ADB:Schäfer, Gottfried Heinrich

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Artikel „Schäfer, Gottfried Heinrich“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 524–525, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%A4fer,_Gottfried_Heinrich&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 08:26 Uhr UTC)
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Schäfer, Heinrich
Band 30 (1890), S. 524–525 (Quelle).
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Schäfer: Gottfried Heinrich S., Philologe 1764–1840. Er wurde in Leipzig am 27. September 1764 geboren und erhielt dort, schon früh auf eigenen Erwerb angewiesen, seine Schul- und Universitätsbildung. Seine Studien wendeten sich anfangs den allerverschiedensten Gegenständen zu; er hat in Theologie, Rechtswissenschaft und Medicin sich vertieft und ist in allen diesen Fächern schriftstellerisch thätig gewesen, namentlich auch durch massenhaftes Uebersetzen – besonders medicinischer Werke – aus fremden Sprachen. Ein Zufall führte ihn der Philologie zu, in der er nun mit unermüdlichem Eifer eine wahrhaft staunenswerthe Gelehrsamkeit sich erwarb. Zum Verkehr mit Menschen an sich wenig beanlagt, durch mancherlei schwere Heimsuchungen verstimmt [525] und verbittert, wurde er das Musterbild eines einseitigen Buch- und Stubengelehrten; seine rastlose Thätigkeit mußte er fast ausschließlich buchhändlerischen Lohnarbeiten widmen, wie der Herausgabe von Texten – namentlich der griechischen Prosaiker – für die Tauchnitz’sche und Weigel’sche Sammlung der Classiker. Auch durch Correcturen fremder wissenschaftlicher Arbeiten, denen seine Verbesserungen vielfach zu Gute kamen, erwarb er seinen Unterhalt; von dieser Art von Arbeiten war die verdienstlichste die Mitarbeit an der 1815–1828 erschienenen neuen Ausgabe von Stephanus’ „Thesaurus linguae graecae“. – Erst 1806 habilitirte er sich als Privatdocent mit einer Habilitationsschrift „Meletemata critica in Dionysii arte rhetorica“, wurde auch 1808 auf G. Hermann’s Verwendung außerordentlicher Professor und erhielt eine Collegiatur im größeren Fürstencollegium; der Erfolg seiner Lehrthätigkeit blieb aber gering. 1818 verschaffte ihm Hermann die Stelle des Universitätsbibliothekars, die er bis 1833 inne hatte. Leicht verletzt und zu Mißdeutungen geneigt kam er auch mit Hermann selbst in eine lang dauernde heftige Fehde, welche zeitweilig auch weitere Kreise in Bewegung setzte, schließlich aber ohne Ergebniß verlief. – S. starb in Leipzig am 12. März 1840. – von seinen überaus zahlreichen und wegen der vielfach angewendeten Anonymität gar nicht mehr vollständig nachzuweisenden wissenschaftlichen Arbeiten sind außer den Ausgaben der griechischen Schriftsteller zu nennen seine Ausgabe der Briefe des Plinius und des Tibull, Catull und Properz; seine bedeutendste Arbeit ist der „Apparatus criticus et exegeticus ad Demosthenem“, 1824–1827, 5 Bände (der 6. – 1833 – enthält die „Indices“ von Ed. Seiler); verdienstlich sind auch seine Ausgaben der Schrift des Dionysius von Halikarnaß „de compositione verborum“, 1808, und des Gregorius von Korinth über die Dialecte der griechischen Sprache, 1811. Von den vielen Textausgaben der Tauchnitz’schen und Teubner’schen Sammlung enthält wol jede eine Anzahl werthvoller Textverbesserungen – am meisten die sechsbändige Teubner’sche Ausgabe der „vitae parallelae“ des Plutarch, 1825–30 – aber keine eine gleichmäßige, nach festen kritischen Grundsätzen durchgeführte Textrevision. Er fand nach seinem eigenen Worte – im Sophokles – bei keiner Ausgabe auch nur die Zeit, seine eigenen Adversarien zu benutzen, weil er des schnelleren Erwerbes wegen Alles aus dem Kopfe schreiben mußte (Passow).

Bursian, Gesch. d. class. Philologie, S. 707–709. – H. Koechly, Gottfried Hermann, 1874, S. 59; die ausführliche Darstellung des Streites zwischen Schäfer und Hermann daselbst S. 215–220. – Schäfer’s Briefe an Ch. G. Schütz in dessen Biographie, 1834, I, S. 407–418. – Fr. Passow’s Leben, von Wachler, 1839, S. 146 f. – Verzeichniß der größeren philologischen Arbeiten Schäfer’s, wenn auch unvollständig, bei Pökel, philol. Schriftsteller-Lexikon 1882, S. 240.