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ADB:Richter, Jeremias Benjamin

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Artikel „Richter, Jeremias Benjamin“ von Albert Ladenburg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 466–467, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richter,_Jeremias_Benjamin&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 01:41 Uhr UTC)
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Band 28 (1889), S. 466–467 (Quelle).
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Richter: Jeremias Benjamin R., Chemiker, geboren am 10. März 1762 zu Hirschberg in Schlesien, † am 4. April 1807 zu Berlin. Er promovirte 1789 als Doctor der Philosophie in Königsberg mit der Dissertation: „De usu matheseos in chymia“, lebte zuerst als Bergsecretär und Bergprobirer zu Breslau, dann als Assessor der Bergwerksadministration und Arcanist an der Porcellanfabrik zu Berlin.

R. darf als einer der Begründer der heutigen Chemie betrachtet werden und zwar durch die Entdeckung des Neutralitätsgesetzes, wonach bei der gegenseitigen Zersetzung zweier Neutralsalze die Neutralität erhalten bleibt. Er hat dadurch die Erkenntniß des Begriffs Aequivalenz angebahnt und hat durch seine Arbeiten über die Zusammensetzung der Neutralsalze die Aequivalente von Säuren und Basen, durch seine Untersuchungen über Metallfällungen die Aequivalente von einigen Metallen festgestellt. Durch diese Arbeiten kann er als ein Vorläufer Dalton’s angesehen werden und er hat schon vor Proust das Gesetz der constanten Proportionen erkannt. Von ihm rührt auch die Einführung des Begriffs Stöchiometrie her (von στοιχεῖoν und μετρεῖν), der die Bestimmung der Größenverhältnisse, in denen sich die Körper verbinden, bedeutet. Uebrigens haben Richter’s Schriften auf seine Zeitgenossen sehr geringen Einfluß ausgeübt, es hat sehr lange gedauert, bis man ihn gewürdigt hat. Es rührt dies offenbar aus verschiedenen Gründen her. Zunächst hat sich R. einer sehr unklaren und unschönen Sprache bedient, dann blieb er noch Anhänger der Phlogistontheorie zu einer Zeit, als sich Lavoisier’s Ansichten bereits Bahn gebrochen hatten, endlich verquickte er seine wichtigen Lehrsätze und Resultate mit einer Reihe von durchaus unrichtigen Hypothesen, die er in sehr weitläufiger Art zu erweisen suchte. Er hatte nämlich die Ansicht, daß die Aequivalente[WS 1] oder wie er sie nannte, Massen- oder Neutralitätsreihen der Basen eine arithmetische, die der Säuren eine geometrische Progression bilden. Für die Anerkennung Richter’s war es auch von großem Nachtheil, daß Berzelius einem Vorgänger Richter’s, Wenzel, mit Unrecht das Verdienst dessen zuschrieb, was R. geleistet hatte. Die wichtigsten [467] Schriften Richter’s sind: „Ueber die neueren Gegenstände der Chemie“ in 11 Stücken, Breslau 1791–1802 und „Anfangsgründe der Stöchiometrie“. Breslau 1792–1794.

Kopp, Geschichte der Chemie. – Ladenburg, Entwicklungsgeschichte der Chemie.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Aquivalente