ADB:Andreae, Toby

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Artikel „Andreae, Toby“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 11–12, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Andreae,_Toby&oldid=- (Version vom 27. April 2024, 22:19 Uhr UTC)
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Andreae: Toby A., Genre- und Landschaftsmaler, geboren am 6. März 1823 zu Frankfurt a. M., war, aus einer behäbigen Familie stammend, in der neidenswerthen Lage, bei der Wahl seines Lebensberufes ausschließlich seiner Neigung folgen zu können, welche ihn der Kunst zuführte. So kam A. zu Professor J. Becker an das unter Ph. Veit’s Direction aufblühende Städelsche Institut. Damals wurde er auch mit M. v. Schwind bekannt, welcher dem begabten Kunstjünger ein wirkliches Interesse entgegenbrachte. Mit Otto Donner ging A. Ende 1848 nach München, wo er sich näher an Rahl und Genelli anschloß. Dieser Richtung entsprach das phantastische Bild „Saul bei der Hexe von Endor“, welches A. infolge einer von Bologna gestellten Preisaufgabe 1852 zu München malte und bald darauf an die Hamburger Kunsthalle verschenkte. Von 1853–1854 durchreiste der Künstler Italien, wodurch er sich ganz für die Landschaftsmalerei entschied, welche dann durch die Bekanntschaft mit Eduard Schleich und Anton Teichlein seine neue, melancholische Färbung erhielt. Ebenso imponirten ihm die Mondnächte von Morgenstern und Bernhard Stange und W. Lichtenheld’s Nebelbilder. Doch behielt A. diesen Vorbildern gegenüber immer eine gewisse Selbständigkeit und Originalität. Der Münchener Kunstverein erwarb von ihm 1858 einen „Chiemsee“, eine Scene „Am Meeresstrand“ und eine „Partie aus Venedig“ (1862), womit seine Vorliebe für Nacht- und Mondscheinstimmungen zum Durchbruch gelangte. Nun folgten ein „Spaziergang“ (1864), ein „Mondschein am See“ (1866), eine „Partie aus Venedig“ (1867) und der „Canale grande“ (1869), „Nürnberg bei Nacht“ und der „Wilde Kaiser“ in ähnlichen Stimmungen. Ein Motiv von der „Badedüne auf Helgoland“ schenkte A. zur Verlosung für die Invalidenstiftung. Abermals folgte ein „Helgoland bei Mondschein“ und „Kufstein bei Nebel“ (1872), eine „Mondlandschaft“, „Gaeta bei Mondschein“, eine „Mondnacht in Rom“ und „Neapel“ (1873). Kurz vorher war A. mit Studien und Photographien schwer beladen von einer neuen italienischen Reise zurückgekehrt und hatte sich mit einer Tochter des berühmten Tenoristen Bayer glücklich verheirathet – die Hochzeit fand Morgens 5 Uhr statt, als Zeugen gestattete er nur zwei Sacristane der Ludwigskirche –, auch kaufte er große Vorräthe von wohlbereiteten, gut grundirten Malbrettchen verschiedenen Kalibers und trug sich mit großen Plänen zu einer Weltreise nach Indien. Dann fand man ihn, nachdem er in heiterer Gesellschaft noch seine Freunde entzückt hatte (er ging immer um 9 Uhr zu Bette und war Morgens 4 Uhr bei der Arbeit) am 22. April 1873 todt, sitzend auf seinem Sopha – er hatte [12] sich durch den Schuß aus einer Zimmerpistole durch die Schläfe entleibt. Die Section ergab eine auffällige Anomalie des Gehirns, wodurch sich viele seiner Schrullen und Seltsamkeiten erklärten.

Vgl. Nagler-Meyer, Künstlerlexikon I, 714. – Allgemeine Ztg. 1873. – Kunstvereinsbericht f. 1873, S. 64. – In Schwind’s Briefen an Bernhard Schädel (in Nord und Süd 1880, Juli, 40. Heft, S. 33 ff.) wird Tobias Andreae-Willemer öfters erwähnt.