BLKÖ:Welser, Philippine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 54 (1886), ab Seite: 236. (Quelle) | |||
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Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg einen Reichstag in Augsburg hielt, auf welchem er in Person mit seinem Bruder, dem Könige Ferdinand, und dessen Sohne Ferdinand erschien. Letzterer (geb. zu Linz in Oberösterreich am 14. Juni 1529) galt für einen der schönsten Jünglinge und ritterlichsten Helden seiner Zeit. Von seiner Körperkraft erzählt man sich erstaunliche Dinge, so schleuderte er die schwerste, 28 Fuß lange Lanze mit einer Hand. In der Schlacht bei Mühlberg hatte er seine ritterliche Tapferkeit bewährt. Als er nun auf dem Turnier zu Augsburg Philippine sah, that sie es ihm an. Er versuchte Alles, um ihre Huld zu gewinnen, aber wenn sie auch seine Neigung erwiderte, sie wollte ihm nur als angetrautes Weib angehören. Ueber die ersten Jahre dieses liebeseligen Herzensbündnisses liegt ein undurchdringliches Dunkel. Erzherzog Ferdinand übernahm 1549 die Würde einen Statthalters in Böhmen, zog 1556 in den Feldzug gegen die Türken, aber treu bewahrte er sein Herz der Augsburger Jungfrau, bis er sich im Jänner 1557 – dieser Zeitpunkt wird als der sicherste angenommen – auf seinem Schlosse Brzeznic durch seinen Beichtvater Johann von Cavalleriis, den nachmaligen Dom-Propst von Trient (gest. 23. März 1580), rechtmäßig, doch im Geheimen mit ihr trauen ließ. Zeugin der Vermälung, überhaupt Vertraute dieser Ehe war Katharina von Loxan (geb. um 1516, gest. 13. April 1580), eine geborene Adler, Philippinens Tante mütterlicherseits, die stets um ihre Nichte blieb und später in Innsbruck das Amt einer Obersthofmeisterin bei derselben versah. Der Mann Katharinas, die für eine der schönsten Frauen ihrer Zeit galt, bekleidete in der Folge die Stelle einen Vicekanzlers von Böhmen, wo Ferdinand im Namen des Kaisers regierte. Auf Schloß Brzeznic lebte Philippine in völliger Zurückgezogenheit, welche nur durch die Besuche ihres Gatten unterbrochen wurde. Am 12. December, nach Anderen 15. Juni 1558 schenkte sie dort dem ersten Kinde das Leben, es war Andreas, der nachmalige Cardinal. Später übersiedelte sie in die Burg Bürglitz, unweit Prag, weil Ferdinand sie in der Nähe zu haben wünschte. Aber Eines war es, was das Glück dieser Ehe trübte, deren Geheimniß. Endlich erfuhr der Vater dasselbe und zürnte ernstlich dem Sohne, dessen Ehe er nimmer anerkennen wollte. Wie nun Philippine die Verzeihung von Ferdinands Vater erlangte, wird verschieden erzählt, und die Romantik hat an diesen Darstellungen immerhin ihren Antheil. Der wahrscheinlichste Vorgang mochte wohl der sein, daß sie als Fremde Audienz beim Kaiser nahm und ihre aus Furcht vor den Eltern der Gatten heimlich [237] geschlossene Ehe und das Leid erzählte, das sie darüber empfinde. Der Kaiser, von der Schönheit und anmuthsvollen Sitte Philippinens gewonnen, versprach ihr, mit dem harten Vater, der also ihre Liebe störe, zu reden. Und nun habe sie sich zu erkennen gegeben, und Ferdinand, von ihren Thränen gerührt, mochte sein kaiserliches Wort nicht zurücknehmen und verzieh seiner Schwiegertochter. Doch blieb die Ehe noch immer geheim; die Rechte der aus derselben stammenden Kinder wurden in einer eigenen Verschreibung ddo. Prag 31. Juli 1559 festgestellt; in einer eigenhändigen Urkunde vom 1. August 1559 erklärte aber der Kaiser noch nachträglich, daß der Mannesstamm aus dieser Ehe für den unverhofften Fall, daß der ganze männliche Stamm des Hauses Oesterreich aussterben würde, in den Erbkönigreichen und Erblanden das Nachkommenrecht haben solle. Dagegen durften die Kinder des Erzhauses königliche und fürstliche Wappen und Titel nicht führen, sondern mußten sich einfach „von Oesterreich“ nennen und konnten höchstens den Namen der ihnen vom Vater zufallenden Besitzthümer annehmen. Am 22. November 1560 gebar Philippine in Bürglitz ihrem Gatten den zweiten Sohn, Karl, den nachmaligen Kriegshelden und Markgrafen von Burgau [Bd. VI. S. 364, Nr. 134]. Zwei Jahre später, am 7. August 1562, brachte sie noch die Zwillinge Maria und Philipp zur Welt, welche Beide aber, noch von Philippinens Mutter Anna aus der Taufe gehoben, bald darauf verstarben. Immer aber wurde die Ehe nicht öffentlich bekannt gemacht. Selbst als Philippine nach Prag übersiedelt war, wohnte sie bei ihrer Tante Loxan im Teynhof in der Altstadt, während ihr Gemal als Statthalter auf der kaiserlichen Burg Hof hielt; sie ward immer nur „Frau Philippine“ genannt und zum „Frauenzimmer“ des Erzherzogs gezählt. Aber die Aussöhnung war volle Thatsache. Ferdinands Gemalin erhielt den Titel einer Freifrau mit ihrer Mutter angestammtem Prädicate von Zinnenberg, welches der Kaiser auch ihrem Vater und ihren Brüdern verlieh. Im Jahre 1567 genoß sie endlich entschieden alle Vorzüge der wirklichen Gemalin des regierenden Erzherzogs. 1570 erhielt sie dann den Titel der „Durchlauchtigsten Fürstin und Frau Philippine Markgräfin zu Burgau, Landgräfin zu Nellenburg, Gräfin von Nieder- und Ober-Hohenberg u. s. w., Gemalin des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Ferdinand. Bis 1567 blieb Erzherzog Ferdinand Statthalter in Böhmen, dann übernahm er die Regierung Tirols, welche ihm durch das väterliche Testament vom 1. Juni 1543 und die Hausordnung vom 25. Februar 1554 nach dem Tode des Vaters (gest. 1564) zugefallen war. Auch hatte der Kaiser seinem Sohne vermacht Schloß und Herrschaft Ambras, unweit Innsbruck auf einer malerischen Anhöhe im Innthale gelegen. Der Erzherzog aber schenkte dieses schöne Schloß mit Urkunde vom 3. März 1564 der Edlen Philippine Welserin „aus sonderlichen hochbeweglichen schuldigen und billigen Ursachen, sonderlich Ihres in Ehren und Tugend Wohlverhaltens halber, ihr mit einer gnädigen Gab und Schenkung Unseren gnädigen geneigten Willen zu erzeigen“. Im Jänner 1567 hielt Ferdinand seinen feierlichen Einzug in Innsbruck und hatte von dieser Zeit an seinen beständigen Wohnsitz in dieser Stadt. Ambras aber war der Lieblingsaufenthalt des edlen Fürstenpaares. Wie überall, wo Philippine geweilt, war sie auch jetzt in Ambras der hilfreiche Engel der Umgebung. Früher in Bürglitz, wo der Bischof der böhmischen Brüder, Johann Augusta und sein treuer Gefährte Jacob Bilek schon zehn Jahre in getrennten Gewölben gefangen saßen, hatte sie durch ihre Fürbitte bei Ferdinand Beiden zuerst wesentliche Erleichterungen in der Gefangenschaft, endlich sogar die Befreiung erwirkt. „Ihr ganzes Leben“, schreibt ein Biograph dieser edlen Frau, „war ein beständiger Gottesdienst, eine Aufopferung zum Wohle der Menschen.“ Sie wurde vom Volke als Heilige verehrt, nahezu vergöttert. Nicht der geringste Schatten ruht auf Philippine Welser; „Tugend und reine Minne“ waren ihr Lebenselement. Ferdinand hatte Schloß Ambras zu einer Schatzkammer für Geschichte, Kunst und Literatur gestaltet. Der Hof von Innsbruck war für Künstler und Gelehrte eine Heimat geworden. Auch darin unterstützte Philippine ihren Gemal und theilte seine wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen. Dieses liebliche Zusammenleben dauerte im gleichen Maße bis zu Philippinens Tode, der sie nur zu früh ihrem Gatten entriß. Seit geraumer Zeit kränkelnd, versäumte sie doch bis in die letzten Wochen ihres Lebens den [238] Gottesdienst nie und wohnte auch regelmäßig den Hoffesten bei. Als sich aber ihr Leiden verschlimmerte, wich Ferdinand nicht von ihrem Krankenbette, auf welchem sie am 24. April 1580 – im Alter von erst fünfzig Jahren – ihre edle Seele aushauchte. Ueber ihren gottseligen Tod erschien gleichzeitig von Johannes Baur die Schrift: „Wahrhaftige, einfältige und kurze Beschreibung mit was christlichem Herzen und Gemüth die Durchlauchtige hochgeborene Gemalin des Erzherzogs Ferdinand durch Gottes Gnade mit Tod verblichen und von dieser Welt seliglich abgeschieden“ (Innsbruck 1580). Ein literarischer Buschklepper, Namens Karl Stein, hat im Berliner „Bazar“ 1879 die ungeheuerliche Nachricht aufgetischt, daß Philippine eines gewaltsamen Todes gestorben, daß sie ermordet worden sei. Von dem tirolischen als Geschichtsforscher geschätzten Archivar Dr. Schönherr aufgefordert, Beweise für diese ungeheuerliche historische Fälschung aufzubringen, verschanzte sich genannter Karl Stein hinter die nichtige Ausrede: sein Gewährsmann nehme in Tirol eine der höchsten Stellungen ein und darum könne er denselben nicht nennen; eine Ausrede, welche bei einer so nichtswürdigen Anschuldigung angesichts so viel zeitgenössischer Geschichtsquellen, die den Tod der edlen Philippine Welser wahrheitsgetreu berichten, umso weniger stichhältig ist, als es bei einer historischen Thatsache, welche vor dreihundert Jahren passirt ist, keine Anonymität und keine Discretion gibt. Wer einen tieferen Einblick in das schlichte, echt hausmütterliche Wesen und Gebaren Philippinens thun will, der sehe in der Wiener Hofbibliothek unter den medicinischen Handschriften das von ihr eigenhändig geschriebene Heft von Recepten durch. Darin finden sich neben einem Tränklein wider die Fallsucht und einem Pulver wider den Schwindel Salben gegen Kropf und Schwindsucht u. s. w. An anderer Stelle lernen wir die sorgsame Mutter kennen, die niederschreibt, was zu thun, „wenn ein Kind unruhig ist und nicht schlafen mag“ oder „wenn man ein Kind will entwöhnen“. Bei manchen Recepten sind die Namen der Geber genannt. Einmal bemerkt sie, wie sie ein ganzes Büchlein, das ihr eine Frau gegeben, „abgeschrieben von A bis daher“. Bei der Copie mehrerer Recepte wider Zahnschmerzen macht die edle Frau die zutreffende Bemerkung: „Ich halt’ von keinem nichts; das Ausbrechen ist das Best’ und beizeiten, denn einer verderbt den anderen.“ Wir aber schließen diese kurze Skizze mit den Worten eines ihrer Biographien, die ihm bei Betrachtung des Bildes der edlen Frau auf der ihr zum Gedächtnisse geprägten Medaille aus der Seele kommen: „Betrachten wir die gediegenen intelligenten Züge dieses Bildes, so wird uns das Herz warm bei dem Gedanken, daß es auch einem Fürsten einmal so wohl geworden, das Glück des gemeinen Mannes zu kosten: das Weib seiner Wahl heimzuführen und den Becher der Liebe bis auf den Grund zu leeren.“ Ludwig Speidel hat diese schönen Worte geschrieben. – Philippinens Grabdenkmal in Innsbruck. In der Innsbrucker Franciscaner- oder auch Hofkirche zum heiligen Kreuz, in welcher das herrliche Grabdenkmal des Kaisers Maximilian und das Marmordenkmal Andreas Hofer’s sich befinden, führen rechts im Hintergrunde 23 Marmorstufen zur silbernen Capelle empor, in welcher Philippine zur Seite ihres Gemals, des Erzherzogs Ferdinand, beigesetzt ruht. Die Capelle führt ihren Namen von dem silbernen Madonnenbilde und den aus gediegenem Silber getriebenen Darstellungen aus der Litanei, mit welchen der kostbare Ebenholzaltar verziert ist. Rechts an der Wand ist das äußerst kunstreiche bogenförmig der Kirchenmauer eingesprengte Grabmal des Erzherzogs, des Stifters der Capelle, auf einem mit 26 Wappenschildern gezierten Sarge aus gelbem Marmor, unweit davon auf derselben Seite das Grabmal Philippinens. Die Darstellungen zeigen den knieenden Erzherzog in seinem Leibharnisch mit aufgehobenen Händen; unter dem schwarzen Marmorbogen ruht er in der erzherzoglichen Prunkkleidung auf einem Katafalk von gelblichem Marmor. Philippine ruht im Sterbekleide, von Engelsköpfen umgeben, auf einem Grabe von weißem Marmor. Noch aus dem kalten Steine blickt die geistige Holdseligkeit hervor, durch welche ihre Schönheit so unaussprechlich anziehend und fesselnd auf die Herzen derer wirkte, denen es vergönnt war, sie zu sehen. Auf der Vorderseite ihres Sarkophages sind Allegorien auf die zahllosen Werke der Barmherzigkeit der edlen Frau an Armen und Verlassenen, sowie auf Innsbrucks tiefe Trauer um die Verblichene angebracht. In der Mitte zeigt eine einfache Inschrift ihren Namen und Todestag. Philippine [239] ist mit fürstlichen Ehren bestattet worden, beide Grabmäler sind Werke des Meisters Alex. Collin. – Die Tante und nachmalige Obersthofmeisterin Philippinens in deren Hofstaate zu Innsbruck, Katharina von Loxan, liegt unter der Stiege zur silbernen Capelle begraben. Der Erzherzog ließ auch ihr durch Alexander Collin aus Mecheln das Grabdenkmal setzen mit der Inschrift: „Im 1580 jar den 13. April. ist gestorben. die Edl. tugendsamb. Fraw. Katharina von Loxan. Wittib. geborne. Adlerin. deren Seel Got. genedig sein. vnd ein frolich. Auferstehung. verleihen. woll. Amen.“ – Medaille. Im Todesjahre Philippinens, 1580 wurde eine Münze mit ihrem Brustbild und der Umschrift: „Divae Philippinae“ (der verklärten Philippine) geprägt. – Porträts. 1) Unterschrift: „Philippine Welser“. Joh. Ender gez. Stahlstich von Dav. Weiß. Wien (12°. und 8°.). – 2) Unterschrift wie oben. L. Pöhacker del. nach dem Originalgemälde in der k. k. Ambraser Sammlung. Dav. Weiß sc. Viennae (12°.) [im Taschenbuch „Penelope“ für 1828]. – 3) Unterschrift wie oben. Fendi del. J. Passini sc. Viennae (12°.) [nach einem in Schönbrunn befindlichen Bildnisse im Taschenbuch „Cornelia“‘ für 1831]. – 4) Unterschrift wie oben. Holzschnitt der xylogr. Anstalt von Helm (4°.) im illustr. Blatte „Buch für Alle“ 1866. Bd. I, S. 21. – 5) Unterschrift wie oben. Holzschnitt von A. N.(eumann) in Westermann’s „Illustrirten Monatsheften“ 1871. – 6) Unterschrift wie oben. Holzschnitt der xylogr. Anstalt von W. Aarland, nach einer Zeichnung von […[WS 1]]unter welche Monogramm sich der berühmte Maler und Illustrationszeichner Paul Thumann birgt. – 7) Unterschrift: „Filipina Welserowna“. Die současne podobizny kreslil. Jos. Scheiwl, d. i. Nach einem gleichzeitigen Gemälde gezeichnet von Jos. Scheiwl. Holzschnitt im Prager illustrirten Blatte „Světozor“ 1868. Nr. 19, S. 177. – 8) Lithographie von Wölfle (München. Franz, 8°.). – 9) Radirung: G. C. Eimmart sc. Halbfigur (4°.), Gegenstück zu dem Bildniß des Erzherzogs Ferdinand, gest. von J. C. Eimmart. – 10) Holzschnitt von A. Neumann nach dem Gemälde von Anton Kirchebner[WS 2] im Museum zu Innsbruck. in der Illustrirten Frauenzeitung“ vom 3. Jänner 1874, Nr. 2. S. 12. – Der Maler G. Koeller hat die Scene, wie Philippine Welser vor dem Kaiser erscheint und mit ihren Kindern vor ihm knieend, seine Verzeihung erfleht, zum Vorwurfe eines Gemäldes gemacht, das im Holzschnitt des englischen Xylographen W. L. Thomas in der Zeitschrift „Ueber Land und Meer“ 1866, Nr. 27, 424 veröffentlicht ist. – Philippine Welser in der Dichtung. Der Stoff, den das Leben der schönen Philippine Welser darbietet, ist zu reich an ebenso romantischen als ergreifenden Momenten, als daß derselbe nicht von der Poesie hätte aufgegriffen und verwerthet werden sollen, und dies ist denn auch reichlich geschehen. Der Roman, die epische Dichtung, das Drama und die Oper, alle haben sich dieses Stoffes bemächtigt und mehr oder minder Anziehendes geleistet, wie es der an und für sich liebliche Vorwurf von vorne herein bedingt. Im Roman und in der Erzählung sind uns drei Leistungen bekannt, und zwar von A. Grafen Baudissin: „Philippine Welser oder vor dreihundert Jahren. Historischer Roman“ in drei Bänden (Hannover 1864, Rümpler, 8°.), dann von dem bekannten Geschichtsromantiker Georg Hesekiel: „Lux et umbra. Roman“, drei Bände (Berlin 1861, 8°.), der gleichfalls die Geschichte der Welserin behandelt, und von Oskar Wildenburg: „Philippine Welser, die schöne Augsburgerin. Historische Erzählung“ (Nürnberg, G. A. Hofmann). Poetisch, wir meinen in gebundener Rede, sind uns nur drei kleinere, aber sämmtlich gelungene Arbeiten bekannt, und zwar ein Gedicht von Karoline Pichler, das in ihre gesammelten Werke aufgenommen, aber auch schon früher im Hormayr’schen „Archiv für Geschichte, Geographie u. s. w.“ (Wien, 4°.) 1814, Nr. 60 und 61 abgedruckt ist; dann brachte Theodor Hell (Pseudonym für Hofrath Winkler), der langjährige Redacteur der Dresdener „Abend-Zeitung“ und des Taschenbuches „Penelope“, in letzterem, Jahrgang 1828, S. 383 bis 397 einen Romanzencyclus, der den Namen der schönen Augsburgerin trägt; schließlich ist mir die Ballade eines Ungenannten bekannt, die den Titel „Die Welserin“ hat, in knapper, aber regelrechter Form das Geschick derselben besingt und im „Bozener Wochenblatt“, einer Unterhaltungsbeilage der „Bozener Zeitung“, Nr. 242 vom 22. October 1864 abgedruckt ist. Besonders [240] dankbar aber erscheint das Geschick der schönen Augsburgerin für dramatische Behandlung, denn vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis auf die Gegenwart begegnen wir Bearbeitungen, und zwar schrieb Emanuel Schikaneder das Schauspiel: „Philippine Welserin oder die schöne Herzogin von Tirol“, welches im zweiten Bande seiner sämmtlichen theatralischen Werke, die 1792 bei Doll in Wien und Leipzig erschienen, aufgenommen ist; ihm folgte der uns völlig unbekannte Fr. W. Zernecke, dessen kurzathmige dramatische Muse sich mit dem einactigen dramatischen Gemälde: „Philippine Welser“ (Danzig 1822, Ewert, 12°.) erschöpft, denn es ist kein weiteres Werk der Dichter zu verzeichnen; dann behandelten ziemlich gleichzeitig diesen Stoff noch zwei Poeten, und zwar Hermann Sallmayer in einem fünfactigen Schauspiele (Augsburg 1854, in zweiter Auflage Innsbruck 1866), und Oskar Redwitz, der auch die Geschichte fünfactig durchführt, und dem es ebenso wenig wie seinem unmittelbaren Vorgänger gelingt, uns bis zum Schlusse zu fesseln, und endlich hat ein B. Polack-Daniels den Stoff zu einer Oper benützt, doch wissen wir nicht, ob der Name der des Librettisten oder jener des Componisten ist. – Quellen zur Biographie Philippine Welser’s. Nachrichten über Philippine Welser. Von Freiherrn Joh. Mich. Welser. Als Manuscript gedruckt (Nürnberg 1864, Sebald) [darüber die „Augsburger Postzeitung 1882. Nr. 192]. – Oratio funebris in obitum Serenissimae Principis ac Dominae Philippinae ec. Auctore Georgio Renner (Augustinae Vindelic. 1582, 4°.). [Interessant ist der in kurzen Zeiträumen aufeinander erfolgte Tod des Priesters, der Philippinen getraut, der Trauzeugin und Philippinens. Johann de Cavalleriis, erzherzoglicher Beichtvater, Almosenier und Caplan, zuletzt Dompropst in Trient, starb am 23. März 1580, einen Monat früher als Philippine; Katharina von Loxan am 13. April 1580, also 11 Tage vor Philippinen. Am anderen Tage nach ihrer Tante Ableben, am 14. April, legte sich Philippine todtkrank nieder und entschlief zehn Tage später selig im Herrn.] – Philippine Welserin. Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert (Berlin 1797, 8°.). – Steinebach (Friedrich). Philippine Welser. Volksbuch (Wien 1855, 12°.). – Andrean (G.). Das Bürgerthum, 1877, S. 256. – Allgemeine Familien-Zeitung (Fol.) 1873, S. 180. – Bayrischer Curier, 1881, Nr. 41: „Wie Philippine Welser kochte“. – Der Bazar (Berliner Mode- und Musterblatt, kl. Fol.) Bd. V, 1. Jänner 1857, Nr. 1, S. 2: „Philippine Welser“. Von Leo Goldammer. – Bergmann (Joseph). Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom sechzehnten bis zum neunzehnten Jahrhunderte. In treuen Abbildungen mit biographisch-historischen Notizen (Wien 1844 bis 1857, Tendler. 4°.) Bd. I, S. 102, 103, 107, 133, 162; Bd. II, S. 133, 239. – Das Buch für Alle (Illustrirtes Unterhaltungsblatt, schm. 4°.) 1866, S. 18: „Philippine Welser. Ein Frauenbild“. Von J. P. Glöckler. – Cornelia. Taschenbuch, herausgegeben von Al. Schreiber (12°.). Jahrg. 1831, S. I–III. – Realis. Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien. Herausgegeben von Anton Köhler (Wien 1846, Lex.-8°.) Bd. II, S. 408. – Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt (Leipzig, Ernst Keil, 4°.) Jahrgang 1861, S. 212: „Eine deutsche Bürgerstochter“ [mit Initial und Philippine Welser’s Bildniß im Holzschnitt, nach Zeichnung von P. Thumann]. – Hirsch (Franz). Das Neue Blatt (Leipzig, 4°.) 1880, Nr. 6. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Geographie u. s. w. (Wien, 4°.) Jahrg. 1812, Nr. 66, 67; Jahrg. 1828, Nr. 81, 85 u. 86, 87, 90; S. 199 u. 560: Miscellen. – (Hormayr’s) Taschenbuch für vaterländische Geschichte (8°.) Bd. XXXVI (neue Folge Bd. XVIII) 1847, S 24–52; Bd. XXXVII (neue Folge Bd. XIX) 1848, S. 39–48: „Die Kinder der Welserin“. – Illustrirtes Familienbuch des österreichischen Lloyd (Triest, 4°.) Bd. IV (1854) S. 307: „Philippine Welser“. Von A. Schöppner. – Illustrirte Frauenzeitung, I. Jahrg., 5. Februar 1874, Nr. 2, S. 11: „Philippine Welser“. Von Karl Seippoldt. – Illustrirte Volkszeitung, 1877, S. 341 und 342; 349 und 350 (mit Porträt). – Nürnberger-Correspondent von und für Deutschland (kl. Fol.) 1883, Nr. 480. – Nürnberger Presse, 1873, Nr. 324. Von J. M. Freiherrn von Welser. – Der Sammler (Augsburg, Unterhaltungsblatt) 1. April 1880, Nr. 39, in der Rubrik „Verschiedenes“. [Energische Abweisung der von [241] einem gewissen Karl Stein im Berliner Damenblatt „Bazar“ im Jahrgang 1879 vorgebrachten Philippine Welser betreffenden Lügen, deren schon in der Lebensskizze S. 238 Erwähnung geschah.] – Ueber Land und Meer. (Stuttgart, Hallberger, kl. Fol.) Bd. XVI, April 1866, Nr. 127, S. 424: „Philippine Welser“. – Urania. Taschenbuch, Jahrg. 1818, S. 116 und 117: „Philippine Welser von Augsburg“. Von Freiherrn von Hormayr. – Veith. Blibliotheca Augustana. Alphab. II, p. 131–138. – Wiener Jahrbücher der Literatur (gr. 8°.) Bd. LXXX, Anzeigenblatt, S. 30–37: „Urkunden über die eheliche Geburt der vier Kinder des Erzherzogs Ferdinand und der Philippine Welser“. – Die Wiener Musik-Zeitung theilte im Jahre 1845 in einer Notenbeilage „Philippine Welser’s Lieblingsmelodien“ mit, welche in Motiven bestehen, die laut dieser Notiz noch einem musicalischen Instrumente, einer Art Orgelwerk, das sich auf dem Schlosse Ambras in Tirol befindet, entlockt werden können. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (8°.) 30. Juli 1833, Nr. 91, S. 742: „Große Festlichkeiten zu Innsbruck im Jahre 1580“. Historische Arabeske. Von Th. G. von Karajan. [Beschreibung einer von Philippine Welser ihrer Hofdame Katharina Freiin von Boymond und Payersberg anläßlich deren Heirat bereiteten Hochzeitfeier.] –
6. Philippine (geb. gegen Ende 1530 zu Augsburg, gest. in Innsbruck 24. April 1580. Sie ist eine Tochter Franz Anton Welser’s, eines reichen und angesehenen Patriziers der Stadt Augsburg aus seiner Ehe mit Anna Freiin von Zinnenberg. Von vier Kindern, noch einer Tochter und zwei Söhnen, war Philippine das Kleinod ihrer Eltern und die Perle der ganzen Stadt. Von züchtiger Holdseligkeit vereinte sie mit den Reizen des Körpers alle Vorzüge einer schönen Seele, und treffend bemerkt einer ihrer Biographen „Die Welser führen drei Lilien in ihrem Wappen, aber Philippine war die schönste der Welser’schen Lilien, die jemals blühten.“ Sie zählte achtzehn Jahre, als KaiserAnmerkungen (Wikisource)
- ↑ Abbildung des Monogrammes von Paul Thumann.
- ↑ Anton Kirchebner und Söhne: Kirchebner, Anton, Band 11 , Seite 307.