ADB:Heinrich der Fromme (kaiserlicher Vogt)

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Artikel „Heinrich der Fromme“ von Ferdinand Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 571–572, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_der_Fromme_(kaiserlicher_Vogt)&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 15:12 Uhr UTC)
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Heinrich der Fromme, der erste historisch bekannte kaiserliche Voigt des Voigtlandes, stammt aus dem Hause Gleißberg an der Elster und wurde geboren um das J. 1040. Er ist als der Urahne des Reußischen Fürstenhauses zu betrachten, welches direkt aus jener Linie der kaiserlichen Voigte hervorging, wenn der Name „Reuß“ auch erst im 13. Jahrhundert von den Nachkommen angenommen wurde und zwar zunächst von nur einem der voigteilichen Häuser, von dem aus er sich nach und nach auf die übrigen verbreitete. (S. Heinrich der Hochmeister.) H. wird von den alten Historikern, Albinus und Longolius als ein Mann von hoher Geistes- und Körperkraft genannt, der seine Zeit in ersterer Beziehung weit überragte. Kaiser Heinrich IV. ernannte ihn, wegen seiner treuen Anhänglichkeit, zu seinem Marschall und übertrug ihm die Voigteien Weida und Gera. In Folge dieser Ernennung verließ er seinen alten Stammsitz Gleißberg (das heutige Veitsberg), der bald in Trümmer zerfiel. In Weida dagegen, wo er seinen Sitz nahm, erbaute der Voigt eine für jene Zeit prächtige Kirche, deren Trümmer dort heute noch als interessante Ruine bestehen. Dieser Bau und verschiedene andere, gleichartige Kirchenbauten, verschafften ihm in der Geschichte den Beinamen des Frommen. Seine Anhänglichkeit an Kaiser Heinrich IV. war trotz allem Unglück, welches den Letzteren traf, unerschütterlich. Er kämpfte für denselben als Feldoberster mit in der für den Kaiser unglücklichen Schlacht an der Elster im J. 1080, worauf die siegenden Sachsen die Besitzungen des Voigtes: Gera, Weida u. A. zerstörten. Bald nachher befestigte er Gera aufs Neue, wovon in dieser Stadt ebenfalls noch Ueberreste vorhanden sind. Vermählt war er zuerst mit Lukarda, einer Tochter des Grafen von Leutenberg, die ihm eine Tochter und einen Sohn geboren, welch’ Letzterer in einem Treffen bei Nürnberg tödtlich verwundet, zum Vater zurück gebracht wurde und dort starb. H. vermählte sich zum zweiten Male mit Juliana, einer Tochter des Grafen Sieghard von Schwarzburg, aus welcher Ehe ebenfalls Söhne und Töchter hervorgingen. Einer derselben wurde des [572] Vaters Nachfolger in den beiden Voigteien, denen später noch die von Greiz beigegeben wurde. H. überlebte seinen kaiserlichen Herrn und hatte somit auch den Schmerz, zu sehen, wie dessen Lieblingssohn, Konrad, vom Vater abfiel und sich ihm als Gegenkaiser feindlich gegenüberstellte; ja, wie dessen zweiter, noch unnatürlicherer Sohn, der spätere Kaiser Heinrich V., den greisen Vater bekämpfte und ihn gewaltsam vom Throne stieß. – Das Todesjahr Heinrichs ist nicht genau bekannt; wahrscheinlich fällt es in die Zeit um 1120. Er und seine ganze Familie liegen in der Kirche zu Veitsberg begraben.