ADB:Pappus, Leonhard

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Artikel „Pappus, Leonhard“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 164–165, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pappus,_Leonhard&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 11:27 Uhr UTC)
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Pappus: Leonhard P., Geschichtschreiber. Geboren am 27. Januar 1607 zu Feldkirch in Vorarlberg aus einem angesehenen adlichen Geschlechte, das erst bei seinen Lebzeiten den Beinamen „von Tratzberg“ erhielt, war er ohne Zweifel von Anfang an für die kirchliche Laufbahn bestimmt. Einer seiner Lehrer war der bekannte Vielschreiber und Klopffechter Kaspar Scioppius, der sich später auf diesen seinen Schüler auch viel zu gute gethan hat. Welche hohe Schule P. besucht hat, ist uns nicht überliefert. In den geistlichen Stand eingetreten, sah er sich bei Zeiten darin gefördert und dürften die nahen Beziehungen seiner Familie zu den Habsburgern einiges dazu beigetragen haben. Schon im Jahre 1628 ist ihm ein Canonicat in Constanz zugefallen, ein Jahr darauf die Propstei des Collegiatstiftes St. Johann daselbst; 1633 ernannte ihn Kaiser Ferdinand II. zu seinem geistlichen Rathe, das Jahr darauf wurde er Domherr zu Augsburg u. s. w. Offenbar hat sich P. früh den Ruf eines brauchbaren Geschäftsmannes erworben. Im Jahre 1639 bestellte ihn Kurfürst Maximilian [165] von Baiern zum Generalvicar „bei unserer anvertrauten Geschäftsarmada“ und fast gleichzeitig die Erzherzogin Claudia, die Wittwe des Erzherzogs Leopold von Tirol, zu ihrem Residenten am kaiserlichen Hofe, und im J. 1646 ernannte ihn Kaiser Ferdinand III. zum Residenten am päpstlichen Hofe. Zuletzt noch erwählte ihn das Domcapitel zu Augsburg, wo er in den späteren Lebensjahren vielfach residirt zu haben scheint, zu seinem Decan, nachdem ihm dieselbe Würde bereits 1645 zu Constanz zugefallen war. Am 6. Juni 1677 ist er in dieser Stadt gestorben. Das bleibende Gedächtniß seines Namens ist jedoch gleichwol nicht an die Thätigkeit geknüpft, die er in den erwähnten Aemtern und Vertrauensstellungen entwickelt hat, sondern in seiner in lateinischer Sprache verfaßten „Geschichte Deutschlands in den Jahren 1617 bis 1641“, der verhängnißvollsten Zeit der deutschen Geschichte. Er zeigt sich hier als gebildeter, gelehrter Mann, der die Welt gesehen und die politischen Geschäfte kennen gelernt hat. Dem kaiserlichen Hause, wie das ja auch die äußere Geschichte seines Lebens bezeugt, ergeben, hat er sich als Geschichtschreiber doch einen wohlthuenden Grad, wenn nicht der vollen Unbefangenheit, so doch der Mäßigung bewahrt. Die Form der Darstellung ist knapp und gewandt, der Stil verräth ein sorgfältiges Studium des Tacitus. Ob auch die Fortsetzung von 1641 bis 1648 von P. herrührt, bleibt zweifelhaft, wenn man auch wiederholt den Versuch gemacht hat, sie ihm zuzuschreiben. Die neueste Ausgabe unter dem Titel: „Epitome Rerum Germanicarum ab anno MDCXVII ad annum MDCXLVIII“ hat, in zwei Theilen (Wien 1856 u. 1858), Ludwig Arndts besorgt und sie mit einer litterarischen Einleitung und erläuternden Anmerkungen versehen.