ADB:Engelhardt, Moritz

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Artikel „Engelhardt, Moritz“ von Ludwig Spach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 138–139, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Engelhardt,_Moritz&oldid=- (Version vom 27. April 2024, 00:25 Uhr UTC)
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Engelhardt: Christian Moritz E., Litterator und Archäolog, geboren zu Straßburg den 25. April 1775, gestorben den 10. Januar 1858. Sein Vater war ein Vetter des Actuars Salzmann. Zögling des protestantischen Gymnasiums von Straßburg, tritt er im September 1793 in das 9. Bataillon des Niederrheins, wird mit demselben in Fort Louis von den Oesterreichern gefangen und nach Ulm instradirt, entkommt im Schwarzwald und flüchtet auf Schweizerboden. Von dort kehrt er, mit einem Passe des republikanischen Gesandten Barthelemy versehen, in seine Vaterstadt zurück (1794), tritt als Stabsoffizier wieder in Dienst und macht die Campagne Macdonald’s in Graubünden mit: 1798–1801. – Er bekleidet hierauf bis 1836 eine Stelle als Divisionschef in der Mairie von Straßburg. Im J. 1804 schließt er eine Heirath mit Charlotte [139] Schweighäuser, der Tochter des Hellenisten. Seine litterarische Thätigkeit beginnt mit dem J. 1808 im Morgenblatt. Im J. 1819 edirt er sein Hauptwerk: „Herrad von Landsperg, Aebtissin zu St. Odilien oder Hohenburg im Elsaß im 12. Jahrh., und ihr Werk Hortus deliciarum“, mit 12 Kupfertafeln in 8., dem König Max von Baiern dedicirt. „Der Ritter von Stauffenberg, altdeutsches Gedicht, herausgegeben nach der Handschrift der öffentlichen Bibliothek zu Straßburg, nebst Bemerkungen zur Geschichte, Litteratur und Archäologie des Mittelalters, 1823, mit 26 lithographirten Blättern. Beide obige Werke sind nach dem damaligen Stande der Wissenschaft ausgezeichnet. – E. bereiste zu wiederholten Malen die heimischen Vogesen und die Schweiz. Seine „Wanderungen durch die Vogesen“ erschienen 1821. „Naturschilderungen, Sittenzüge und wissenschaftliche Bemerkungen aus den höchsten Schweizeralpen, besonders in Südwallis und Graubündten“, 1840. „Das Monte-Rosa- und Matterhorn-Gebirge“, 1852, mit orographischen Karten. – Im J. 1855 besuchte E. zum letzten Male, in hohem Alter, seine geliebten Walliser Berge, und erlebte dort im Wispthal das fürchterliche Erdbeben vom 25. Juli.

Seine Gattin Charlotte, geb. zu Straßburg den 4. Mai 1781, starb den 26. December 1863, fünf Jahre nach dem Tod des Gemahls. Sie war in den engeren Bezirken ihres heimathlichen Elsasses als anmuthige, anspruchslose lyrische und erzählende Dichterin bekannt. Ihre Arbeiten erschienen zum Theil in localen Zeitschriften, zum Theil eingeflochten in die Reisebeschreibungen ihres Gatten, zum Theil in dem Pfeffelalbum (1856). Sie selber hat nie eine Sammlung veranstaltet. Im humoristischen Epistelfache schließt sie sich an Wieland’s Schule an.

Ludwig Heinrich E., ein jüngerer Bruder des vorigen, geb. zu Straßburg den 4. April 1785, gest. 1856 (?), ist als Fortsetzer der „Vaterländischen Geschichte des Elsasses“ von Strobel bekannt. Er verfaßte die Hälfte des V. und den ganzen VI. Band, welche den Zeitraum von 1789 bis zur Juliregierung umfassen. In seinem Urtheile über Charaktere und Begebenheiten ist er unparteiisch, verhehlt aber keineswegs den Widerwillen, den ihm in der Revolutionszeit die extremen Parteien einflößen.