ADB:Hollaz, David (lutherischer Dogmatiker)

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Artikel „Hollaz, David“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 754–755, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hollaz,_David_(lutherischer_Dogmatiker)&oldid=- (Version vom 28. April 2024, 05:51 Uhr UTC)
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Hollaz: David H. – Vater und Sohn –, lutherische Theologen des 17. und 18. Jahrhunderts.

I. Der ältere H., der Dogmatiker, ist geb. 1648 zu Wulkow bei Stargard in Pommern, † 1713 am zweiten Ostertage als Pastor und Präpositus zu Jakobshagen. Er hatte in Erfurt und Wittenberg studirt und als Magister promovirt, war 1670 Prediger zu Pützerlin, 1680 Conrector zu Stargard, dann Rector und Prediger zu Colberg, 1692 Propst in Jakobshagen geworden. In jungen Jahren schrieb er Programme und griechische Gedichte, später gab er Predigten und sein Hauptwerk, ein dogmatisches Lehr- und Handbuch heraus unter dem Titel „Examen theol. acroamaticum universam theologiam thetico-polemicam complectens“. Es erschien erstmals 1707 in 4., und erlebte nach dem Tode des Verfassers noch eine Reihe von neuen Auflagen, ed. II 1718, besorgt von dem Rostocker Theologen A. J. von Krakewitz, die 7. und 8. mit dogmatisch-polemischen Anmerkungen und Zusätzen versehen von R. Teller 1750 und 1763. Die große und dauernde Beliebtheit dieses Buches, von der diese Auflagen zeugen, hat ihren Grund nicht in wissenschaftlicher Originalität, sondern theils in der Correctheit seiner Orthodoxie, theils in den formellen Vorzügen der Deutlichkeit, Vollständigkeit, übersichtlichen Anordnung, besonders aber in dem Geist der Milde und religiösen Innigkeit, der das Ganze durchweht. H. hat seine Vorgänger, besonders Gerhard, Calov, Scherzer etc. stark benutzt; aber er hat gründlicher gearbeitet als Baier, leidenschaftsloser als Hülsemann oder Calov, weniger scholastisch als König oder Quenstedt, übersichtlicher als Gerhard etc.; alle seine Vorgänger aber auf dem Felde lutherischer Dogmatik übertrifft er in Bezug auf Abrundung und Ebenmaß der Darstellung. Er gilt als der letzte streng lutherische Dogmatiker und ist zugleich derjenige, der nach 50 Jahren noch studirt wurde. So ragt er aus der Periode der Orthodoxie hinüber in die Zeit des Pietismus, Synkretismus, Wolfianismus. Die Philosophie erkennt er an als heilsamen Cultus des Geistes; der Pietismus wird weder erwähnt noch bekämpft, übt aber nichtsdestoweniger wie der Synkretismus einen stillen Einfluß. Die Frömmigkeit wird zum Wesen der Theologie gerechnet, die Heilsordnung mit besonderer Sorgfalt behandelt, ein Theolog im eminenten Sinn kann nur der Wiedergeborene sein: – darin zeigt sich die Einwirkung des Pietismus, in der Unterscheidung des Fundamentalen und Nichtfundamentalen diejenige Calixt’s. Dabei versichert H. ausdrücklich seine volle Rechtgläubigkeit: die gleichmäßige Sicherheit und unerschütterliche Objektivität seiner Darstellung macht den Eindruck, als ob der Besitzstand der lutherischen Orthodoxie noch von keiner Seite bedroht wäre. Und doch ist sein Werk das letzte seiner Art gewesen, das letzte, das noch vor dem Uebergang in ein anderes Zeitalter steht.

II. Nicht zu verwechseln mit ihm ist sein gleichnamiger Sohn, der jüngere D. H., Prediger zu Günthersberg in Hinterpommern, bekannt als Verfasser mehrerer, damals vielgelesenen, zum Theil auch neuerdings wieder aufgelegten Schriften erbaulichen Inhalts, z. B. „Beschreibung der Wiedergeburt etc.“, 1737, [755] „Anweisung zum Gebet“, 1747, „Ev. Gnadenordnung“, 1751 u. ö., „Pilgerstraße nach Zion“, 1771; Gesammtausgabe sämmtl. erbaulicher Schriften, Frankfurt 1750; Görlitz 1770–82.[WS 1]

Jänike, Gel. Pommern; Jöcher II, 1673; Walch, bibl. th. I, 62; Baur in Ersch u. Gruber’s Encykl.; Gaß, Gesch. d. Dogm. II. 495 ff.; Stargarder Skizzenbuch, Stargard 1877, S. 56; besonders aber meinen Artikel bei Herzog, Th. RE. 2. Aufl., Bd. VI. S. 266 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ebenfalls nicht zu verwechseln sind die beiden genannten mit ihrem gleichnamigen Enkel bzw. Sohn David Hollaz (1704–1771).