ADB:Eckermann, Jakob Christoph Rudolf

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Artikel „Eckermann, Jakob Christoph Rudolf“ von Eduard Alberti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 611–613, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eckermann,_Jakob_Christoph_Rudolf&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:32 Uhr UTC)
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Eckermann: Jakob Christoph Rudolf E., akademischer Theologe, geb. 6. Septbr. 1754 auf Wedendorf, einem gräfl. Bernstorffischen Gute in Mecklenburg-Schwerin, † 6. Mai 1837 in Kiel. Da er von seinen fast 83 Lebensjahren 55 Jahre, von 1782 bis an sein Ende, der Kieler Universität angehörte, darf er mit Recht als einer ihrer Altmeister bezeichnet werden, an dessen Leben und Wirken sich ein nicht unbedeutendes Stück des akademischen Lebens abspann. Als E., der seit seinem 21. Jahre, von 1775 an, das Rectorat der Eutiner Schule verwaltet hatte, 1782 um Ostern als ordentlicher Professor nach Kiel berufen wurde, stand die Universität unter dem von Joh. Andr. Cramer berathenen Curator Grafen Reventlow und zwei Jahre später ward Cramer, zum [612] Kanzler ernannt, der unmittelbare Leiter der Curatelgeschäfte. Neben Cramer, dem Generalsuperintendenten Adler u. A. war E. ein Hauptvertreter derjenigen theologischen Richtung in den Herzogthümern, welche an den Rationalismus streifte und der Philosophie, namentlich der damals frisch aufblühenden, Einfluß gestattete. Das Gebiet seiner akademischen Vorlesungen war namentlich während der Zeit seiner ungeschwächten Wirksamkeit ein außerordentlich weites und vielartiges; ein schlagender Beweis dafür, wie gering damals noch jene Theilung der Arbeit war, welche heutzutage, wie auf allen Berufsfeldern, so auch auf dem der Wissenschaft sich geltend gemacht hat. Neben exegetischen, zum Theil wiederholten Vorlesungen über fast alle Bücher des alten und neuen Testaments las E. über hebräische Grammatik, über chaldäische, arabische und syrische Sprache, über Dogmatik, christliche Sittenlehre, Kirchengeschichte, Homiletik, Katechetik, ferner aber auch, wenigstens einige Male, über griechische und lateinische Schriftsteller, z. B. über die platonischen Dialoge, über Pindar und Livius. Er pflegte außerdem im Anfange seiner akademischen Lehrthätigkeit bis 1796 mit seinen dogmatischen Vorlesungen ein Examinatorium zu verbinden und abwechselnd mit seinen Collegen die Aufsicht über das Institut zur Uebung im Predigen zu führen. Neben seiner Lehrthätigkeit entfaltete E. einen regen schriftstellerischen Fleiß. Aus seiner Eutiner Zeit schreiben sich außer dem „Versuch einer poetischen Uebersetzung des Hiob“ (1778) und den „Animadversiones in librum Job“ (1779) mehrere in das pädagogische Fach einschlagende, mit moralischer Tendenz geschriebene Arbeiten her. Während seiner Kieler Zeit concentrirte sich seine Schriftstellerei in theologischer Richtung. Das Hauptgewicht fällt auf die heftweise in den Jahren 1790–99 erschienenen sechs Bände der theologischen Beiträge, sowie auf das „Compendium theologiae christianae theoreticae biblio-historicae“ (1791 und in zweiter Auflage 1792). Erstere sicherten dem Verfasser ein zeitgemäßes Verdienst um die Theologie und die damit verwandten Wissenschaften. E. war in der Exegese ein Freund grammatisch-historischer Auslegung; sein Stil war nicht frei von Weitschweifigkeit und Wiederholung. Dem erwähnten Compendium wurde von der Kritik einerseits eine unzweideutige und doch bescheidene Sprache und seine Discretion nachgerühmt, andererseits wurden daran aber auch die verfehlten Grundsätze in Unterscheidung der Lehre Jesu und der Apostel von der jüdischen Tradition getadelt. Sein 3 Bände umfassendes „Handbuch für das systematische Studium der christlichen Glaubenslehre“ (1801 u. 1802) fand die verschiedensten Beurtheilungen, die nur darin zusammenstimmen, daß dem Werke keine Epoche machende Bedeutung eigenthümlich war. In die „Sammlung kleiner vermischter Schriften“ (1799) nahm neben einzelnen neueren Arbeiten pädagogisch-moralischen und theologischen Inhaltes auch die in der Eutiner Zeit verfaßten Stücke wieder auf. In das erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts fallen noch die drei Bände seiner „Erklärung aller dunklen Stellen des neuen Testaments“ (1806–8). Mit dem steigenden Alter minderte sich die schriftstellerische Thätigkeit. In die von Claus Harms hervorgerufene große Bewegung unter den Theologen der Herzogthümer griff C. durch keine besondere Schrift mehr ein. Er erinnerte dagegen 1817 zur Säcularfeier an den Werth der Reformation und widmete Luther’s Verdiensten eine lateinisch geschriebene akademische Memorie. – Dem langjährigen und treuen Wirken Eckermann’s fehlten natürlich die äußerlichen Erfolge nicht. Schon 1784 war er in Kiel zum Dr. theol. promovirt worden. Seit 1811 war er erster ordentlicher theologischer Professor und hatte das Glück, nicht nur 1825 im August sein 50jähriges Amtsjubiläum, sondern auch, nachdem er schon seit 1828 Senior der Universität war, im April 1832 sein akademisches Jubiläum zu feiern. 1816 wurde er Kirchenrath.

[613] Thieß’ Gelehrtengeschichte der Universität Kiel, Th. 2. S. 240–318. Beyer’s Magazin f. Prediger, Bd. IX. St. 4 (ein Stück Selbstbiographie). Die Schlesw.-Holst. Schriftstellerlex. von Kordes, Lübker-Schröder und Alberti.