ADB:Danzi, Franz
[WS 1], Bruder der berühmten Sängerin Francisca D., nachmaligen Lebrun (s. d.) und Gatte der nicht minder geschätzten Sängerin Margaretha D., geb. Marchand. Er war im Gesang, Clavier- und Cellospiel ein Schüler seines Vaters; einigen theoretischen Unterricht erhielt er vom Abbé Vogler. Schon mit 15 Jahren ward er als Cellist in der Hofcapelle angestellt und folgte derselben 1778 nach München. 1790 mit der durch Stimme, Schule, Spiel und Schönheit gleich ausgezeichneten Tochter des Münchener Theaterdirectors Marchand verheirathet, nahm er 1791 einen unbeschränkten Urlaub, um mit ihr eine Kunstreise zu machen, welche beiden viel Lorbeeren eintrug. Am längsten hielten sie sich (der Gatte als Musikdirector) bei der Guardasonischen Operngesellschaft in Leipzig und Prag auf. Unter den Rollen der Gattin entzückten vor allem Susanne (Figaro), Caroline (Matrimonio segreto) und Nina (in Paesiello’s[WS 2] gleichnamiger Oper). Auch in Italien ernteten die Gatten 1794–95 reichen Beifall. Die wankende Gesundheit der Gattin nöthigte aber zur Heimkehr nach München und hier erlag sie schon 11. Juni 1800 der Auszehrung, in der Kunstwelt tief betrauert. D. war inzwischen 1797 zum Vicehofcapellmeister ernannt. 1807 ging er als Hofcapellmeister nach Stuttgart, wo er 1812 auch Mitdirector des neuerrichteten „Musikinstituts“ zur Ausbildung von Sängern, Instrumentisten und Componisten ward (Allg. Mus.-Zeitg. XIV. 335). Von dort ging er (nicht 1810, wie die Bad. Biogr. angeben, denn 1812 war er noch in Stuttgart, vgl. Allg. Mus.-Zeitg. XIV. 80. 335, sondern vermuthlich 1815) als Hofcapellmeister nach Karlsruhe, wo er gestorben ist. D. war ein sehr fruchtbarer Componist; das ausführlichste Verzeichniß seiner gedruckten Werke gibt Fetis[WS 3]; sehr viele andere [756] Compositionen blieben ungedruckt. Er hatte kein großes, aber ein liebenswürdiges Talent und war wie als Musiker, so als Mensch fein gebildet. Seine Schöpfungen wurden daher ihrer Zeit gerne, einzeln auch mit großem Beifall gehört, ohne doch eine bleibende Bedeutung zu behaupten. Von seinen Opern gehören der Münchner Periode „Cleopatra“ (1779), „Azakia“ (1780), „Der Triumph der Treue“ (1789), „Der Kuß“ (um 1800), „Die Mitternachtsstunde“ (um 1801), vielleicht seine beste Arbeit, „Der Quasimann“, „Elbondokani“, „Iphigenia in Aulis“ (1807) an. In die spätere Karlsruher Zeit fallen „Malvina“ und „Turandot“ (um 1815). Die letzteren hatten geringen Erfolg (vgl. Allg. Mus.-Zeitg. XVII, 646; XIX, 376 f.), die ersteren haben sich doch auch nicht viel über München hinaus verbreitet. Auch das in Stuttgart componirte Oratorium „Abraham auf Moria“ (Text von Niemeyer; 1808) wollte nirgends recht durchschlagen. – Dagegen gefielen seine kirchlichen Compositionen, von denen jedoch nur drei Messen, ein Psalm, ein Tedeum und ein Magnificat gedruckt zu sein scheinen, durch ihren weichen und innigen, wenn gleich nicht immer kirchlichen Charakter. Seine Instrumentalwerke (7 Symphonien und eine lange Reihe von Quintetten, Quartetten, Trios, Concerten für Violoncell und andere Instrumente, Sonaten etc.) blieben von dem durch Beethoven heraufbeschworenen neuen Geiste der Instrumentalmusik unberührt, wie sich D. denn überhaupt in engerer Anlehnung an Mozart und auf dem Gebiet der komischen Oper in der Schreibweise Winter’s und Weigl’s bewegt. Seine vielgebrauchten Solfeggien und seine Lieder zeigen eine ausgezeichnete Behandlung der Stimme und D. galt für einen vorzüglichen Gesanglehrer.
Danzi: Franz D., Musiker, geb. zu Mannheim 15. Mai 1760 (vgl. Allg. Mus.-Zeitg. XXVIII, 581 und Bad. Biographien I, 159), † 13. April 1826 zu Karlsruhe; Sohn des Mannheimer Violoncellisten Innocenz D.- Vgl. zu Fetis und den Badischen Biographien den (beiden zu Grunde liegenden) Nekrolog in der Allg. Mus.–Zeitg. XXVIII, 581 ff.