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ADB:Czepko und Reigersfeld, Daniel von

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Artikel „Czepko und Reigersfeld, Daniel v.“ von Hermann Palm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 671–672, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Czepko_und_Reigersfeld,_Daniel_von&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:25 Uhr UTC)
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Band 4 (1876), S. 671–672 (Quelle).
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Czepko: Daniel v. Cz. und Reigersfeld, Dichter der ersten schlesischen Schule, geb. 1605 zu Koschwitz im Fürstenthum Liegnitz, † 1660. Sein Vater Daniel Cz., Verfasser mehrerer zu ihrer Zeit geschätzter historischer Werke, starb 1623 als Pastor zu Schweidnitz. Der Sohn besuchte die Universitäten zu Leipzig und Straßburg, studirte Medicin und Jurisprudenz, war dann durch die in seiner Vaterstadt seit 1629 mit der größten Härte betriebenen Gegenreformation verbannt und bei einem Freiherrn v. Czigan in Oberschlesien mehrere Jahre ohne Amt, nur der Freundschaft und dichterischen Thätigkeit hingegeben. Seit 1634 wieder in Schweidnitz, heirathete er eine reiche Erbin und lebte im Genusse eines nicht unbedeutenden Grundbesitzes als Privatmann in dieser Stadt, der er durch seine Gelehrsamkeit und sein Ansehen in den höchst schwierigen Zeiten des Krieges die wichtigsten Dienste leistete. Erst 1656 nach dem Tode seiner Gattin nahm er das Amt eines Regierungsrathes bei dem Herzoge Christian von Liegnitz, Brieg und Wohlau an. In dieser Stellung starb er, nachdem er sich vorher noch den Adel seiner Vorfahren hatte erneuern lassen, zu Wohlau. – Cz. war ein außerordentlich fleißiger Dichter. Alle Vorgänge des Lebens nahmen bei ihm poetische Gestalt an; überall und an alles knüpfte er poetische Reflexionen, deshalb bilden eine große Anzahl epigrammenartiger Dichtungen einen Hauptbestandtheil seines handschriftlichen Nachlasses, den die Breslauer Stadtbibliothek in Abschriften bewahrt. Wie umfangreich derselbe auch ist, so umfaßt er doch bei weitem nicht alles, was C. geschrieben hat. Der allergrößte Theil der jugendlichen Liebesgedichte ist, wie er in einer Selbstbiographie versichert, von den Croaten 1634 zu Hultschin in Wachtfeuern verbrannt worden. Gedruckt ist bei Lebzeiten des Dichters nur weniges. Außer verschiedenen Gelegenheitsgedichten sind zu nennen: „Trophaeum Bibranum. De pace Imperatoriae Domus Austriae“, Vratisl. 1635; „Dan. Cepkonis Pierie“, 1636; „Ferdinandinum, quatuor columnis suspensum et div. memoriae Ferdinandi IV dicatum“, 1654. Nach dem Tode Czepko’s erschienen: „Dan. v. Czepko Rede aus seinem Grabe“, Breslau 1660 (abgedruckt in And. Gryphius’ „Kirchhofs-Gedanken“, Bresl. Ausg. 1663, S. 509); und „Sieben-Gestirn königl. Buße, d. i. die sieben Bußpsalmen des Königs und Propheten Davids“, Brieg 1671. Ungedruckt und handschriftlich vorhanden sind: 1) „Drei Rollen verliebter Gedanken“; 2) „Unbedachtsame Einfälle“ (lyrische und satirische Apophthegmen); 3) Kurze satirische Gedichte, 6 Bücher; 4) „Coridon und Phyllis“, 3 Bücher; an geistlichen Dichtungen: 5) „Das inwendige Himmelreich“ 1633; 6) „Gegenlage der Eitelkeit, oder von der Eitelkeit zur Wahrheit“; 7) „Monodisticha sexcenta sapientum“, 1653; 8) „Semita divini amoris“. „Das heilige Dreieck oder die drei fürnehmsten Tage unseres Heils.“

Von den gedruckten Werken ist die „Pierie“ litterargeschichtlich dadurch interessant, daß es das erste im Geiste und nach den Grundsätzen der Opitz’schen Schule gedichtete Drama ist. Von den ungedruckten ist „Coridon und Phyllis“, ein didaktisches Gedicht von 9222 Versen, die Hauptarbeit Czepko’s, an der er sein ganzes Leben hindurch arbeitete und feilte. Das erste Buch schildert sein Verhältniß zu den oberschlesischen Freunden, das zweite die Zeitverhältnisse, das öffentliche Leben und die verschiedenen Stände; das dritte das Landleben. Die satirischen Gedichte sind der Ausdruck der Lebenserfahrungen des Dichters und lassen diesen als Geistesverwandten des gleichzeitigen Friedr. v. Logau erscheinen. Eine andere Geistesverwandtschaft offenbaren dagegen die geistlichen Dichtungen. Sie lehren C. als Mystiker von ähnlicher Richtung wie Johann Scheffler (Angelus [672] Silesius) kennen, nur daß sie sich frei von dessen crassem Pantheismus halten. Das umfassendste dieser Art ist das zuletzt genannte Heilige Dreieck. Um der in diesen enthaltenen theosophisch-mystischen Anschauungen willen verweigerte die damalige Censur der Breslauer Geistlichkeit den Druck der geistlichen Dichtungen; die Schwere der Zeit verhinderte dagegen den der weltlichen. Eine in Vorbereitung begriffene Ausgabe aller Gedichte Czepko’s wird den bisher fast unbekannten Mann als einen der tüchtigsten Glieder der Schule von M. Opitz erscheinen lassen. Zur vorläufigen Orientirung über ihn dienen folgende mit Proben versehene Arbeiten schlesischer Litteraturhistoriker: Gottl. Kluge in seiner Hymnopoeographie 2. Decade (1751); A. Kahlert im 2. Bde. des litterarhistor. Taschenbuches von Prutz (1844), S. 133 und in dessen Angelus Silesius (1853) S. 55; Hoffmann v. Fallersleben in seinen politischen Gedichten aus der deutschen Vorzeit, S. 259 und im 2. Bde. des Weimarischen Jahrbuchs, S. 283 und H. Palm im Archiv für die Geschichte der deutschen Sprache und Dichtung von Wagner (Wien 1873) 1. Bd. S. 193.