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Mönchenstein

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Mönchenstein
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 468
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[468] Mönchenstein. „Die Zahl und die Heftigkeit der Eisenbahnunfälle auf ein möglichst kleines Maß zu beschränken, klein jedenfalls im Verhältniß zu der riesigen Ausdehnung des Verkehrs, diesem Ziel schreiten wir näher und näher – und daraus mögen wir Beruhigung schöpfen, wenn traurige Berichte an unser Ohr dringen und uns in ängstliche Zweifel stürzen wollen.“ Fast möchte es scheinen, als wären diese Schlußworte unseres Artikels über „Sicherheitsvorrichtungen auf den Eisenbahnen“ in düsterer Vorahnung geschrieben gewesen; denn noch war jener Aufsatz nicht ganz zu Ende gedruckt, da brach die erschütternde Kunde herein, daß bei Mönchenstein in der Schweiz ein Eisenbahnunglück geschehen sei, wie es furchtbarer noch nicht leicht erlebt worden, und leider haben die nachfolgenden Berichte das nur zu sehr bestätigt. Der Einsturz einer Brücke über die Birs in dem Augenblicke, als ein vollbesetzter Sonntagnachmittagszug darüber fuhr, hat dort Hunderten Tod oder schwere Verletzung gebracht, und noch läßt sich in dem Augenblicke, da wir diese Zeilen schreiben, die volle Tragweite des Unglücks nicht ganz übersehen, ebensowenig wie die Frage gelöst ist, wie es möglich war, daß das Entsetzliche geschehen konnte.

Und doch müssen wir noch von Glück im Unglück, oder genauer gesagt, von einem Erfolg der Technik in einem Falle reden, der allem Können der Techniker mehr als je den Stempel des Stückwerks aufzudrücken scheint. Es ist Thatsache, daß die ganze hintere Hälfte des verunglückten Zuges, nachdem vorne das Schreckliche eingetreten war, stehen blieb, und zwar dank der Luftdruckbremse, welche ganz in der beschriebenen Weise beim Abreißen der Verbindung zwischen den Zugtheilen selbstthätig in Wirkung trat. Man mag nicht ausdenken, was hätte kommen können, kommen müssen, wenn es da eine automatische Bremse nicht gegeben hätte. Weit genug hat freilich die jammervolle Vernichtung um sich gegriffen, groß genug ist das Maß des Schmerzes und der Trauer. Aber wenn etwas über die tiefe Entmuthigung hinweghelfen kann, welche uns angesichts eines solchen Schlages befallen muß, dann ist es das Bewußtsein, daß Schlimmeres verhütet worden durch ein Werk des strebenden Menschengeistes.