ADB:Reinald III.

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Artikel „Reinald III.“ von Karl Theodor Wenzelburger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 726–728, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinald_III.&oldid=- (Version vom 6. Mai 2024, 07:49 Uhr UTC)
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Reinald III. (Reynald), Sohn des Vorigen, Herzog von Geldern, Graf von Zutfen, bekannt durch seine wechselvollen Schicksale. Da R. noch minderjährig war, mußte eine Regentschaft errichtet werden, an deren Spitze Johann van Valkenburg stand und welcher zunächst die finanzielle Ordnung des Nachlasses des verstorbenen Herzogs oblag, während Eleonore mit Dirk van Valkenburg, einem Neffen des eben genannten. die eigentliche Vormundschaft und die Regierung führte. Die Erbansprüche, welche der Herzog von Jülich für seinen mit einer Tochter Reinald’s II. aus erster Ehe vermählten Sohn machte, wurden durch das einmüthige und entschiedene Auftreten fast aller Städte, welche den jungen R. alsbald anerkannten, ziemlich rasch beseitigt und letzterer wurde schon 1344, erst 13 Jahre alt, für volljährig erklärt, nachdem ihm Wilhelm IV., Graf von Holland die Summen vorgestreckt hatte, mit denen er den Rentmeister Johann van Valkenburg befriedigen konnte. Der holländische Graf wünschte die Verheirathung des jungen R. mit seiner Schwester Isabella, obwol derselbe schon früher von seinem Vater mit der Tochter des Herzogs Johann III. von Brabant verlobt worden war; und endlich drang Eduard III. von England darauf, daß er eine Tochter des Herzogs von Jülich heirathen solle, damit R. bei dem aufs neue zwischen Frankreich und England entbrannten Kriege nicht durch seine Heirath mit der Tochter des französisch gesinnten Herzogs von Brabant auf die Seite Frankreichs gezogen würde. Eduard ließ den jungen Herzog zu sich in sein Feldlager vor Calais, das er eben belagerte, kommen, R. ging scheinbar auf den Willen seines Oheims, sich mit der Jülicherin zu vermählen ein, aber er begab sich nicht nach Jülich, wie er seinem Oheim versprochen hatte, sondern nach Brabant, wo er sich mit Maria, der Tochter des Herzogs, vermählte. Am 1. Juli 1347 fand die Hochzeit statt und R. wurde durch diese Verbindung alsbald in den Krieg mit Lüttich verwickelt, mit dem sein Schwiegervater eben beschäftigt war. Zur Zeit, als R. die Regierung antrat, hatte der zunächst im Stift Utrecht ausgebrochene Streit zwischen den Heekeren und Bronkhorsten seine Rückwirkung auch auf Geldern ausgeübt, indem die hervorragendsten und mächtigsten Edlen, sowie einige Bannerherren auf die Seite der einen oder andern streitenden Partei traten. Am gelderschen Hofe hatte bis jetzt Bronkhorst den überwiegenden Einfluß ausgeübt, aber bald nach seiner Heirath schloß sich R. den Heekeren an, welche auch in Bälde alle einflußreichen Stellen inne hatten und die Bronkhorsten verdrängten. Letztere waren aber keineswegs gesonnen, das Feld gutwillig zu räumen und in dem jüngeren Bruder Reinald’s, Eduard, fanden sie alsbald den Mann, der sich an ihre Spitze stellte. Ungleich viel begabter und energischer, als sein Bruder, war er auf die Gunst und Gnade desselben angewiesen, da der frühe Tod seinen Vater verhindert hatte, seine Zukunft gehörig sicher zu stellen; um so bereitwilliger ging er auf die Anerbietungen der Bronkhorsten ein und auch einige Städte, besonders Tiel [727] und Nymegen, traten auf seine Seite. Zwar wurde die erste Erhebung der beiden genannten Städte von R. siegreich niedergeschlagen, allein im J. 1353 stand Eduard, von den Edlen unterstützt, in so achtunggebietender Macht seinem Bruder gegenüber, daß R. ihm „das Herzogthum Geldern und die Grafschaft Zutfen mit hohem, mittleren und niederen Rechtsgebiet, mit Renten und Einkünften, mit Städten, Land, Lehens- und Dienstmannen übergab und ihn darüber zum Staathalter anstellte, um es in seinem Namen bis zum 25. December 1360 zu regieren“. Somit war Eduard thatsächlich der Herzog von Geldern geworden, seinem Bruder, R., blieb nur der Titel und ein reiches Einkommen; Eduard verstand es indessen, sich bei den Städten sehr beliebt zu machen, deren Privilegien und Handvesten er bereitwilligst bestätigte. Allein der Vertrag war von kurzer Dauer, R. griff bereits nach einem Jahre zu den Waffen (1354) und um die Reihen seiner Anhänger zu verstärken, schenkte er den bis jetzt dem Landesherrn hörig gewelenen Bewohnern der Veluwe die Freiheit und entband sie aller bisherigen Leistungen und Verpflichtungen. Dies war ein sehr unvorsichtiger Schritt, der schon um seines präjudiciellen Charakters willen den Adel noch mehr erbittern mußte, und wenn R. auch einige vorübergehende Erfolge aufzuweisen hatte, so wurde die Stellung des ohnedieß schon überlegenen Eduard von Tag zu Tag stärker. Verschiedene Male kam es zum Friedensschluß zwischen den Brüdern, der aber nach kurzer Frist von der einen oder andern Partei wieder gebrochen wurde, während das Land in grauenvoller Weise verwüstet wurde. Als Albrecht von Baiern für seinen wahnsinnig gewordenen Bruder zum Landvogt von Holland ernannt worden war, schloß derselbe mit R. ein Bündniß, infolge dessen Eduard vorläufig auf jeden Widerstand verzichten mußte, da ohnedieß auch die Zeit seiner Regentschaft abgelaufen war; er begnügte sich mit Schloß und Herrschaft Montfoort und R. war nunmehr wieder der alleinige Herr in Geldern und Zutfen. Aber seine Regierung erregte nur Unzufriedenheit, Nymegen und Tiel sagten ihm den Gehorsam auf und als R. sich zur Belagerung Tiels auschickte, warf sich Eduard in die Stadt, vernichtete die Heerhaufen seines Bruders und nahm diesen selbst gefangen (15. Mai 1361). Jetzt mußte R. auf Herzogthum und Grafschaft förmlich verzichten, Eduard ließ ihn von Stadt zu Stadt führen, um jede einzelne des ihm geschworenen Huldigungseides zu entbinden und hielt ihn zuerst auf der Burg von Roozendaal, später auf dem Schlosse Nyenbeek in der Veluwe gefangen. Viele Heekeren traten nunmehr auf die Seite Eduard’s und versöhnten sich mit ihm, der neue Herzog selbst entfaltete eine ungeheure Thätigkeit, um die seinen Besitzungen durch den langen Krieg geschlagenen Wunden zu heilen, aber auswärtige Händel gönnten ihm fast keinen Augenblick Ruhe. Mit Brabant lebte er stets auf gespanntem Fuße, da der dortige Hof wegen der Gefangenhaltung Reinald’s grollte. Als der Herzog von Jülich, auf dessen Gebiet einige brabantische Kaufleute von herumstreifenden Linfars (entlassenen englischen Sö1dnern) ausgeplündert worden waren, vom Herzog von Brabant in der Schlacht von Baesweiler (20. August 1371) schon geschlagen, ja selbst in Gefangenschaft gerathen war, erschien Eduard von Geldern noch zu rechter Zeit auf dem Schlachtfelde und die Brabanter erlitten eine schmähliche Niederlage, der Herzog Wenzel selbst wurde gefangen, aber auch Eduard fand hier sein Ende: denn als er nach der Schlacht erhitzt und müde seinen Helm lüftete, erhielt er durch den Pfeil eines fanatischen Heekeren, den er mit Gunstbeweisen überladen, der aber den alten Parteihaß noch nicht vergessen hatte, eine Kopfwunde, an der er, erst 35 Jahre alt, starb. Der einzige noch vorhandene Thronerbe war der seit zehn Jahren gefangene R., man zog denselben aus dem Gefängniß, in welchem er derart an Leibesumfang zugenommen hatte, daß man die Mauer desselben durchbrechen [728] mußte, weil die gewöhnliche Thüre für ihn zu enge war. Man berief ihn wieder zur Regierung, gab ihm jedoch einen Rath zur Seite, ohne welchen er keine Regierungshandlung vornehmen durfte. Aber schon nach vier Monaten (8. December 1371) starb er, ohne legitime Kinder zu hinterlassen. Mit ihm war das Haus Nassau in Geldern ausgestorben und ein Herzog von Jülich wurde jetzt Herzog von Geldern und Graf von Zutfen.