ADB:Leopold von Österreich

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Artikel „Leopold von Oesterreich“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 404, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leopold_von_%C3%96sterreich&oldid=- (Version vom 3. Mai 2024, 00:05 Uhr UTC)
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Leopold von Oesterreich, Astronom. Weder über die persönlichen Verhältnisse, noch auch über die eigentliche Lebenszeit dieses Mannes scheint sich irgendwelche sichere Nachricht beibringen lassen zu können. Jedenfalls aber dürfte dem Inhalte seines Buches nach, auf welches wir uns einzig und allein zu beziehen im Stande sind, Riccioli ungleich mehr im Rechte sein, wenn er sagt: „Leopoldus de Austria magnae famae astrologus floruit circa 1200“, als der anonyme Verfasser der „Geschichte der Astronomie“, der annimmt oder durch den Ort, welchen er dem L. anweist, wenigstens zu der Annahme verleitet, derselbe habe erst gegen das Ende des 15. Jahrhunderts gelebt. Daß letzteres nicht möglich, ergibt sich schon aus dem Umstande, daß eine Münchener Sammelhandschrift, die zwischen 1445 und 1450 angelegt ward, mit der vom Verfasser angeblich selbst niedergeschriebenen „Compilatio leupoldi de astrorum scientia“ beginnt. Unter den Sprossen des österreichischen, markgräflichen oder herzoglichen Hauses, dem man den Verfasser hat einreihen wollen, findet sich keiner, mit dem man ihn füglich zusammenbringen könnte. Es wird also das ducatus Austriae filius nur als „Sohn des Landes Oesterreich“ zu fassen sein, wie denn auch der Wiener Codex nicht L. dux Austriae, sondern L. de Austria sagt. Im J. 1489 nun gab der bekannte Augsburger Buchdrucker Erhard Ratdolt zu Vendig ein Buch mit folgendem Titel heraus: „Compilatio Leupoldi ducatus austrie filii de astrorum scientia decem continens tractatus“. Was sein geistiges Eigenthum an diesen zehn Abhandlungen sei, erklärt L. nicht näher; man solle gar nicht, so äußert er sich, nach den Autoren der einzelnen Bestandtheile fragen, für deren richtige Wiedergabe er als „diligens compilator“ einstehe. Sollte der einleitende Tractat etwa aus Leopolds eigener Feder stammen, so wäre zu erwähnen, daß derselbe mit einer genauen Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels beginnt, die einzelnen Sternbilder durch Alignement zu bestimmen lehrt, dann aber gleich mitten in die eigentliche Sterndeuterei hineinführt. Sonst möchten noch aus der Einleitung die folgenden Worte bemerkt zu werden verdienen: „Ego sum, inquam, Leupoldus ducatus austriae filius, qui post longum et continuum studium astronomiae habeo ad honorem dei tenaciter in intentione, omnia, quae de astrorum scientia comprehendi, in unum volumen reducere. De motibus autem, quia multi de his scripserunt copiose et praedixerunt, summarie pertransibo ut possim amplius et utilius effectibus immorari“. Schon aus dieser Wendung erhellt, daß die Astrologie der Hauptzweck des Werkes war, welchem die wissenschaftliche Sternkunde nur zur Unterstützung zu dienen hatte. Eine Handschrift des Werkes (cod. s. XIV) in der kaiserlichen Fideicommißbibliothek in Wien trägt nach dem Katalog das Explicit: Liupoldus de Austria a. domini 1332.

Riccioli, Chronicon Astronomorum. Bononiae 1651. – Kästner, Gesch. der Mathematik, 2. Bd., Göttingen 1797, S. 682 ff. – Geschichte der Astronomie von den ältesten bis auf gegenwärtige Zeiten, Chemnitz 1792, S. 157. – Günther, Analyse einiger kosmographischer Codices der Münchener Hof- und Staatsbibliothek, Halle 1878, S. 2 ff.