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ADB:Perthes, Justus

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Artikel „Perthes, Justus“ von Heinrich Pallmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 400–401, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Perthes,_Justus&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:29 Uhr UTC)
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Perthes: Johann Georg Justus P., der Begründer der bekannten Verlagsbuchhandlung und Geographischen Anstalt Justus Perthes in Gotha, wurde am 11. Sept. 1749 zu Rudolstadt geboren. Von seinem Vater, dem fürstlichen Leibarzt, zum Kaufmannsstande bestimmt, fand er im J. 1778 Gelegenheit, mit dem herzoglich sächsischen Hofagenten Karl Wilhelm Ettinger in Gotha und mit Johann Friedrich Dürfeldt eine „Handlungs-Societät“ zur Weiterführung der damals in großer Blüthe stehenden Ettinger’schen Buchhandlung in Gotha zu gründen. Obschon dieser Vertrag auf zehn Jahre abgeschlossen war, schied P. bereits im September 1785 aus, um auf eigene Rechnung ein Verlagsgeschäft, wenn auch mit sehr bescheidenen Mitteln zu begründen. Von der Ettinger’schen Buchhandlung wurde ihm der Verlag und der Vertrieb des Gotha’schen Hofkalenders und des Almanach de Gotha auf 15 Jahre von 1786–1800, doch unter Beibehaltung der Firma Ettinger, pachtweise überlassen. Diesem lebenskräftigen Verlagsartikel widmete P. während der ersten vier Jahre des Bestehens seiner Firma seine ganz ausschließliche Thätigkeit. Nachdem er den Kalender in sicheren Bahnen wußte, fing er mit Beginn des Jahres 1790 an, seinen Verlag [401] wesentlich auszudehnen. Sein erster Verlagsartikel mit seiner eigenen Firma auf dem Titel: „Hamberger, Merkwürdigkeiten bei der römischen Königswahl und Kaiserkrönung“ war vom Glück begünstigt und erlebte drei kurz aufeinander folgende Auflagen. Gleichzeitig bereitete er eine größere periodische Publication vor, den von Schlichtegroll redigirten „Nekrolog, enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger verstorbener Deutschen“, der von 1791–1806 die stattliche Reihe von 28 Bänden erreichte und zur Bekanntmachung von Perthes’ Verlag in erster Linie beigetragen hat. Obwohl im Laufe der Jahre noch eine Menge theologischer, philosophischer, geschichtlicher Werke und außerdem noch solche des verschiedensten Inhalts bei ihm erschienen, erhielt er erst im Februar 1797 die landesherrliche Erlaubniß zum Betriebe einer „ordentlichen Verlags- und Sortimentsbuchhandlung“. Mit Beginn des Jahrhunderts wurde nicht nur der Pachtvertrag mit Ettinger auf weitere fünfzehn Jahre verlängert, sondern P. wandte sich jetzt auch mehr einer einheitlichen Richtung seines Verlags zu. Es war dies die geographische, welche heute noch die Hauptthätigkeit der Firma ausmacht. Nach der Herausgabe zweier größerer Werke, Pigavetta’s Beschreibung der von Magellan unternommenen ersten Reise um die Welt und der Geschichte Martin Behaims, aus Urkunden bearbeitet von Christoph Gottlieb v. Murr, erschien bei ihm im J. 1809 ein Handatlas über alle bekannte Länder des Erdbodens in 24 Karten herausgegeben von Johann Heinrich Gottlieb Heusinger. Einige Jahre vorher war P. mit einem Manne in Verbindung getreten, dessen Name später untrennbar mit der Firma Justus Perthes verknüpft war, nämlich mit Adolf Stieler. Diese Verbindung wurde durch die hereinbrechenden Kriege unterbrochen und erst nach erfolgtem Frieden wieder aufgenommen. Stieler beabsichtigte einen Handatlas herauszugeben, der durch bequemes Format, begleitenden Text zu jedem Blatte, durch möglichste Genauigkeit, Deutlichkeit und Vollständigkeit, dabei aber durch zweckmäßige Auswahl, Gleichförmigkeit der Projection und des Maßstabes, durch schönes Papier, guten Druck, sorgfältige Illumination und wohlfeilen Preis sich auszeichnen sollte. P. ging auf dieses Verlagsunternehmen ein und ließ es sogleich in Angriff nehmen, so daß bereits im Frühjahr 1816 fünf fertige Blätter vorlagen. Leider aber sollte er die Vollendung desselben nicht mehr erleben, denn er starb nach kurzem Kranksein am 1. Mai 1816. Er war seit 19. Mai 1784 mit Sabine Ernestine Dürfeldt (geb. am 22. October 1765), der Schwester seines ehemaligen Geschäftstheilhabers, vermählt gewesen. Dieser Ehe entsprossen 15 Kinder, welche aber fast sämmtlich in jungen Jahren gestorben sind, nur zwei Söhne, Wilhelm und Karl überlebten ihn.

Justus Perthes in Gotha 1785–1885 (Festschrift zum hundertjährigen Geschäftsjubiläum).