ADB:Pozzi, Maximilian

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Artikel „Pozzi, Maximilian“ von Ludwig Nieser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 497–498, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pozzi,_Maximilian&oldid=- (Version vom 6. Mai 2024, 04:23 Uhr UTC)
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Pozzi: Maximilian P., Bildhauer, wurde 1770 zu Mannheim geboren als dritter und jüngster Sohn des kurpfälzischen Hofstuccators Giuseppe P. Die Pozzi’sche Künstlerfamilie stammt aus Castel San Pietro bei Mendrisio (am Luganersee). Der Großvater Francesco, dort 1700 geboren, hatte als Stuccator an verschiedenen Plätzen Oberitaliens, später in der Schweiz in der St. Ursuskirche in Solothurn und anderwärts gearbeitet, war dann aber nach seiner Heimath zurückgekehrt und dort 1784 gestorben. Seine drei Söhne Giuseppe, Carlo Luca und Domenico, gleichfalls in Castel San Pietro geboren, (der erste 1732, die andern 1735 und 1742) ließ der Vater in Mailand unterrichten und ausbilden; die beiden ältern wurden Gehülfen bei seinen Arbeiten, so zunächst bei der Ausschmückung des palazzo Odescalchi am Comersee, dann in Solothurn und in der Abteikirche St. Blasien auf dem Schwarzwald. Beide Söhne erhielten dann Aufträge für die kurfürstlichen Schlösser in Mannheim, Benrath bei Düsseldorf und Schwetzingen. Der ältere Giuseppe, seit 1756 als Hofstuccator des Kurfürsten Karl Theodor angestellt, hat in Mannheim viele vorzügliche Werke in Stucco ausgeführt, wobei er von seinem Bruder Carlo Luca und später auch von seinem 1763 geborenen Sohne Francesco Antonio unterstützt wurde; alle Arbeiten sind dem Geschmack der Zeit und des Hofes entsprechend im reichsten Barockstil ausgeführt; namentlich seien nur die Arbeiten im Badhause zu Schwetzingen, ein prächtiger Kamin mit Karyatiden im Residenzschlosse zu Mannheim, die Altarverzierungen in der Schloßkirche daselbst, ferner die Plafonds und Wandverkleidungen in den ehemaligen fürstlich Bretzenheim’schen und gräflich Castell’schen Häusern ebendort hervorgehoben. Auch nach Frankfurt a/M. wurden die Pozzis berufen, um das Schmidt’sche und v. Schweitzer’sche Haus (jetzt russischer Hof und wegen Erweiterung des Reichspostgebäudes zum Abbruch bestimmt) mit Stuccaturen zu schmücken (1790–92). Giuseppe starb 1811 zu Mannheim, nachdem er 1807 seinen talentvollen Sohn Francesco Antonio und zwei Jahre zuvor seinen Bruder Carlo Luca durch den Tod verloren. [498] Der letztere war schon bei Ausbruch der Revolution 1789 in den Heimathsort der Familie zurückgekehrt; man hatte ihn dort zum Obersten eines Milizbataillons und Volksrepräsentanten gewählt. Der dritte Sohn Francesco’s Domenico, der in Mailand Maler geworden und von den Brüdern zeitweise zur Ausführung von Deckengemälden al fresco veranlaßt wurde, (so in Solothurn, Como und im gräfl. Castell’schen Hause zu Mannheim) ist schon 1796 in Mailand gestorben. Der zweite Sohn Giuseppe Pozzi’s Ignazio, geb. 1766 in Mannheim, auf der dortigen Akademie zum Maler ausgebildet, führte außer historischen Gemälden vorzüglich Theaterdecorationen für das kurfürstliche Hoftheater in Mannheim und einige Deckenbilder in den obengenannten Häusern zu Frankfurt a M. aus und erhielt schließlich eine Berufung nach Dessau zur Erbauung und Einrichtung des dortigen Theaters; dorthin begleitete ihn der junge Sohn seines Bruders Francesco, Antonio, (geb. 1792 zu Frankfurt a M.), der sich zum Bildhauer ausgebildet hatte und nach dem Tod seines Onkels Ignazio in das Atelier seines andern Onkels Maximilian, der inzwischen als Bildhauer sich zu namhafter Bedeutung emporgearbeitet, nach Mannheim zurückkehrte. Dieser Maximilian. wie oben erwähnt, 1770 in Mannheim geboren, erhielt zuerst den Unterricht im Modelliren bei seinem Vater Giuseppe und auf der Akademie seiner Vaterstadt. Von hier war er dann zu weiterer Ausbildung nach München gegangen, wo er verschiedene beachtenswerthe Werke, eine Büste der regierenden Kurfürstin, einige Basreliefs für deren Zimmer in der Residenz und das Marmordenkmal der Frau v. Stumm ausführte. Nachdem er Deutschland, Frankreich und England bereist, ließ er sich in seiner Vaterstadt Mannheim dauernd nieder und erwarb sich hier den Ruf eines bedeutenden Künstlers. Von seinen Werken, für welche ihm die Kunstweise Canova’s und Thorwaldsen’s als Vorbild vorschwebte, sind besonders zu nennen: eine Büste des Weltumseglers Otto von Kotzebue für den russischen Reichskanzler Grafen Romanzow, das Marmordenkmal für einen bei der Belagerung Mannheims gebliebenen Fürsten Schwarzenberg in der katholischen Stadtkirche zu Weinheim (an der Bergstraße), welches dessen von kriegerischen Emblemen umgebene Büste zeigt, mehrere vom Herzog von Dessau bestellte Büsten und von freien Statuen eine „Religion“, eine büßende Magdalena am Kreuzesstamme, eine Medusa u. a. m. Auf dem Friedhofe in Mannheim sind noch eine größere Anzahl Grabmonumente seines Meißels erhalten, meist allegorische Reliefdarstellungen, so auf dem großen von Stengel’schen Epitaphium, der Denkstein des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft, des bekannten A. v. Klein, das Monument, welches Frau v. Kotzebue ihrem von Sand ermordeten Gatten errichtete, der Grabstein des Hofkammerdirectors Reichsfreiherrn v. Babo von 1799, die schönen Grabdenkmale für Freiherrn Adolf Wilh. v. Stumm und seine Gemahlin Friederike Caroline (beide † 1829), andere für die Familien v. Heiligenstein, Recum, Gemmingen. Maximilian P. wurde in Anerkennung seiner Werke 1808 zum großherzoglich badischen Hofbildhauer und Professor ernannt; er nahm an allen künstlerischen Fragen seiner Vaterstadt regen Antheil, wie er auch zu den Mitgründern des 1833 gestifteten Mannheimer Kunstvereins gehört und starb hochgeachtet und geehrt am 12. März 1842.

Vgl. auch Nagler, allgem. Künstlerlexikon, Band XII, p. 2–8.