ADB:Giovanelli, Josef von

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Artikel „Giovanelli, Josef von“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 181–182, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Giovanelli,_Josef_von&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 05:55 Uhr UTC)
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Giovanelli: Josef v. G., geboren zu Bozen am 7. Mai 1750, gestorben ebenda am 19. November 1812, aus einem ursprünglich italienischen Edelgeschlecht, dessen Angehörige mehrfach die Patriarchenwürde und andere hohe Ehrenämter in Venedig bekleideten, das sich aber später in eine venetianische und eine tirolische Linie spaltete. Josef Petruzzo G. wurde 1564 von Ferdinand I. in den deutschen Reichsadelstand aufgenommen und kaufte sich in Tirol an; nachmals spaltete sich die Familie in einen zu Trient begüterten Ast, dem 1790 vom Reichsverweser Karl Theodor die Reichsgrafenwürde verliehen wurde, und in einen zu Bozen ansässigen Ast. Diesem gehörte J. v. G. an. Schon in den Kriegsjahren 1796–1801 und 1805 entwickelte er als landschaftlicher Verordneter des Herren- und Ritterstandes und Kassier der landschaftlichen Filialkasse eifrige Thätigkeit für das Landesdefensionswesen. Dies war in erhöhtem Maße der Fall, als 1809 der Aufstand ausbrach, der die Befreiung Tirols vom Joch des „freimaurerischen“ Baiern anstrebte. In Giovanelli’s Haus in Bozen wohnte der bekannte Freiherr v. Hormayr, der für die Anfangsperiode des merkwürdigen Kriegs als Haupt und intellectueller Führer der Aufständischen bezeichnet werden kann. G. zog zwar nicht selbst mit den Schützen ins Feld, erwarb sich aber großes Verdienst um die Organisation des kühnen Unternehmens durch Leitung der finanziellen Geschäfte, wobei er seinen eigenen Credit nutzbar machte und einen großen Theil seines Vermögens opferte. Als Präsident der Bozener Schatzdeputation sorgte er für Herbeischaffung von Waffen, Munition und Proviant für die Landesvertheidiger, was keine leichte Aufgabe, da für die [182] Erhebung Tirols keineswegs genügende Vorbereitungen getroffen und die Unterstützungsgelder aus dem kaiserlichen Hauptquartier nicht allzu reichlich flossen. Für G. war aber, wie für Hormayr, bei dem ganzen Unternehmen der österreichische Standpunkt maßgebend, nicht wie für Hofer und Speckbacher etc. der specifisch tirolische. Als nach dem Sieg Napoleons bei Wagram Kaiser Franz seine Sache verloren gab, mit dem Sieger Frieden schloß und auch an die Tiroler die directe Aufforderung richtete, sie möchten sich ruhig verhalten und nicht zwecklos aufopfern, war G. der Einzige, der den Muth hatte, den ob des „Verraths“ der „studirten Herrn“ zu Wien aufs heftigste erbitterten Bauern die kaiserliche Proclamation vorzulesen und durch ruhiges Zureden die Aufgeregten zu bewegen, die Waffen niederzulegen. Auch Giovanelli’s Sohn Josef fand während des Befreiungskampfes mehrfach Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Des Vaters und des Sohnes Verdienste ehrte Oesterreichs Kaiser durch Erhebung ihrer Familie in den Freiherrnstand (durch Signat vom 16. Juli 1839).

Staffler, Das deutsche Tirol und Vorarlberg, II. 872. Wurzbach, Biogr. Lex., V. 192 u. 194.