ADB:Krug von Nidda, Otto

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Krug von Nidda, Otto“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 640–641, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krug_von_Nidda,_Otto&oldid=- (Version vom 28. April 2024, 18:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Nicolovius, Ludwig
Nächster>>>
Nider, Johannes
Band 23 (1886), S. 640–641 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Otto Ludwig Krug von Nidda in der Wikipedia
Otto Ludwig Krug von Nidda in Wikidata
GND-Nummer 116567120
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|640|641|Krug von Nidda, Otto|Wilhelm von Gümbel|ADB:Krug von Nidda, Otto}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116567120}}    

Nidda:: Otto Ludwig Krug v. N., wirkl. Geh. Rath, zuletzt Oberberghauptmann a. D. in Berlin, entstammte einer Bergmannsfamilie, welche bereits einen höheren Beamten des Bergfachs zu den Ihrigen zählte. Geboren am 16. Decbr. 1810 zu Sangerhausen in der Provinz Sachsen, erhielt N. seine Gymnasialbildung zu Schulpforta bei Naumburg und wendete sich in der Absicht, die bergmännische Laufbahn zu ergreifen, dann seit 1828, wie es damals üblich war, zunächst der Praxis des Bergbaues auf den Kupferschiefergruben bei Eisleben zu und besuchte zugleich auch die Bergschule daselbst bis 1830, von welcher Zeit an N. dann auf der Mansfeldischen Kupferhütte, bei den Steinkohlenbergwerken von Wettin und Löbejün sich mit den verschiedenen Zweigen des Berg- und Hüttenwesenes praktisch vertraut zu machen eifrigst bestrebt war. So durch diese Vorlehre in den montanistischen Fächern wohl vorbereitet, bezog N. 1831 die Universität Berlin, um sich nun weiter in den vorschriftsmäßigen Studien für das Montanfach auch die erforderlichen theoretischen Kenntnisse anzueignen. Schon 1833 wurde dem hoffnungsvollen jungen Bergmann der ehrende Auftrag ertheilt, die Schwefellagerstätten auf Island einer wissenschaftlichen und praktischen Untersuchung zu unterziehen. Bei dieser Veranlassung machte sich N. auf einer ausgedehnten Reise in Island mit den geognostischen Verhältnissen dieser Insel genau bekannt. Es diente ihm dies als Material, um mehrere darauf bezügliche Abhandlungen in Karsten’s Archiv f. Min. etc. (Bd. VII u. IX) zu veröffentlichen. In seinem Hauptberichte über die geognostischen Verhältnisse Islands, welcher lange Zeit hindurch die Hauptquelle unserer geognostischen Kenntniß von dieser Insel ausmachte, unterschied N. als Grundlage die Trappformation und die Trachytbildungen mit ihren mächtigen Anhäufungen von Tuff, Breccie und Lavaströmen. Letztere betrachtete er als Herd der so ausgedehnten vulkanischen Thätigkeit auf Island, während sich bei dem Trapp die merkwürdige Eigenthümlichkeit bemerkbar machte, daß derselbe, obgleich vulkanischen Ursprungs, dennoch eine schichtenartige Ausbildung erkennen lasse. Eine nur stellenweise [641] vorkommende, eingelagerte Thonbildung mit Braunkohlen und Lignit, den sogenannten Suturbrand, wurde ganz besonders ausführlich geschildert. Mit diesen sorgfältigen Arbeiten glückte es N., die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nach seiner Rückkehr von Island widmete N. 1834 sich als Bergeleve dem Staatsdienste, unternahm eine bergmännische Reise in das sächsische Erzgebirge und nach Schlesien, um dann 1835 bei dem Bergamte Suhl in den praktischen Dienst einzutreten. Nach wohlbestandener Staatsprüfung erhielt N. mit dem 1. Febr. 1837 eine erste Anstellung als Einfahrer zu Waldenburg in Niederschlesien, wo er dann weiter erst zum Obereinfahrer und endlich zum Mitglied des dortigen Bergamtes befördert wurde. Aus dieser Zeit stammt eine kleine Abhandlung über Anthracit auf einem Gange im Granit (Karsten’s Arch. VIII, 497). 1841 nach Tarnowitz in Oberschlesien versetzt und 1843 zum Bergmeister daselbst ernannt, hatte N. dort zuerst die Steinkohlenbergwerke und später den Metallbergbau als Betriebsleiter zu verwalten. In diesen Stellungen erwarb er sich als praktischer Bergmann um die Hebung der Montanindustrie große Verdienste. Schon 1850 erhielt er die hohe Stellung eines Bergamtsdirectors und Bergraths in Halberstadt und 1853 in Siegen, dann die eines Oberbergrathes in Breslau und endlich mit dem 1. August 1854 eine Verwendung in der Bergwerksabtheilung des Handelsministeriums in Berlin, wo er seit September 1854 als Geheimer Bergrath, dann als Geheimer Oberbergrath Dienste leistete und seit dem 23. Mai 1860 als wirkl. Geh. Oberbergrath und Ministerialdirector an die Spitze des preußischen Montanwesens gestellt wurde. Während 20 Jahren widmete N. seine unermüdliche Thätigkeit der Hebung des preußischen Montanwesens zum größten Segen des unter seiner Leitung großartig aufblühenden Bergbaues. Seinem richtigen Verständniß und warmen Interessen für diesen Zweig ist es zu verdanken, daß dasselbe von den bis dahin hemmenden Fesseln staatlicher Bevormundung durch eine weise Gesetzgebung befreit und ihm eine selbständige freie Entwicklung ermöglicht wurde. N. vereinigte in seltener Weise die Vorzüge eines einsichtsvollen umsichtigen Verwaltungsbeamten mit jenen eines erfahrungsreichen und geübten Praktikers. Dabei hatte er ein liebevolles Interesse für das Wohl der Arbeiter und Beamten, deren pecuniäre Verhältnisse er durch vielfache Einrichtungen aufzubessern bemüht war. Diese seine umfassende Thätigkeit als Beamter gestattete ihm nur wenig Muße, um aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen weitere Mittheilungen an die Oeffentlichkeit zu bringen. Es beschränkt sich diese seine schriftstellerische Thätigkeit fast ausschließlich auf die Zeit seiner ersten praktischen Beschäftigung. Dahin gehören die Abhandlungen: „Geognostische Beschreibung des Thüringer Waldes und der Grafschaft Henneberg“ (Karsten’s Arch. IX, 3), Erzlager erbohrt am Gritzberg in Oberschlesien, Horn- und Weißbleierz in Form des ersteren, Erzlagerstätte im Muschelkalk Schlesiens, das Oberschlesische Steinkohlenbecken, Graptolithenschiefer und Grauwacke Schlesiens, Octaëdrische Steinsalzkrystalle u. A. Nach nahezu 50jähriger Dienstzeit trat N. 1878 in den Ruhestand und wurde bei dieser Gelegenheit mit der Verleihung des rothen Adlerordens I. Classe mit Eichenlaub geehrt, nachdem ihm schon 1863 der Titel eines Oberberghauptmanns und 1873 der eines Wirklichen Geheimen Rathes verliehen worden war. Viele in- und ausländische Orden bezeugten überdies die Anerkennung, welche man dem verdienstvollen Manne gern zollte. Am 8. Febr. 1885 erlag N. einem wiederholten Schlaganfalle in Berlin.

Zeitschrift f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preußen, Bd. XXV, III. Beilage.