darauf gingen die Gebrüder Davenport nicht ein. „Wenn er Kunststücke produciren wolle, so möge er sich selbst einen Schrank bauen,“ wurde ihm entgegnet. Dies leuchtete Hartmann ein. Die ganze folgende Nacht kam kein Schlaf in sein Auge; unablässig sann er über alle die Kunststückchen der Davenports nach und fand nach und nach die Lösung von sämmtlichen.

Kurz vorher war Johann-Georgenstadt im sächsischen Erzgebirge fast ganz niedergebrannt und bedurfte dringend der Hülfe mildthätiger Menschen. „Du giebst Vorstellungen für die armen Johann-Georgenstädter!“ dachte Hartmann, und so geschah es. Gern hätte er noch während der Anwesenheit der Wundermänner seine Productionen eröffnet. Allein da waren so viele Hindernisse zu überwinden, daß Hartmann erst zwei Tage nach der beschleunigten Abreise der Davenports öffentlich auftreten konnte und zwar in demselben Saale, den diese eben verlassen.

Hier auf demselben Podium steht nun Hartmann’s „Wunderschrank“, der aber nicht, wie der der Davenports, drei, sondern, da hierauf nichts ankommt, nur zwei Thüren hat. Zwischen beiden Thüren ist ein breiter Steg, oben eine Oeffnung, groß genug, um eine Hand durch sie zu zeigen. Der Strick, welcher von Hartmann benutzt wird, ist bei demselben Seiler gekauft, bei welchem die Gebrüder Davenport den ihrigen gekauft haben; er hat dieselbe Länge, dieselbe Dicke, dieselbe Festigkeit. Es wird nun zunächst durch das Loos ein Herr bestimmt, der Hartmann bindet. Nachdem dies geschehen, wird der Schrank, in dem eine Guitarre, eine Glocke, eine Trompete und ein Tambourin liegen, zugemacht. Aber noch ist er nicht ganz geschlossen, so fliegt auch schon unter stürmischem Beifall des zahlreich versammelten Publicums die Trompete zur Schranköffnung heraus. Sofort wird geöffnet: der arme Gebundene sitzt wie angenagelt da, man könnte wirklich glauben, er habe sich nie bewegt.

Es wird wieder geschlossen, und nach kurzer Zeit öffnet Hartmann selbst die Thür und tritt vor das Publicum, den Strick in den entfesselten Händen. Jeder kann an den tiefen Furchen und den geschwollenen Händen sehen, wie fest die Stricke gebunden waren. Hartmann bindet sich hierauf selbst, scheinbar noch weit fester, als er früher gefesselt wurde. Das Publicum drängt sich auf das Podium und überzeugt sich, wie solid die Fesselung ist. Der Schrank wird geschlossen. Da erscheinen plötzlich Hände und Arme an der Schranköffnung; man hört die Guitarre klingen, eine Glocke wird hin- und hergeworfen, das Tambourin tönt, Stricke schlagen an den Schrank, die Trompete, endlich auch die Glocke fliegen zum Schranke heraus. Rasch wird geöffnet: gefesselt wie ein armer Sünder sitzt Hartmann da! Der Beifall will nicht enden. Endlich wird wieder etwas Ruhe. Ein Herr aus dem Publicum läßt sich mit in dem Schrank festbinden; er ist zum Theil an Hartmann gefesselt. Kaum ist der Schrank geschlossen, so tönen wieder alle Instrumente, und als geöffnet wird, hat der Herr das Tambourin auf dem Kopfe. Er vermochte kaum zu sprechen, als er aufgefordert wurde, zu erzählen, wie es im Schranke gewesen wäre; nur so viel versicherte er, daß sich Hartmann nicht gerührt habe, er habe seine Hand immer auf dessen Knie gehabt. Hierauf wird dem gefesselten Hartmann Mehl in die Hände gegeben und dann der Schrank geschlossen. Sofort beginnt der Lärm im Schranke auf’s Neue, Hände zeigen sich, die Trompete, die Glocke stürzen aus dem Schranke; man öffnet: wiederum sitzt Hartmann ruhig da; er wird entfesselt, tritt vor das Publicum und läßt aus seinen Händen das Mehl, scheinbar wie er es empfangen, unter lautem Jubel aller Anwesenden herausfallen.

Jetzt beginnt nun die Sitzung in der Dunkelheit. Alles rückt nahe zum Podium. Die Gaslampen verlöschen, nur vier Stearinkerzen erleuchten noch den Saal, ganz wie bei den Gebrüdern Davenport. Auch diese Kerzen verlöschen; auf den Ruf: „Licht!“ werden sie angezündet und Hartmann erscheint an einen Stuhl gefesselt. Die Lichter verlöschen wieder, und als sie kurz darauf wieder angezündet werden, sitzt Hartmann ohne Rock da; der Rock liegt neben ihm auf dem Tische. Ein Herr aus dem Publicum bietet ihm den seinigen dar, und als nach etwa minutenlanger Finsterniß das Licht wieder erscheint, hat Hartmann den fremden Rock an. Nach einer kurzen, in Finsterniß zugebrachten Pause aber hat Hartmann seinen eigenen Rock wieder an, während der fremde Rock unter das Publicum fliegt. Hierauf setzt sich ein Freund Hartmann’s an den Tisch und läßt sich zwischen zwei Herren festbinden. Diese halten ihm die Hände und Arme; Hartmann ist ebenfalls festgebunden und hat, damit er sich nicht entfernen könne, auf jedem Fuße einen Thaler liegen, während überdies noch auf einem unter den Füßen ruhenden Papierbogen der Umriß derselben mit Bleistift gezeichnet ist. Nach dem Verlöschen des Lichtes tönt trotzdem sofort die in der Nähe des Freundes liegende Guitarre. Man zündet Licht an, aber Beide sitzen gefesselt da, und die beiden Herren aus dem Publicum erklären, der Freund habe sich nicht gerührt. Schließlich fliegt eine mit Phosphor bestrichene und darum im Dunkeln schwach schimmernde Guitarre im Saale herum, weit über die Köpfe des Publicums und hoch in die Höhe, ja Viele meinen, sie fliege bis an die Decke des Saales.

[681] Alle Experimente gelangen glänzend, das Publicum spendete rauschenden Beifall und Mehrere, die alle drei Vorstellungen Hartmann’s gesehen, sprachen ihre Freude darüber aus, daß jede folgende Vorstellung auch wegen größerer Eleganz der Ausführung vollkommener gewesen sei. Man stimmte darin überein, daß die letzte Vorstellung den Davenport’schen fast nichts nachgab und daß man also fast gar nicht merkte, daß Davenport die Sache fünfzehn Jahre, H. aber kaum eine Woche geübt hatte.

Mit gespanntester Aufmerksamkeit und unter fortwährend sich steigernder Heiterkeit vernahm das Publicum endlich die Erklärung sämmtlicher Experimente. Geister zur Erklärung zu Hülfe zu nehmen, daran hatte in Dresden, vielleicht einige kränkliche, vornehme Damen ausgenommen, gewiß Niemand gedacht. Wohl aber hatten einige Blätter Magnetismus und Elektricität zur Erklärung zu Hülfe genommen. Nur wenige Berichterstatter hatten gar von noch ganz unbekannten oder wenigstens nur den Gebrüdern Davenport bekannten Naturkräften geträumt. Jetzt zeigte sich nun, daß Alles einfach auf mechanische Weise ausgeführt worden war.

Zunächst zeigte Hartmann, wie man sich binden lassen müsse. Der durch das Loos zur Uebernahme des Bindens bestimmte Herr wird, ohne daß er es selbst recht merkt, geleitet. Davenport hält erst den linken Arm in die Höhe, läßt sich um diesen den Strick

Fig. 1.

legen und zuknüpfen, wie bei Fig. 1 die kleine Schlinge zeigt. Dann werden die Hände hinten am Rücken zusammengelegt, wobei der Strick so zu liegen kommt, daß die zweite fest anschließende Schlinge hinlänglich weit genug wird, wenn man die rechte Hand, welche die linke erst kreuzte, etwas wendet, so daß die beiden Flächen einander zugekehrt sind. Die weite Schlinge in Fig. 1 ist um beide Hände gelegt. Fig. 2 zeigt, wie der Strick gelegt ist, wenn beide Hände gebunden sind; in der kleinen Schlinge befindet sich die linke Hand, in der großen sind erst beide, dann

Fig. 2.

aber, d. h. nach der Drehung der Hand, nur die rechte, so daß diese leicht aus der Schlinge herausfahren kann. Eine etwas schmale Hand ist allerdings zu gutem Gelingen kaum zu entbehren. Fay giebt beim Binden genau Acht, daß richtig gebunden wird; er ist dabei, wenn nöthig, behülflich, und die Gebrüder Davenport selbst erklären, daß, sowie Jemand eine ihnen nicht passende Bindeweise anwenden wolle, dies sie schmerze; es stocke das Blut zu stark und dergleichen. Höflichkeit, Befangenheit des Bindenden, der vielleicht gar nicht sich zum Binden erboten haben würde, wenn ihn nicht das Loos getroffen hätte, halfen den Gebrüdern Davenport über manche Schwierigkeit hinweg. Kam es doch in dem höflichen Dresden sogar vor, daß man es unschicklich fand, als unser Hartmann Herrn Davenport nach eigenem Belieben binden wollte.

Wenn aber eine Hand frei ist, so kann alsdann leicht die Trompete aus dem Schranke geworfen, es kann der Lärm im Schrank erzeugt werden, der mit im Schranke Sitzende kann seine Hand immer auf dem Knie des Gebundenen haben; das Knie bewegt sich nicht mit, nur die Hand arbeitet. Diese zeigt sich vor der Schranköffnung, sie setzt dem Herrn im Schranke das Tambourin auf den Kopf, sie fährt augenblicklich wieder in die Schlinge und wendet sich, so daß beim Oeffnen des Schrankes sofort der Status quo ante wieder ersichtlich ist. Schließlich löst die linke Hand auch die Knoten und macht die rechte Hand frei. Dieses Knotenlösen würde bei einem alten Stricke, der sich viel fester zusammenziehen läßt, als ein neuer, freilich etwas schwierig sein; ein neuer Strick indeß, wie ihn die Gebrüder Davenport anwendeten, läßt sich durchaus nicht fest zusammenschnüren, wovon sich Jeder leicht überzeugen kann; die Knoten in demselben lassen sich daher auch leicht aufknüpfen. Wenn sich die Gebrüder D. selbst binden, so ist natürlich die Schlinge noch einfacher, als beim Binden von Anderen. Hartmann wendet hierbei die in Fig. 3, 4 und 5 abgebildete Schlinge an, welche demselben von Ingenieur Pieper in Dresden gezeigt worden ist und die er, weil

Fig. 3.

sie einfacher ist, noch lieber in Anspruch nahm, als eine von ihm selbst erfundene, mit der man, weil sie complicirter war, weniger schnell agiren konnte. Fig. 3 zeigt die Schlinge von oben, Fig. 4 von der Kehrseite. Man steckt die linke Hand in den durch den Schlingknoten abgeschlossenen Ring, bindet dann die rechte Hand daran, schiebt hierauf den Schlingknoten, der sich verschieben läßt – deshalb auch wohl „Fitschelschlinge“ genannt – fest an das Handgelenk an, dreht die Hand, wodurch der Schlingknoten auch gedreht erscheint, wie in Fig. 5, und man erscheint sehr fest gefesselt. Sowie man aber die rechte Hand wieder dreht, kann man dieselbe auch ganz leicht aus der Schlinge ziehen und

Fig. 4.

mit ihr operiren.

Ungeheure Heiterkeit erfüllte den Saal, als Hartmann erklärte, wie er, der doch Mehl in den Händen hielt, seine flachen Hände an der Oeffnung zeigen konnte. „Das Mehl steckte ich,“ so sprach er, „einfach in die Taschen meiner weißen Weste; ich hätte es auch wohl können in die Fracktasche stecken oder unter den Teppich im Schranke werfen, aber es schien mir so, wie ich es machte, am sichersten zu sein. Als ich mit Lärmen im Schrank fertig war, füllte ich die Hände wieder mit anderem Mehle, das auch in der Westentasche steckte, und schüttete es dann vor Ihnen aus.“

Die Experimente während der Sitzung in der Dunkelheit erklären sich leicht, wenn man weiß, daß eine Hand schnell frei gemacht werden kann. Dadurch, daß die Leute während dieser

Fig. 5.

Sitzung eng mit den Stühlen aneinander rücken, ist ein Einzelner, der mehr erfahren will, als er soll, verhindert sich auf das Podium zu schleichen. Die vorderste Reihe, welche durch gegenseitiges Händegeben eine Kette gebildet, wie dies auch bei den Davenportschen Vorstellungen geschehen war, hat sich dadurch dem Experimentirenden völlig unschädlich gemacht. Daß Fay, der von zwei Herren aus dem Publicum gehalten wird, nicht die Guitarre spielt, ist klar; das besorgt eben auch Davenport, der ja leicht eine Hand frei machen kann. Er braucht dazu nicht einmal aufzustehen; es kann ihn auch nicht geniren, daß Thaler auf seinen Füßen liegen und daß der Umriß der letzteren auf unterliegendem Papier gezeichnet ist. Will er aber fort, weil vielleicht die Guitarre zu weit weg liegt, nun so nimmt er eben die Münzen einstweilen herunter, steckt sie ein, dreht das Papier, wenn er sich wieder hinsetzt, um, zieht einen breit gehaltenen Bleistift aus der Tasche, macht einen neuen Umriß und legt endlich die Thaler wieder auf. Das Fliegen der durch Phosphor kenntlichen Guitarre zeigt recht deutlich, wie die Finsterniß zu Täuschungen Anlaß geben kann, besonders wenn der Mensch erregt ist. Wie oft sah Jemand in der Dunkelheit einen fernstehenden Baum für einen Menschen, vielleicht gar für einen Räuber, oder eine vorbeifliegende Eule für einen ungeheuer großen Vogel an! Wie oft täuscht man sich nicht über die Entfernung eines nächtlichen Feuers! Gar Viele hätten nicht geglaubt, daß Hartmann die Guitarre einfach in die Hand nahm, aufstand und sie nun hin und her bewegte, wenn er es nicht nachträglich noch einmal ausgeführt hätte. Wie Manchen hörte ich sagen, er hätte wollen schwören, die Guitarre sei bis an [682] die Decke geflogen. Es war das eben Täuschung, begünstigt durch die Dunkelheit.

Das Publicum verließ völlig befriedigt den Saal. Dies hatte seinen Grund nicht blos in der höchst glücklichen Nachahmung der Davenport’schen Experimente, sondern es lag auch darin, daß Hartmann ohne allen Eigennutz die Vorstellungen gegeben hatte, daß es ihm nicht einmal darauf angekommen war, sein Licht leuchten zu lassen, sondern nur darauf, den armen Abgebrannten in Johann-Georgenstadt einige Hülfe leisten zu können. Er hat seinen Zweck erreicht: ein hübsches Sümmchen, worüber in öffentlichen Blättern Dresdens von ihm und seinen Freunden, die ihn bei der Vorstellung unterstützt hatten, Rechnung abgelegt worden ist, hat nach Johann-Georgenstadt gesendet werden können. H. hat seine Entdeckung nicht geheim gehalten, er hat sie nicht ausgebeutet in seinem Interesse, obgleich ihm die Versuchung dazu nahe genug gelegt worden ist. Ehre daher diesem denkenden, schlichten Manne, der es nicht über sich gewinnen konnte, amerikanischen Humbug zum Erwerbszweig zu machen.
E. Besser.