Zum Inhalt springen

Prinz Ferdinand

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Prinz Ferdinand
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 531
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[531] Prinz Ferdinand. Ueber den Tod des Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen bei Saalfeld ist so Vielerlei gefabelt worden, daß es nicht ohne Interesse ist, einen authentischen Bericht über den Vorfall zu hören. In den soeben erschienenen „Souvenirs et campagnes d’un vieux soldat de l’empire“ finden wir folgenden Bericht:

Am 10. Oktober 1806, beim Uebergang über die Saale, stieß das 111. französische Armeecorps unter Marschall Lannes auf eine Infanterie-Abtheilung, welche Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, Neffe des Königs, befehligte. Dieses Fußvolk, nicht im Stande, den überlegenen Franzosen zu widerstehen, zog sich wieder über die Saale zurück, und Prinz Ludwig Ferdinand war eben bemüht, das Gefecht wieder zum Stehen zu bringen, als ein Wachtmeister vom 10. französischen Husarenregiment, Gaindé mit Namen, auf ihn zueilte und ihm den Säbel auf die Brust setzend, Pardon zurief. „Ich mich ergeben? Niemals!“ war die Antwort des Prinzen, und indem er Gaindé’s Säbel parirte, versetzte er diesem einen Hieb in’s Gesicht. Eben im Begriff stehend, einen zweiten zu führen, stieß der Wachtmeister dem Prinzen den Säbel durch die Brust und warf ihn vom Pferde herab. Die Ordonnanzen des Prinzen, welche ihn im Kampfe mit einem französischen Soldaten sahen, sprengten herbei und würden Gaindé ohne Zweifel getödtet haben, wenn nicht zu gleicher Zeit ein Husar zu seiner Unterstützung herbeigeeilt wäre. Nicht im Stande, sich länger gegen die Preußen zu vertheidigen, zog sich Gaindé mit dem Husaren auf eine Unterstützungs-Abtheilung der Plänkler zurück. Daselbst angekommen, sagt er zu dem kommandirenden Offizier: „Herr Lieutenant, wenn Sie mit mir bis zum Flusse vorgehen wollen, können Sie den Leichnam eines Generals dort finden, den ich getödtet habe. Es ist derselbe, der mir diese Wunde versetzte. Wir werden ihm seinen Degen und seinen Stern nehmen, wenn anders der Feind uns nicht zuvorgekommen ist.“

Der Offizier, von seiner Truppe gefolgt, entfernte sich im Galopp, von dem Wachtmeister geführt, und erreichte den Platz, wo schon zwei Husaren vom 9. Regiment, welches mit dem 10. in einer Brigade stand, sich bei dem Leichnam eingefunden hatten. „Ich habe ihn getödtet,“ sagte Gaindé, „die Klinge meines Säbels ist noch von seinem Blute gefärbt; er muß einen Stich durch die Brust erhalten haben. Nehmt seine Börse; ich überlasse sie Euch; aber gebt mir seinen Degen und seinen Ordensstern, damit ich sie dem Marschall überbringe.“ Die Husaren gaben Gaindé das Verlangte, das er nun dem Marschall überbrachte.

In gleicher Zeit wurde durch Gefangene die Nachricht verbreitet, daß Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, ihr General, soeben durch einen französischen Husaren getödtet worden sei. Diese Nachricht war zu wichtig, als daß sie der Marschall nicht sogleich dem Kaiser gemeldet hätte. Da Gaindé, sich eben am Verbandplatz befand, so schickte der Marschall den Degen und Ordensstern durch einen seiner Adjutanten in’s Hauptquartier und bat um eine Belohnung für den Wachtmeister des 10. Husarenregiments. Der Kaiser bewilligte ihm das Kreuz der Ehrenlegion, indem er sagte: „Ich würde ihn überdies zum Offizier ernannt haben, wenn er mir den Prinzen lebend überbracht hätte.“

Als der Marschall dem Wachtmeister die Auszeichnung überreichte und ihm den Ausspruch des Kaisers mittheilte, antwortete Gaindé, indem er auf seine Wunde zeigte: „Meine Schuld ist es nicht, Herr Marschall, ich kann Sie versichern, daß mein Gegner nicht in der Laune war, sich zu ergeben.“