ADB:Berthold IV. (Markgraf von Vohburg-Hohenburg)

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Artikel „Hohenburg, Berthold, Titularmarkgraf von Vohburg-Hohenburg“ von Michael Doeberl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 440–441, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berthold_IV._(Markgraf_von_Vohburg-Hohenburg)&oldid=- (Version vom 5. Mai 2024, 08:03 Uhr UTC)
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Band 50 (1905), S. 440–441 (Quelle).
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Hohenburg: Berthold, Titularmarkgraf von Vohburg-Hohenburg, stammte väterlicherseits von Dipold V. aus dem Hause der Dipoldinger, welche ehedem die Markgrafschaft auf dem Nordgau innegehabt und sich meist nach ihrer Besitzung Vohburg bei Ingolstadt benannt hatten, mütterlicherseits von Mathilde aus dem Hause der Grafen von Wasserburg, welche aus ihrer ersten Ehe Anrechte auf Hohenburg mitbrachte; seitdem nannte sich die Familie auch nach dieser Nordgauer Herrschaft. Das Geburtsjahr ist unbekannt.

Familientraditionen und geringer Güterbesitz wiesen den jungen Berthold früh auf kaiserliche Dienste, 1232 begegnet er zuerst in der Umgebung Friedrich’s II. im Dienste des Kaisers, namentlich während der Kämpfe gegen Lombarden und Curie, erwarb er sich in Sicilien ausgedehnte Lehen und hohe Aemter, schwang sich zum Führer der Deutschen im Königreiche empor, gewann die Hand einer italienischen Prinzessin, der Cousine der Bianca Lancia. Sterbend empfahl der Kaiser den jungen Manfred, den Sohn der Bianca Lancia, der Obhut seines Verwandten. In der That dankte es Manfred wol in erster Linie dem deutschen Capitän, daß der Aufstand, den im Frühjahre 1251 die päpstliche Agitation in Verbindung mit einer deutschfeindlichen Bewegung der Guelfen im Königreiche hervorrief, schon im Herbst desselben Jahres als gescheitert gelten konnte. Nach der Ankunft Konrad’s IV. vollends war Berthold der erste Vertrauensmann des Königs. Ihm, nicht Manfred, übertrug er auch vor seinem Tode für die Dauer der Minderjährigkeit seines Sohnes Konradin die Regentschaft in Sicilien.

Damit hatte Markgraf Berthold die höchste ihm erreichbare Ehrenstufe erklommen, aber unter Verhältnissen, die eine Katastrophe in nur allzu naher Zeit befürchten ließen. Schon vor der Ankunft Konrad’s IV. hatte die Begehrlichkeit des Hauses Lancia eine Entfremdung zwischen Manfred und Berthold und damit eine Spaltung in der staufischen Partei hervorgerufen, Konrad hatte durch seine Politik diese Feindschaft noch verschärft; so war zum Gegensatz zwischen Guelfen und Ghibellinen auch noch der Gegensatz zwischen der legitimen und illegitimen Linie des staufischen Hauses gekommen. Noch Ende August 1254 verband sich Manfred mit den Guelfen und erzwang unter dem Eindruck einer bevorstehenden päpstlichen Invasion und des fälschlich ausgesprengten Gerüchtes vom Tode Konradin’s den Rücktritt des Markgrafen von der Regentschaft. Berthold suchte jetzt Fühlung mit der Curie, welche Manfred’s Unternehmen gefördert hatte, sich aber von diesem um den Preis ihrer Hülfe betrogen sah. Während aber Berthold mit der Curie unterhandelt, untergräbt Manfred, berathen von seinem genialen Oheim Galvano Lancia, im Rücken seine Stellung. Die Feldzüge, welche Berthold in den Jahren 1254 und 1255 im Bunde mit Innocenz IV. und dessen Nachfolger Alexander IV. gegen Manfred unternahm, endigten mit Niederlagen. Berthold wurde im [441] J. 1256 sammt seinen Brüdern von den Anhängern Manfred’s zum Tode verurtheilt, von Manfred scheinbar begnadigt, um aber noch im nämlichen Jahre mit seinen Brüdern im Kerker zu enden, vermuthlich gewaltsam. In ihre Besitzungen und Würden theilten sich Mitglieder des Hauses Lancia. Manfred selbst ließ sich im J. 1258 zum König krönen; das in Umlauf gesetzte Gerücht vom Tode Konradin’s mußte ihm jetzt dieselben Dienste thun, wie beim Staatsstreich vom August 1254. Manfred hatte aber nicht bloß den Erfolg auf seiner Seite, bis in die neueste Zeit hinein galt Berthold dank einer unkritischen Verwerthung der Tendenzschrift Jamsilla’s als Verräther, war dagegen Manfred umgeben mit der Gloriole des letzten großen Vertreters des staufischen Hauses, der unter den schwersten Opfern die Sache seines Neffen Konradin aufrecht erhalten und zuletzt nur im Drange der Verhältnisse, um die Krone Sicilien seinem Hause zu retten, an Stelle des politisch todten Kindes die Regierung ergriffen hätte. In Wirklichkeit war schon der Staatsstreich Manfreds vom August 1254 nur die Einleitung zu einem großartig angelegten Intriguenspiel, das mit der Entthronung Konradin’s schloß, war der letzte Vorkämpfer der deutschen Herrschaft und der legitimen Linie des staufischen Hauses Markgraf Berthold von Hohenburg. Nicht bloß die Rettung seiner Stellung im Königreiche, das Interesse des rechtmäßigen Königs selbst schrieben ihm den Bund mit der Curie vor. Schon mit der Niederlage Bertholds, nicht erst mit der Niederlage Konradin’s bei Tagliacozzo brach die deutsche Herrschaft im Königreiche Sicilien zusammen.

Als eine innerlich reiche, liebenswürdige Natur, der mitten in einer rastlosen diplomatischen und militärischen Thätigkeit der Sinn für zartes Gemüthsleben, die Empfänglichkeit für die Atmosphäre geistiger Cultur geblieben ist, verräth sich Markgraf Berthold in den wenigen Minneliedern, die sich von ihm erhalten haben; denn er, nicht der Vater Dipold V. ist der markgräfliche Minnesänger von Hohenburg in der Weingartner Handschrift.

Vgl. Doeberl, Berthold von Vohburg-Hohenburg, der letzte Vorkämpfer der deutschen Herrschaft im Königreich Sicilien (Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. XII und die daselbst angeführte Litteratur).